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"Barbarossa" in Kelbra "Barbarossa" in Kelbra: Traditionshotel schließt

Von Frank Schedwill 30.12.2015, 10:07
Die Außenansicht des Hotels.
Die Außenansicht des Hotels. Ralf Kandel Lizenz

Kelbra - Noch laufen die Vorbereitungen für die Silvesterfeier. Mit 50 Freunden und Bekannten wollen Alexander Halupka und seine Familie im Kelbraer Hotel „Barbarossa“ das neue Jahr begrüßen. Danach ist Schluss. Die traditionsreiche Einrichtung schließt erstmal ihre Pforten.

Das Hotel „Barbarossa“ wurde im Jahr 1965 als Unterkunft für die Arbeiter errichtet, die damals den Damm des Kelbraer Stausees bauten. Später diente das Gebäude als Kinderferienlager und als Betriebsferienheim. Seit 1990 wird das Gebäude als Hotel genutzt. Das Haus verfügt über 30 Zimmer mit insgesamt 60 Betten sowie zwei Restaurants mit 90 und 60 Plätzen.

Am 4. Januar findet die Schlüsselübergabe an den Eigentümer des Gebäudes, die Schachtbau Nordhausen GmbH, statt. „Dann gehen ich und meine Frau Frau Roswitha in den Ruhestand“, sagt der 68-Jährige. Über 20 Jahre lang hatte er das Hotel gepachtet, das wohl über den schönsten Ausblick auf den Kelbraer Stausee verfügt. Und Halupka und seine Familie hätten auch weiter gemacht: Sie haben sich, wie er sagt, aber mit dem Hausbesitzer nicht über die künftigen Konditionen einigen können.

„Wir hatten immer gute Zahlen“, betont der Hotelier. Etwa 6 000 Menschen haben in dem Drei-Sterne-Haus pro Jahr übernachtet. Illustre Gäste konnten er und sein zehnköpfige Hotel-Mannschaft in der Zeit begrüßen: In den Gästebüchern haben sich zum Beispiel der frühere sachsen-anhaltische Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU), die Kastelruther Spatzen, die Rockröhre Suzi Quatro, der Countrysänger Tom Astor oder auch die Fußballerinnen des Bundesligisten Turbine Potsdam verewigt. „Alle waren sie bei uns zufrieden“, sagt Halupka. Dazu kamen ungezählte Familienfeiern, die das Hotel ausrichtete, und Tausende Gäste, die dort einfach so zum Mittag- oder Abendessen einkehrten. Gerade erst jetzt zu Weihnachten wurden über 300 Gäste bewirtet.

Der Hotelier hätte es deshalb gern gesehen, dass sein Sohn Andreas und seine Schwiegertochter Susann das „Barbarossa“ irgendwann übernommen hätten. „Es tut mir in der Seele leid, dass das nicht gelungen ist“, sagt er. Auch für die vielen Stammgäste, denen er für das kommende Jahr habe absagen müssen. Einige hatten sich sogar per Mail an die MZ gewandt, weil sie das „Aus“ für das Traditionshaus nicht verstehen. Doch Halupka verweist auch auf den großen Investitionsstau im Haus: An der Brandschutztechnik des Gebäudes, an den Fenstern oder auch an der Zufahrt müsse dringend etwas gemacht werden, wenn man das Hotel erhalten wolle. Leider habe der Besitzer in den vergangenen Jahren nur sehr wenig investiert. Deshalb gebe er als Pächter das Hotel jetzt ab. Zum 31. Dezember hat Halupka notgedrungen allen Mitarbeitern gekündigt. „Die über 60-Jährigen gehen in Rente. Der Rest hat zum Glück schnell eine neue Arbeit gefunden. Auch mein Sohn und meine Schwiegertochter“, sagt er. Darüber ist der 68-Jährige froh.

Die Schachtbau GmbH verweist auf Anfrage darauf, dass sie derzeit konkrete Gespräche mit einem Interessenten führe. Der wolle das Gebäude als Hotel weiter nutzen, sagt Geschäftsführer Jens Peters. Die Gespräche würden Anfang Januar fortgesetzt. (mz)

Alexander Halupka beim Abschließen der Hoteltür. Anfang Januar dreht der Pächter den Schlüssel endgültig um und geht in den Ruhestand.
Alexander Halupka beim Abschließen der Hoteltür. Anfang Januar dreht der Pächter den Schlüssel endgültig um und geht in den Ruhestand.
Ralf Kandel Lizenz
Diesen Ausblick kann man von der Hotel-Terrasse auf den Stausee genießen.
Diesen Ausblick kann man von der Hotel-Terrasse auf den Stausee genießen.
Kandel Lizenz
Blick ins Gästebuch
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Ralf Kandel Lizenz