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ASV in Sangerhausen Athletischer Sportverein in Sangerhausen: Wie Vorschüler mit Leichtathletik vetraut gemacht werden

Von Lucas Wölbing 06.10.2016, 14:21
Früh übt sich, wer vielleicht ein Olympiasieger wird: Beim ASV trainieren Kinder schon ab dem Vorschulalter in der Mini-Gruppe.
Früh übt sich, wer vielleicht ein Olympiasieger wird: Beim ASV trainieren Kinder schon ab dem Vorschulalter in der Mini-Gruppe. Maik Schumann

Sangerhausen - Der Zauber von Rio ist längst verflogen. Doch ein olympisches Dorf steht noch und so schnell plant hier niemand, seine Zelte abzubrechen. Vor den blauen Containern üben immer noch die Sportler, ihre Trainer sehen von den Bänken aus zu und zeigen stolz Bilder von Pokalen und Goldmedaillen. Nur die bunten Ringe der Olympiade fehlen, nirgends wehen sie auf irgendeiner Flagge, stattdessen prangt überall ein gelbes Logo mit fettgedruckten Buchstaben: ASV.

Jüngste Athleten beim ASV sind fünf Jahre

Es ist ein sonniger Herbstnachmittag im Sangerhäuser Sportpark Friesenstadion, als der Athletische Sportverein (ASV) seine Zukunft auflaufen lässt: Mehr als zwanzig Leichtathleten, von denen die jüngsten fünf Jahre alt sind und „die Minis“ genannt werden.

Der ASV ist der größte Sportverein im Landkreis Mansfeld-Südharz, bei dem geschätzt 850 Sportler trainieren und sich auf fast 60 Gruppen aufteilen.

Als er sich 1902 gründete, lag der Schwerpunkt noch auf traditionellen Sportarten und dem Turnen, doch das Angebot ist mittlerweile auf 23 verschiedene Betätigungsfelder angewachsen.

So gibt es unter anderem Badminton, Bosseln, Fußball, Gymnastik, Prellvolleyball, Reha-Sport, Volleyball, Wandern, Zumba und verschiedene Kampfsportarten. (lwö)

Was sie an ihrem regulären Trainingstag vorhaben, weckt Erinnerungen an ein typisches Schulsportfest. Auf den Weitsprung folgt der Ballwurf, dann wird auf kurzer Strecke gesprintet und am Ende kommt der 800-Meter-Lauf. Alina war also schon bestens vorbereitet, als das alles auch in der Schule auf dem Plan stand.

Manchmal sei sie ihren Mitschülern schon davon gerannt, erzählt die Achtjährige stolz. „Und noch besser bin ich im Weitsprung.“ Sie hat schon früh mit dem Sport angefangen, viele ihrer Freunde waren noch im Kindergarten, als sie beim ASV eingestiegen sind.

„Fünf Jahre ist ein gutes Alter, um eine Sportart zu starten“, weiß Ronny Wagner. Denn dann hätten die Kinder bereits erste Erfahrungen, wenn sie im Sportunterricht plötzlich mit den neuen Disziplinen konfrontiert werden. Der Allstedter trainiert „die Minis“ und ist ihr wöchentlicher Begleiter auf dem Sportplatz und im olympischen Dorf des ASV. „Wir wollen hier niemanden auf Leistung trimmen“, stellt er klar, denn er weiß: Geht es um Kinder und Leistungssport, kann genau das schnell zur Gefahr werden.

„Natürlich freuen wir uns über jede Medaille, die einer der Kleinen mitbringt, doch am Ende bleiben sie Kinder.“ Nicht jeder, der früh angefangen hat, ist auch bei der Leichtathletik geblieben, so mancher hat etwa zum Judo gewechselt, doch die Anzahl derer, die irgendwann ganz mit dem Sport gebrochen haben, ist verschwindend gering, weiß der 37-Jährige. „Die Kinder würden nicht weitermachen, wenn es ihnen keinen Spaß machen würde“, glaubt Wagner.

Durch Zufall zum Trainer-Dasein gekommen

Er selbst hätte nie geglaubt, dass er einmal hier stehen würde; mit Turnschuhen und im blauen Vereinstrikot und schon gar nicht in leitender Funktion. „Fußball, ja, aber Leichtathletik war nach der Schule nie ein Thema für mich“, erzählt der Familienvater. Schuld an seinem Trainerglück ist die eigene Tochter, die er eigentlich nur beim ASV anmelden wollte.

Doch er tauchte zu Zeiten eines Trainernotstandes auf, ließ sich überreden und ausbilden und übernahm überraschend die Mini-Gruppe. „Jetzt möchte ich sie nicht mehr missen“, sagt er und lacht. Einer der Jungen zeigt ihm die Liste mit den heutigen Sprungweiten, Ronny Wagner wirkt zufrieden: „Super“, ruft er einem Jungen zu, der gerade zur Sprintbahn unterwegs ist. „Wieder ein Stück besser.“

Die Kinder und ihre sportlichen Fähigkeiten wachsen mit den Monaten, erzählt er. Kaum ist ein Ziel geschafft, setzen sich die Kinder selbst schon das nächste. „Wir hatten sogar kleine Sportler, die wir schon früher zur nächsten Trainingsgruppe schicken konnten“, freut sich Wagner, der Wert auf einen spielerischen Einstieg in den Sport legt. Denn etwas anderes sollen „die Minis“ auch gar nicht sein: Die Gruppe soll die Liebe zur Bewegung wecken, Kinder sollen mit ihren Eltern entscheiden, ob sie damit weitermachen wollen. Dennoch haben Ronny Wagner und die anderen Trainer einen Traum: „Vielleicht rennt hier ja schon der nächste Olympiasieger.“ (mz)