Asylbewerber in Sangerhausen Asylbewerber in Sangerhausen: Anschlag auf Wohnheim
Sangerhausen - „Zukunft den deutschen Kindern“ und „Haut ab“. Zwei Sprüche sind am Eingang des Mehrfamilienhauses im Sangerhäuser Stadtteil Südwest noch zu lesen, in dem etwa 70 Asylbewerber aus den verschiedensten Nationen untergebracht sind. Die anderen rechtsradikalen Parolen, darunter der Spruch „Verpisst euch“, geschrieben mit zwei SS-Runen, sind am Nachmittag bereits übertüncht worden. Auch der Holztresen im Eingangsbereich des Gebäudes ist verschwunden. Der oder die Täter sollen in der Nacht zu Dienstag versucht haben, das Möbelstück anzuzünden. Es wurde zum Glück aber nur leicht beschädigt.
Der Anschlag auf die Asylbewerberunterkunft war am Dienstagmorgen um 7.45 Uhr zu Dienstbeginn von einem Mitarbeiter des Eisleber Vereins Pegasus entdeckt worden. Der Verein arbeitet mit dem Landkreis zusammen. Er mietet Wohnungen an, richtet diese ein und betreut die Asylbewerber. Der Pegasus-Mitarbeiter informierte die Polizei. Kriminaltechniker sicherten fast den ganzen Tag über Spuren. Mittlerweile hat die Abteilung Staatsschutz der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd in Halle die Ermittlungen übernommen.
Der Mitarbeiter des Vereins Pegasus will sich zu dem Vorfall am liebsten nicht äußern. Er sagt dann aber doch, dass es bisher nie Probleme gab. Es habe immer ein gutes Einvernehmen mit den deutschen Nachbarn in den angrenzenden Wohnblöcken geherrscht. Sie hätten sogar Spielzeug und Kleidung für die Asylsuchenden und ihre Familien bei ihm abgegeben. Und zum Glück habe der Vorfall auch keine große Unruhe unter seinen Schützlingen ausgelöst. Das Leben in dem Mehrfamilienhaus sei gestern seinen normalen Weg weiter gegangen. Andere Mieter des Hauses hielten dagegen, sie hätten nun schon ein mulmiges Gefühl. „Angst ist nicht von der Hand zu weisen“, sagt ein Mann, der seit Jahren in dem Gebäude Geschäftsräume betreibt.
Der Landkreis verurteilte den Vorfall. „Auch wenn glücklicherweise niemand verletzt worden ist, darf so etwas nicht toleriert werden“, betont Landrätin Angelika Klein (Die Linke). Die Kreisverwaltung werde Polizei und Staatsschutz bei den Ermittlungen unterstützen. Eine sichere Unterbringung der Asylsuchenden habe oberste Priorität. Da aber keine großen Schäden in dem Mehrfamilienhaus entstanden sind, könnten die Bewohner weiter dort bleiben.
Wer Hinweise zur Aufklärung der Straftat geben kann, wird gebeten, die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd unter 0345/2 24 12 91 anzurufen. (mz)