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Assistierte Ausbildung Assistierte Ausbildung: Mit Hilfe zum Holz-Beruf

Von Helga Koch 07.04.2016, 11:37
Dominik Schäffner (li.) beim Schleifen von Bodenplatten. Tischler Mario Baunheimer (re.) und seine Kollegen stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite.
Dominik Schäffner (li.) beim Schleifen von Bodenplatten. Tischler Mario Baunheimer (re.) und seine Kollegen stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Schumann

Sangerhausen - „Nein“, schüttelt Dominik Schäffner den Kopf, „nur Holz. Metall ist nichts für mich.“ Der 18-jährige Sangerhäuser absolviert eine sogenannte assistierte Ausbildung zum Holzmechaniker. Dabei wird er regelmäßig durch Matthias Erler vom Beratungs- und Bildungsinstitut Halle unterstützt. Ohne diese Hilfe würde er es wohl kaum schaffen.

Die Mitglieder des Netzwerks europäischer Arbeitsmarktservices (Public Employment Services-Netzwerk - PES) haben am Mittwoch erstmals einen gemeinsamen „European Employers’ Day“ (europäischer Arbeitgebertag) veranstaltet, das Netzwerk wird durch Vorstand Frank-Jürgen Weise von der Bundesagentur für Arbeit geleitet.

Ziel des Aktionstages ist es, Unternehmen – insbesondere kleine und mittlere – auf die Dienstleistungen der Arbeitsverwaltung aufmerksam zu machen und Kundenbeziehungen zu Arbeitgebern aufzubauen oder zu festigen, um die Integration von Arbeit- und Ausbildungssuchenden in den Arbeitsmarkt zu verbessern.

Auch die Sangerhäuser Agentur für Arbeit und das Jobcenter Mansfeld-Südharz mit ihrem gemeinsamen Arbeitgeberservice haben sich beteiligt. Dazu gab es über 50 persönliche und telefonische Kontakte zu Unternehmen im Landkreis Mansfeld-Südharz, teilt die Agentur mit.

Begonnen hat Schäffner im Herbst, anderthalb Jahre bis zum Abschluss liegen noch vor ihm. Dass es der richtige Beruf für ihn sein würde, hat er während seines Praktikums in der Sangerhäuser Tischlerei Böhme gemerkt. „Zehn Monate“, sagt der junge Mann und lächelt. Für Geschäftsführer Rainer Böhme ist diese Praktikumszeit ebenso wichtig gewesen: Um zu prüfen, ob Dominik den Beruf wirklich erlernen will. „Wir bilden seit 1993 aus. Wir haben immer Lehrlinge gehabt und unsere Erfahrungen mit ihnen gemacht.“ Doch die Voraussetzungen hätten sich inzwischen geändert. „Wir haben keine Not, Bewerbungen zu kriegen. Aber es kommen nicht mehr unbedingt die Besten.“ Trotzdem bilde die Firma nach wie vor aus. Schließlich wolle er ja nicht nur noch Rentner im Betrieb haben, fügt er schmunzelnd hinzu. „Junge Leute sind wichtig fürs Betriebsklima und fürs Image.“ Und manche jungen Leute, sagt er salopp, müssten eben erst erwachsen werden.

Initiative gefragt

Er misst Lehrlinge daran, ob sie Initiative zeigen. Bei Dominik habe er festgestellt, „dass er unbedingt will. Es geht Stück für Stück voran.“ Daran hat auch der Sozialpädagoge Matthias Erler vom Beratungs- und Bildungsinstitut Halle eine gebührende Aktie. Seit August betreut er den 18-Jährigen: „Wir haben regelmäßig telefonischen oder persönlichen Kontakt mit der Firma, der Berufsschule und der Handwerkskammer.“ Er wisse, dass berufstheoretische Fächer wie Mathe oder Werkstoffkunde für Dominik am schwierigsten sind. Sobald es in einem Fach etwas nachzuholen gibt, „arbeiten wir das auf. Schließlich wollen wir die Ausbildung gemeinsam gut zu Ende bringen.“

Der Sangerhäuser ist einer von 15 Jugendlichen, deren Ausbildungsbegleitung durch die Sangerhäuser Agentur für Arbeit gefördert wird. Weitere folgen, sagt Agentur-Sprecherin Uta Mayer: „In diesem Monat nehmen noch mal 15 Jugendliche an der Vorbereitungsphase beim Bildungsträger teil.“ Die Sangerhäuser Agentur habe in diesem Jahr 315 000 Euro zur Verfügung, um jungen Leuten eine Einstiegsqualifizierung, assistierte Ausbildung oder ausbildungsbegleitende Hilfen zu ermöglichen. Hinzu kämen Zuschüsse vom Land Sachsen-Anhalt und aus den Europäischen Sozialfonds.

Strategien und Kompromisse nötig

Agenturchefin Martina Scherer kennt das Probleme vieler Betriebe in Mansfeld-Südharz, Personal zu finden und zu binden. „Da sind innovative Strategien und Kompromisse nötig.“ Viele junge Leute starteten mit Defiziten in die Ausbildung. „Dann müssen wir die Berufsausbildung über eine längere Zeit flankieren. Wir wollen vermeiden, dass junge Leute ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen.“ Das gelte für benachteiligte Jugendliche mit schwachem und fehlendem Schulabschluss oder Migranten. Geschäftsführer Rainer Böhme freut es, wenn sich das Bemühen um die jungen Leute lohnt. Es gebe gute und schlechte Erfahrungen: „Insgesamt ist es positiv, ein Stückchen Zukunft zu schaffen.“ Und wenn alles gut geht, wird Dominik Schäffner sogar noch ein Jahr Ausbildung zum Tischler dranhängen. (mz)