Hochwasser in Mansfeld-Südharz An alle Helfer in der Not während des Hochwassers - Wir sagen Danke!
In den Wochen des Hochwassers wurde im Westteil des Landkreises Großartiges geleistet, um das Schlimmste zu verhindern. In der MZ wurde sehr ausführlich darüber berichtet. Jetzt ist es noch einmal an der Zeit für den ganz großen Aufschlag. Wir möchten nämlich symbolisch vor allen den Hut ziehen, die nicht weggeschaut haben, als das Wasser bedrohlich stieg.
Südharz/MZ. - Der Schnee ist weggetaut und die Aussichten sind regnerisch. Ist das der richtige Zeitpunkt Dankeschön zu sagen – all jenen, die sich beim Hochwasser, das die Region seit Weihnachten in Atem hält, in irgendeiner Weise engagiert haben? Haupt- oder ehrenamtlich, beim Sandsäcke befüllen und Sandsäcke stapeln, beim Aufpassen, beim Schichten schieben, beim Brote schmieren oder Kaffee kochen?
Es gibt darauf nur eine, und zwar sehr klare Antwort auf diese Frage: Ja, es ist genau der richtige Zeitpunkt für ein riesengroßes Dankeschön an alle, die gesagt haben: Das Hochwasser ist nicht allein die Angelegenheit deren, die es bedroht.
Unermüdlicher Kampf gegen das Hochwasser
Auch wenn die Worte unser täglich Brot sind, sucht man für einen solchen Text tatsächlich nach ihnen, vor allem nach den passenden Worten, die genau das ausdrücken, was die vergangenen Tage und Wochen ausgemacht haben.
Mit dem Wissen, dass das alles irgendwie noch nicht wirklich vorbei ist. Man sitzt ein bisschen wie auf Kohlen und hofft inständig, dass uns eine zweite Welle, wie es sie in Form der ersten gab, nicht überrollt.
Es existiert in dieser Situation aber die Gewissheit, dass all die Leute, die seit Weihnachten im Hochwassergebiet des Landkreises unermüdlich gearbeitet haben, auch dann wieder da sein werden.
Es wird die Menschen geben, die in Gummistiefel schlüpfen und spontan zu Hilfe eilen, es wird die vielen, vielen Feuerwehrleute geben, die mit Manpower und Fachwissen versuchen dafür zu sorgen, dass es nicht so schlimm kommt wie befürchtet.
Es werden auch dann wieder die Mitglieder des Technisches Hilfswerkes (THW) ganz besonders bedrohte Menschen unterstützen. Und genau diese Gewissheit macht die Situation so besonders.
Dank auch an die Helfer aus anderen Kreisen
Wenn man Dankeschön sagt, dann sind auch all jene eingeschlossen, die in Ämtern und Behörden für den Überblick und die Koordination gesorgt und wie alle Helfer ihre privaten Belange hinten angestellt haben.
Der Dank geht natürlich weit über die Landkreisgrenzen hinaus zu all jenen Feuerwehrleuten aus Sachsen-Anhalt, die im Hochwassergebiet an der Helme tolle Unterstützung geleistet haben. Wir hoffen, dass sie dieser Dank irgendwie erreicht. Erzählen Sie es einfach weiter, wenn Sie es hier lesen…
Dieses Dankeschön heute, das wir als Mitteldeutsche Zeitung hervorheben möchten, gilt aber auch den Familien, die ihren Alltag so umorganisiert haben, damit sie anderen helfen können. Es gilt den Großeltern, die auf die Enkel aufpassten, während die Eltern in langen Sandsackschlangen standen und kräftezehrend die Deiche mitgesichert haben.
Dankeschön an alle Helfer
Und dieses Dankeschön gilt den Spendern von Lebensmitteln, es gilt den Kaffeekochern, Brote-Schmierern und den Mutmachern. Dies soll ein Dankeschön sein, bei dem niemand vergessen wird. Deshalb lassen wir auch ganz viele Menschen zu Wort kommen, die Zeit des Hochwassers ganz unterschiedlich und aus verschiedenen Perspektiven erlebt haben.
Es kommt uns darauf an, dass sich wirklich alle angesprochen fühlen, die ihr Scherflein beigetragen haben. Es kommt uns darauf an, das Wir-Gefühl, das in den Tagen des Hochwassers in der Region gewachsen ist, weiterzutragen, in der großen Hoffnung, dass es immer wieder so sein wird in schwierigen Situationen.
Es muss sich nicht immer gleich um eine so bedrohliche Lage handeln. Das wünscht sich niemand. Aber wir alle wünschen uns Hilfe in der Not. Und die, das hat die Hochwassersituation ganz deutlich gezeigt, gibt es ganz schnell und von Herzen. Ganz zum Schluss gestatten Sie mir noch ein paar Worte in eigener Sache – nicht üblich, aber aus meiner Sicht unerlässlich: Zu denen, die seit Weihnachten viele Tage nicht auf die Uhr geschaut haben, gehören meine Kollegen der MZ-Lokalredaktion Sangerhausen.
Sie haben nicht an Weihnachtsruhe und Silvesterparty gedacht, freie Tage wie selbstverständlich zu Arbeitstagen gemacht, um an der Hochwasserfront, das zu tun, was auch sehr wichtig ist – nämlich die Menschen schnell und zuverlässig zu informieren. Danke dafür und für dieses Team.
Krise als Keimzelle von etwas Gutem
André Schröder (Landrat): „Allen gemeinsam ist es gelungen, die drohende Katastrophe abzuwenden. Und sofern man einer Krise etwas Gutes abgewinnen kann, dann ist es doch, dass solch eine Zeit die Keimzelle bürgerschaftlichen Engagements sein kann und das gegenseitige und selbstlose Helfen neu entstehen lässt. In dieser Notlage ist die Gesellschaft in MSH, aber auch über die Kreisgrenzen hinaus, zusammengerückt und der Wert der Gemeinschaft zählt wieder mehr als der Wert des Einzelnen. Darauf bin ich sehr stolz!“
In dieser Notlage ist die Gesellschaft in MSH zusammengerückt.
André Schröder (CDU), Landrat Mansfeld-Südharz
Hilfe verdienst größten Respekt
Peter Kohl (Bürgermeister): „Wir sind überwältigt von der schnellen und selbstverständlichen Hilfe vieler freiwilliger Helfer. Was von den Feuerwehren, THW, kaum zu zählenden Bürgerinnen und Bürgern sowie umliegenden Firmen in Zusammenarbeit mit Polizei, LHW, Bauhof, Bundeswehr und Verwaltung geleistet wurde, verdient größten Respekt. Es erfüllt mit Freude und Demut, dass wir uns im Ernstfall aufeinander verlassen können. Die freiwilligen Feuerwehren waren rund um die Uhr seit Weihnachten im Einsatz und sind es immer noch. Man musste sie mitunter regelrecht nach Hause schicken. Auch an die Familien Dank für das Verständnis. Wir sind stolz auf euch alle!“
Es erfüllt mit Freude und Demut, dass wir uns im Ernstfall aufeinander verlassen können.
Peter Kohl (parteilos), Bürgermeister Gemeinde Südharz
Gemeinsam große Schäden verhindert
Arndt Kemesies (Ortsbürgermeister): „Ich wohne seit 1979 in Oberröblingen. So ein Hochwasser habe ich noch nicht erlebt. Durch eine kluge Strategie, den Mühlgraben abzupumpen und das Helme-Wasser auf Überflutungsflächen zu leiten, konnten Personen- und Gebäudeschäden im Ort verhindert werden. Ich bin froh, dass sich so viele am Kampf gegen das Hochwasser beteiligt haben. Ich danke den freiwilligen Helfern, den Feuerwehren, dem THW, der Bundeswehr und auch dem Talsperrenbetrieb. Gemeinsam ist gelungen, verheerende Schäden zu verhindern.“
Ich wohne seit 1979 in Oberröblingen. So ein Hochwasser habe ich noch nicht erlebt.
Arndt Kemesies (SPD), Ortsbürgermeister von Oberröblingen
Chronik der Ereignisse
Erste Warnung am zweiten Feiertag
26. Dezember 2023: Nach tagelangen Regenfällen spitzt sich die Lage über Weihnachten zu. 13.43 Uhr gibt der Landkreis eine erste Warnung heraus: Es drohen Überschwemmungen in den Ortschaften entlang der Helme in den Gemeinden Goldene Aue, Südharz, Sangerhausen und Allstedt. Die Gemeinde Thürungen wird freiwillig evakuiert, allerdings nehmen nur einige Thürunger das Angebot an.
Die Pegel steigen immer weiter
27. Dezember 2023: Im Laufe des Tages steigt der Pegel der Helme in Bennungen über die zwei-Meter-Marke und erreicht Alarmstufe vier. Diese wird bis 16. Januar gelten. Den Höchststand erreicht die Helme in der Nacht zum 3. Januar mit 2,47 Metern. Der Stausee ist inzwischen randvoll und über dem eigentlich zulässigen Höchstwert von rund 35 Millionen Kubikmeter. Die höchste Auslastung beträgt eine Füllmenge von 113 Prozent.
Katastrophenfall in Mansfeld-Südharz
30. Dezember: Der Landkreis stellt 15 Uhr als einziger Kreis in Deutschland den Katastrophenfall fest. Auch ein Hilfeersuchen bei der Bundeswehr wird in diesen Tagen verschickt. Unterdessen sind Hunderte freiwillige Helfer der Feuerwehren und aus der Zivilgesellschaft unermüdlich im Einsatz, um Sandsäcke zu füllen oder sich um die Verpflegung zu kümmern. Neben Bennungen geraten Oberröblingen und Katharinenrieth in den Fokus. Helfer und Hilfe aus dem ganzen Land erreichen MSH.
Kanzler zu Gast im Flutgebiet
4. Januar 2024: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verschafft sich zusammen mit anderen hochrangigen Politkern in Oberröblingen und Berga einen Überblick über die Lage in Mansfeld-Südharz. Der besuch wird in der Bevölkerung durchaus kritisch gesehen. Auch Falschnachrichten um angeblich extra bestellte Flüchtlinge machen die Runde.
Situation entspannt sich
12. Januar: Nach 14 Tagen Katastrophenfall wird dieser 18 Uhr aufgehoben. Auch die Bundeswehr rückt wieder ab, 200 Soldaten hatten vor allem in Oberröblingen bei der Deichsicherung unterstützt. Auch die Pegel gehen weiter zurück. Rund eine Woche später fließt die Helme wieder in ihrem Flussbett und das Grundwasser in den Kellern in Bennungen und Roßla läuft langsam ab. In Thürungen dürfen auch wieder Abwässer eingeleitet werden.