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Alte Dorfschule Hainrode Alte Dorfschule Hainrode: Neue Einrichtung für Kinder- und Jugendhilfe

Von Helga Koch 26.02.2016, 17:19
Manuela Brück will in Hainrode ein Kinderhaus eröffnen.
Manuela Brück will in Hainrode ein Kinderhaus eröffnen. Maik Schumann

Hainrode - Die „Alte Dorfschule“ in Hainrode wird am 1. Mai wieder öffnen - als Kinderhaus für Kinder und Jugendliche. Die Arbeiterwohlfahrt Sangerhausen hat das Objekt verkauft. Neue Eigentümerin ist Manuela Brück aus Sangerhausen.

„Das Haus ist wunderschön“, schwärmt sie. „Es ist nicht viel zu verändern. Es muss nur renoviert, umgestaltet und eingerichtet werden. Die Bausubstanz ist prima in Ordnung, das Mobiliar ist hochwertig und sehr pfleglich behandelt worden.“ Seit die Bank grünes Licht gegeben hat und der Kaufvertrag unterschrieben ist, sind die 35-Jährige und Lebensgefährte Jens Vondran emsig am Werkeln.

Das Gebäude eigne sich bestens, um ihre Idee zu verwirklichen. Hier sollen künftig Kinder und Jugendliche leben, die im eigenen familiären Umfeld nicht ausreichend unterstützt und betreut werden können oder von der Familie gelöst sind. Sie würden über die Jugendämter hierher vermittelt. „Wir haben zwölf Plätze vorgesehen“, sagt Brück, die zwei Töchter von zehn und anderthalb Jahren hat.

Sozialgesetzbuch VIII regelt in Paragraf 34 die Heimerziehung und sonstige betreute Wohnformen. Eine solche Hilfe zur Erziehung soll Kinder und Jugendliche durch eine Verbindung von Alltagserleben mit pädagogischen und therapeutischen Angeboten in ihrer Entwicklung fördern.

Sie soll - entsprechend dem Alter und Entwicklungsstand des Kindes oder Jugendlichen sowie den Möglichkeiten der Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie - die Rückkehr in die Familie erreichen oder die Erziehung in einer anderen Familie vorbereiten, eine auf längere Zeit angelegte Lebensform bieten und auf ein selbstständiges Leben vorbereiten.

Die Jugendlichen sollen zur Ausbildung und Beschäftigung sowie allgemeinen Lebensführung beraten und unterstützt werden. 

Die Idee, selbst eine Einrichtung für stationäre Kinder- und Jugendhilfe aufzubauen, kam der Diplom-Sozialwirtin während des Erziehungsurlaubs mit der kleinen Tochter. „Seit zehn Jahren bin ich in der ambulanten Jugendhilfe tätig gewesen, vorwiegend in Halle, Merseburg und Nordhausen.“

Als die „Alte Dorfschule“ zum Verkauf stand, wusste sie sofort: „Das ist es. Hainrode und das Objekt bieten alle Voraussetzungen, um Kindern ein geschütztes Umfeld zu bieten, um möglicherweise Erlebtes mit ihnen aufzuarbeiten und sie zur Ruhe kommen zu lassen.“

Fast anderthalb Jahre hat Brück an der Konzeption gefeilt und sich mit allem vertraut gemacht, was sie dafür braucht. „Unser Jugendamt im Landkreis und das Landesjugendamt in Halle haben mir kompetent geholfen.“ Die Betriebserlaubnis für das Kinderhaus hat Brück inzwischen beantragt. Eigentlich sollten die ersten Kinder schon ab April einziehen können, der Start wird sich jedoch um einen Monat verschieben.

Auf reichlich 600 Quadratmetern Nutzfläche, die das Haus bietet, sollen Zimmer für zwölf Kinder und Jugendliche und Gemeinschaftsräume eingerichtet werden. Das Grundstück ist fast 3.400 Quadratmeter groß. „Ein Paradies für Kinder“, weiß Brück. Acht Beschäftigte werden nötig sein, außerdem eine Hauswirtschafterin und ein Hausmeister.

„Pädagogisches Fachpersonal, Erzieher mit staatlicher Anerkennung oder Sozialpädagogen, sind am schwierigsten zu finden. Hainrode ist keine Stadt, Schichtdienst schreckt ab. Drei Fachkräfte habe ich schon, das reicht theoretisch für den Anfang, aber nicht auf Dauer. Ich freue mich über weitere Bewerbungen und Anfragen von pädagogischem Fachpersonal.“

Zum Dorfladen, der auf dem Grundstück liegt, soll ein Zaun gesetzt werden, kündigt Brück an, für den Laden wird eine Nutzungsvereinbarung mit der Gemeinde geschlossen. „Der Laden bleibt bestehen, der ist elementar für die Hainröder.“ Mit ihrer Familie will sie erst mal in Sangerhausen wohnen bleiben. „Meine große Tochter findet’s toll, was wir hier machen.“ Die 35-Jährige fügt lachend hinzu: „Sie hat so ein Helfer-Syndrom.“

Die Hainröder, verrät Ortsbürgermeister Hans-Ulrich Hilpert (parteilos), seien schon gespannt auf das Kinderhaus. (mz)

Bunt und fröhlich wie dieser Briefkasten soll es auch im Haus zugehen.
Bunt und fröhlich wie dieser Briefkasten soll es auch im Haus zugehen.
Maik Schumann