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Alte Burg, neues Schloss und ein bekannter Minnesänger

Von HELGA KOCH 10.06.2010, 17:45

MORUNGEN/MZ. - 1 111 Jahre ist es her, dass der kleine Ort erstmals erwähnt worden ist - und das soll in dem 180-Seelen-Dorf mit einer bunten Festwoche gefeiert werden. Montag geht es los. Und ist Grund genug, alles auf Vordermann zu bringen. Heidemarie Bosse zupft und hackt

auf dem Beet vorm Haus. Arthur Mirwald, schon Rentner, und Karl-Heinz Becker sägen, schrauben, hämmern und räumen im Dorfgemeinschaftshaus. Ortsbürgermeister Hartmut Reinicke (parteilos) und Jochen Bosse schmücken den Festwagen mit einem Modell der Morungsburg. Am Sonntag soll das Gefährt beim Rosenumzug durch Sangerhausen und am Sonnabend drauf zum Festumzug durch Morungen rollen.

"Unsere Dorfstraße haben wir schon vor zehn Jahren komplett neu gemacht", sagt Reinicke. Trinkwasser- und Abwasserleitungen wurden gebaut. Darauf sind die Morunger stolz. Einzig ums Einkaufen ist es schlecht bestellt. Ein paar fliegende Händler kommen immer mal ins Dorf. Die meisten Morunger kaufen in der Stadt ein, wo auch etliche arbeiten. Die Knirpse gehen in Großleinungen oder Lengefeld in den Kindergarten, die Größeren in Großleinungen und später in Sangerhausen zur Schule.

Die "Sockenhalle" gibt es erst seit ein paar Jahren. Seinen Namen verdankt das Dorfgemeinschaftshaus den Morungern, den "Socken". "Ohne die Stadt und die Fördermittel aus der Dorferneuerung hätten wir das nicht geschafft", sagt Reinicke. Fünf Jahre ist es her, dass sich Morungen der Kreisstadt angeschlossen hat. "In Sangerhausen fühlen wir uns relativ gut aufgehoben." Wohl wissend, dass sich daran auch Geister scheiden.

Egal. Jetzt wird erst mal richtig gefeiert: mit einer Festveranstaltung zum Auftakt, Ausstellungen, Chroniklesung, Andacht und Konzert, Disco, Mittelalterspektakel, Kinderprogramm, Sommernachtsball und Festumzug. Viele Morunger und die Vereine wirken mit, Firmen und Geschäftsleute tragen ihr Scherflein bei.

Nur das Neue Schloss, das Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden ist, wird als Veranstaltungsort fehlen. "Der Eigentümer will es verkaufen. Es steht immer mal im Internet", zuckt der Ortsbürgermeister die Schultern. Vielleicht stolpert ja Matthias Reim, der neuzeitliche Barde, irgendwann mal über die Offerte? Er soll sich ja auch mal in den 1990er Jahren für das Morunger Schloss interessiert haben. Behauptete zumindest die Gerüchteküche. Was würde er wohl besingen?