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65 Jahre verheiratet „Als wir aus dem Standesamt kamen, hat's geschneit“

Ottilie und Walter Grund aus Rottleberode sind stolz auf ihre große Familie.

Von Helga Koch 13.12.2024, 18:11
Eiserne Hochzeit: Ottilie und Walter Grund aus Rottleberode
Eiserne Hochzeit: Ottilie und Walter Grund aus Rottleberode Foto: Helga Koch

Rottleberode/MZ. - Es herrscht ein Kommen und Gehen bei Ottilie und Walter Grund in Rottleberode (Mansfeld-Südharz), entweder klingelt’s an der Haustür oder das Telefon klingelt: Viele Gratulanten finden sich zu ihrer Eisernen Hochzeit ein. Und das Paar freut sich über all die Glückwünsche und Gäste.

Ottilie Grund kann sich noch gut an jenen Samstag erinnern, an dem sie sich vor 65 Jahren in Rottleberode das Jawort gegeben haben. „Als wir aus dem Standesamt kamen, hat's geschneit“, erzählt die 83-Jährige. Anschließend ließen sie sich noch kirchlich trauen, wobei Sohn Peter gleich mit getauft wurde, und dann wurde zu Hause gefeiert, bei ihren Eltern.

Ottilie Grund stammt aus Rottleberode. Ihren Mann, gebürtig in Breslau, verschlug es als Umsiedler nach Rodishain. Und der Zufall wollte, dass sie beide bei Schuck und Zscheile arbeiteten, im Sägewerk. „Dort hat er Mutti kennengelernt“, sagt Tochter Christine. „Mutti hat damals Gardinenstangen genagelt“, erzählt die Tochter, das sei eine schwere Arbeit gewesen. Ihr erstes „Date“, wie man heute sagen würde, hatten ihre Eltern damals im Kino, das war 1958.

Statt im Sägewerk zu arbeiten, sagt Ottilie Grund, wäre sie ja viel lieber zur Sportschule gegangen. Aber das hätten ihre Eltern nicht ermöglichen können, war sie doch eine von sechs Töchtern. Also ging sie auf die Haushaltsschule in Sangerhausen, arbeitete anfangs im Sägewerk, später im MDI-Heim und zuletzt im Gipswerk.

Schwere Arbeit im Schacht

Ehemann Walter arbeitete lange im Fluss- und Schwerspatbetrieb. „Fast 26 Jahre unter Tage, und immer in drei Schichten“, erzählt der 85-Jährige. „Ich habe mich immer um ihn gesorgt“, erinnert sich seine Frau. „Ich habe oft an den Bahnschienen auf ihn gewartet und war froh, wenn er wieder da war.“ Denn damals, sagt Sohn Peter, habe es teils schwere, sogar tödliche Unfälle im Schacht gegeben. „Wir haben unseren Vater durch die Schichten kaum gesehen.“ Nach der Wende arbeitete Walter Grund beim Forst in Roßla.

Drei Jahre nach Peters Geburt kam Christine zur Welt, noch mal drei Jahr später Klaus. Während die Tochter gleich nebenan wohnt, lebt Peter in Zeuthen und Klaus in Rüdersdorf. Der Kontakt ist eng. „Wir telefonieren viel, manchmal stundenlang“, erzählt die 83-Jährige. Zu reden gebe es immer was, über die Familie und die Neuigkeiten in Rottleberode. Peter, der schon Rentner ist, hole sie immer mal nach Zeuthen. Außerdem komme er gern nach Rottleberode, sagt Peter Grund: „Es muss ja was dran sein an dem Ort!“

Familienurlaub an der Ostsee

Nur ein einziges Mal fuhren sie als Familie mit den Kindern an die Ostsee, den Ferienplatz bekamen sie damals über den Schacht. Schließlich gab es auch zu Hause immer genug zu tun: Das Haus haben sie in zwei Etappen selbst gebaut, das zugehörige Grundstück bewirtschaftet, Vieh gehalten. „Teilweise waren wir Selbstversorger“, sagt Sohn Peter.

„Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unserer Nachbarschaft“, sagt Ottilie Grund. Und Ortsbürgermeisterin Helga Rummel, die gleich daneben wohnt, schildert, wie ihnen Grunds früher in der Landwirtschaft geholfen hätten und sie jetzt umgekehrt beim Mähen des Grundstücks oder beim Einkaufen helfe.

Ihre Eiserne Hochzeit werden Grunds am Sonnabend in großer Runde im Restaurant am Schlossteich feiern. Sie freuen sich auf schöne Stunden mit der großen Familie, zu der sechs Enkel und mittlerweile zehn Urenkel gehören. Der jüngste Urenkel, Oskar, ist erst im Oktober geboren.