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Wegen der Farbe Allstedter verpassen Kunstwerk am Teich kreativen Namen

Mit dem besonderen Steg am Vorwerksteich ist ein Werk des Kunstparcours „Glühende Horizonte“ im Rahmen des Müntzer-Gedenkens in Allstedt fertig. Wie man ihn nutzen kann.

Von Grit Pommer 17.04.2025, 14:04
Die Architekten Brigitte Häntsch und Peter Arnke von AHM-Architekten aus Berlin am von ihnen gestalteten Treppensteg für den Kunstparcours "Glühende Horizonte" in Allstedt.
Die Architekten Brigitte Häntsch und Peter Arnke von AHM-Architekten aus Berlin am von ihnen gestalteten Treppensteg für den Kunstparcours "Glühende Horizonte" in Allstedt. Foto: Matthias Ritzmann

Allstedt/MZ. - Der Volksmund hat ihm schon einen Spitznamen gegeben: „Flamingosteg“ nennen viele Allstedter das neue Bauwerk, das seit einigen Tagen vom Damm des Vorwerksteichs ins Wasser ragt. Das leuchtende Pink der Metallteile erinnerte manchen spontan an die exotischen Vögel aus Florida, auch Fotomontagen mit einem Flamingo am Teich kursierten schon im Netz.

Das Bauwerk fällt also durchaus auf. Und es wirft Fragen auf. Das merkt man, wenn man die Menschen anspricht, die am Teich unterwegs sind. „Wir haben uns schon so unsere Gedanken gemacht, was das sein soll“, meint Thea Schulter. Eine richtige Vermutung war, dass der Steg etwas mit dem Müntzer-Gedenken zu tun haben könnte.

Treppensteg am Vorwerksteich in Allstedt: Entwurf stammt von einem Berliner Architekturbüro

Entworfen haben ihn die Architekten Brigitte Häntsch und Peter Arnke vom Berliner Büro AHM-Architekten. Ihren Plan, am Vorwerksteich einen Steg mit vorgelagerter kleiner Insel zu bauen, hatten sie im vergangenen Jahr schon bei einer Bürgerversammlung in Allstedt vorgestellt.

Nun steht er also tatsächlich da, wenngleich er noch nicht betreten werden kann. Bis zur Eröffnung der Open-Air-Kunstausstellung „Glühende Horizonte“, die sich durch die gesamte Allstedter Innenstadt zieht, ist er noch mit Zaunfeldern abgesperrt.

Zurzeit ist der "Flamingo-Steg" am Vorwerksteich in Allstedt noch abgesperrt.
Zurzeit ist der "Flamingo-Steg" am Vorwerksteich in Allstedt noch abgesperrt.
Foto: Maik Schumann

Der Weg zum Kunstwerk ist aber schon mit Rollrasen ausgelegt. Die auf das Metallgerüst aufgelegten Holzbohlen mildern das leuchtende Flamingo-Pink etwas ab. Fünf breite Stufen, auf denen man auch sitzen kann, führen hinunter zum Ufer, auf einem langen Stegteil geht es mehrere Meter weit hinaus aufs Wasser. Die vorgelagerte kleine Insel kann man über einen Abschnitt aus Metallgitter erreichen, der nicht sofort ins Auge fällt.

Ein praktisches Kunstwerk, auf dem man genauso sitzen und zuhören wie auch selbst etwas vortragen kann – so erklären die Architekten ihre Idee. „Die Faltung, das Auf und Ab, könnte auch als Sinnbild für das Leben von Thomas Müntzer gesehen werden. Die Stegachse und Blickrichtung fokussieren auf das Schloss Allstedt, wo der Reformator seine berühmte Fürstenpredigt hielt“, erklärt Brigitte Häntsch.

Der Flamingo-Steg mit Insel: Was die Allstedter von dem Kunstwerk halten

Die Schüler Theo und Tim, die öfter am Teich unterwegs sind, haben den Steg auch schon beäugt und sich gefragt, was das bringen soll, erzählen sie. Aber ausprobieren wollen sie ihn auf jeden Fall, wenn er dann freigegeben ist. Ingeborg und Jürgen Pasch, die direkt am Vorwerksteich wohnen und gern eine Spazierrunde um das Gewässer drehen, sehen das Kunstwerk eher skeptisch. „Wir haben hier eigentlich noch nie einen Steg vermisst“, sagt Ingeborg Pasch. „Aber das ist nur unsere persönliche Meinung. Andere finden es vielleicht richtig gut.“

Dass Allstedt Thomas Müntzer ehrt und in diesem Jahr ganz besonders, das begrüßen sie jedenfalls ausdrücklich. „Müntzer hat für uns hier schon immer eine Rolle gespielt,“ sagt Frau Pasch. Und ihr Mann findet es gut, wenn durch die Aktionen im Gedenkjahr mal ein paar mehr Leute auf Allstedt aufmerksam werden. Auch wenn die Stadt auf viele Besucher gar nicht so richtig eingerichtet sei – weder gastronomisch noch mit Übernachtungsmöglichkeiten.

Kunstparcours in Allstedt: Nach Ostern geht der Aufbau in die heiße Phase

Dass der Kunstparcours „Glühende Horizonte“ nun allmählich Gestalt annimmt, das registrieren die Allstedter unterdessen auch. „Ich wohne am Bäckerplatz, da hat sich letztens ein junges Paar eine Hausfassade genauer angeschaut“, erzählt Thea Schulter. „Da soll irgendwas angebracht werden.“

Auf der kleinen Verkehrsinsel am Hospitalweg sind auch schon die Vorboten der Kunstausstellung zu sehen: Luzia Werner hat hier schon die Sockel aufgestellt, auf denen sie ihre Keramikfiguren anbringen will. Noch sind sie mit schwarzer Folie verhüllt. Mit der grünen Gießkanne, die auf der Insel steht, können die Allstedter aber schon selbst mit Hand anlegen, damit das Gesamtkunstwerk gelingt: Werner hat auf der Fensterbank ihres Ateliers Distelpflanzen gezogen, die auf der kleinen Insel die Keramikfiguren einrahmen sollen. Bei großer Trockenheit kann da gern mal gegossen werden, sagt Romy Richter von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt. Die Stiftung organisiert den Kunstparcours in Allstedt. In der Woche nach Ostern geht es in die heiße Vorbereitungsphase. Die Künstler reisen an und installieren ihre Werke.

Ab 17. Mai „Glühende Horizonte“ in Allstedt - Ein Geheimnis wird gelüftet

Offiziell eröffnet wird die Schau am 17. Mai um 15 Uhr. Dann wird auch das Geheimnis gelüftet, welche Allstedter nach der Porträt-Fotoaktion von Mathias Ritzmann im Großformat von den Hauswänden grüßen werden. „Mein Mann hat sich auch fotografieren lassen“, erzählt Thea Schulter. Dem Treppensteg wünscht sie derweil, dass er lange so stehen kann – ohne von Vandalen demoliert zu werden.