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10-jähriges Jubiläum 10-jähriges Jubiläum: Wie aus Sammelleidenschaft ein DDR-Museum wurde

Von Helga Koch 22.08.2019, 10:51
Auch Kinderwagen sind im Museum zu sehen.
Auch Kinderwagen sind im Museum zu sehen. Schumann

Bennungen - Kerstin Weitz freut sich riesig. „Seit 17 Monaten bereite ich das Jubiläum vor. Als es noch 397 Tage waren, habe ich angefangen, sie abzustreichen. Und jetzt ist es fast so weit.“

Verstohlen wischt die 58-Jährige ein paar Tränen fort. Das „Kleine DDR-Museum“ hat sie am 21.  August 2009 bei sich zu Hause eröffnet, in der Breiten Straße in Bennungen.

200 Gäste erwartet

Ein Stück nach dem anderen kam dazu, vom Kinderwagen über den fast legendären Mixer RG 28 bis hin zum Präsent 20-Anzug. Längst platzt die Ausstellung aus allen Nähten.

Das zehnjährige Bestehen wird an diesem Sonnabend gefeiert, um 10 Uhr geht’s los. „So um die 200 Gäste haben sich angesagt“, erzählt Kerstin Weitz, mit ihnen will sie einen schönen Tag verbringen.

Dafür hat sie sich eine Menge einfallen lassen und weiß viele Helfer an ihrer Seite. „Das ganze Dorf macht mit, das hätte ich nie gedacht.“

Obwohl die Bennungerin alles akribisch vorbereitet hat, wird es sicher einige Überraschungen geben. Denn ihre Sammelleidenschaft für DDR-Erzeugnisse aller Art ist in der Region bekannt. „Kürzlich hat mir jemand aus Roßla zwei Flaschen DDR-Likör vorbeigebracht, die noch im Keller standen“, erzählt die 58-Jährige.

Sektempfang mit Rotkäppchen

Mit ihren Gästen und den Gratulanten wird Weitz am Sonnabend dann aber doch lieber mit Rotkäppchen-Sekt anstoßen. Wernesgrüner, Apoldaer oder Radeberger Bier steht ebenfalls bereit.

Also Getränke, die einst zur Bückdichware zählten, sich trotz der Flaute in den Nachwendejahren am Markt behauptet haben und nach wie vor gern gekauft werden. Bier aus Sternburg und Dessau gibt es auch, das stand früher auf dem Ladentisch.

„Unser Ortsbürgermeister Jens Wernecke kommt und will zur Eröffnung ein paar Worte sagen“, erzählt Weitz und schmunzelt. Denn er werde vorfahren, vermutlich mit einem S50 oder einem anderen Fahrzeug aus DDR-Zeiten, und mehrere Bennunger hätten das ebenfalls vor. Die Maschinen werden in Reih und Glied auf dem Hof stehen.

DDR-Modeschau geplant

Außerdem wird ein großes Festzelt aufgebaut, das ihr die Nachbarn vom Landgasthof borgen. „Das ist das größte, was sie haben.“ Die Knirpse dürfen Dreirad fahren. Weitz hat Schallplatten zurechtgelegt und mehrere Liedtexte vorbereitet, denn Singen gehöre zu einer solchen Feier auf jeden Fall dazu.

Aber es wird sicher auch nachdenkliche Momente geben. Wenn der Blick auf den Kalender aus dem Jahr 1989 fällt, das zum Wendejahr werden sollte. Wenn es um den Bau und den Fall der Berliner Mauer geht, die so viele Lebensläufe verändert haben. Oder wenn jemand erzählt, wie mühsam es war, neue Autoreifen zu ergattern oder ein paar Südfrüchte für die Kinder.

Einer der Höhepunkte ist für 14 Uhr geplant: eine Modenschau. Die Models hat Weitz im Freundes- und Bekanntenkreis gewonnen, Waltraud Fritsche wird moderieren. Es dürfte großen Spaß geben, wenn die Models mit den zu DDR-Zeiten und teils bis heute gebräuchlichen Dederonschürzen oder anderen Klamotten bis hin zur Kampfgruppenjacke flanieren.

In Weitz’ Küche biegt sich der Tisch, Kühlschränke sind bis oben gefüllt, in der Kammer türmen sich Tüten, Kartons und Kästen.

Denn es soll solche Dinge zu essen geben, die einfach und beliebt waren: Bockwurst oder Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat, Spaghetti und Tomatensoße oder Soljanka. Manches ändert sich eben doch nicht.

(mz)