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Bach in Liederstädt entschlammt und entkrautet „Wir hatten immer Bammel, wenn Gewitter angesagt waren“

Der Unterhaltungsverband pflegt 500 Kilometer Gewässer. Warum Arbeiten am Bach in Liederstädt notwendig waren und Anwohner froh darüber sind.

Von Anke Losack 28.04.2021, 13:00
Günter Höroldt, Geschäftsführer vom Unterhaltungsverband Untere Unstrut, mit Hartmut Blödtner am Bach in Liederstädt
Günter Höroldt, Geschäftsführer vom Unterhaltungsverband Untere Unstrut, mit Hartmut Blödtner am Bach in Liederstädt Foto: Anke Losack

Liederstädt - „Wir sind heilfroh, dass das gemacht wurde“, sagen Hartmut Blödtner und seine Frau Birgit aus Liederstädt mit Blick auf den Siedebach, der an ihrem Grundstück entlang verläuft. Die Firma Gebhardt aus Ringleben war dort und im weiteren Verlauf des kleinen Gewässers mit Technik am Werk. Sie hat im Auftrag vom Unterhaltungsverband Untere Unstrut das Bachprofil wieder hergestellt und dabei Schlamm sowie Bewuchs entfernt. Die Verlandung hatte über Jahre stark zugenommen und damit auch die Hochwassergefahr, berichtet Hartmut Blödtner. „Wir hatten immer Bammel, wenn Gewitter angesagt waren.“

In Orteilen von Querfurt gab es größere Pflegeeinsätze

Der Unterhaltungsverband Untere Unstrut pflegt etwa 500 Kilometer Gewässer. „Unser Verantwortungsbereich geht von Landgrafroda bis Bad Sulza“, erklärt Günter Höroldt, der fast 30?Jahre Geschäftsführer der kommunalen Einrichtung ist. Allein an den 500 Kilometern ließe sich erkennen, dass nur abschnittsweise Arbeiten durchgeführt werden können.

In Ortslagen der Stadt Querfurt, etwa Weißenschirmbach, Nieder- und Oberschmon sowie Liederstädt, gab es im vergangenen und in diesem Jahr größere Pflegeeinsätze. „Weil es absolut an der Zeit war, die Bäche wieder so herzustellen, wie sie Jahre zuvor gewesen sind“, sagt Günter Höroldt. Er legt fest, wo Notwendigkeit besteht.

Gelder für Unterhaltung von Gewässern sind knapp

Dabei fließen auch die Ergebnisse der Gewässerschau, die jährlich oder mindestens alle zwei Jahre gemacht wird, ein. Darüber hinaus diktiere die Wetterlage mit, was an den Gewässern gemacht werden muss. Neben größeren Pflegeeinsätzen, wie jüngst in Liederstädt, wird je nach Witterungsverlauf von Juni bis August Grasmahd an Gewässern und Trockengräben durchgeführt, die im Zuständigkeitsbereich des Unterhaltungsverbandes liegen.

Meist geschieht das nur einmal im Jahr. „Das ist zu wenig, dessen bin ich mir bewusst“, sagt Günter Höroldt und fügt an: „Aber das Geld reicht leider nicht weiter.“ Die Unterhaltung gilt als ein allgemeines Anliegen. Der Verband wird über Steuermittel finanziert. Gemeinden zahlen Beiträge. Manche legen diese auf die Bürger um. Eigene Arbeitskräfte, die die notwendigen Arbeiten an den Gewässergräben durchführen könnten, hat der Unterhaltungsverband Untere Unstrut nicht. Im Rahmen öffentlicher Ausschreibungen werden Firmen beauftragt.

Anwohner unterstützen die Pflegearbeiten

Wenn Arbeiten etwa in Ortslagen anstehen, dann ist Günter Höroldt im Vorfeld dort unterwegs, um mit betroffenen Grundstückseigentümern zu sprechen. Da geht es beispielsweise um Zäune oder Mauern, die die Gewässerunterhaltung erschweren. Für diesen Fall habe der Gesetzgeber festgelegt, erklärt der Geschäftsführer, dass die Eigentümer der Grundstücke die Kosten bezahlen müssten. Nicht selten gebe es deshalb Diskussionen. „Die Gespräche vor Ort sind dann aus meiner Sicht für ein einigermaßen gutes Klima notwendig.“

Mit Bachanlieger Hartmut Blödtner, der zugleich Ortsbürgermeister ist, gab es keinen Ärger. Im Gegenteil. Die Familie erklärte sich sogar bereit, den Zaun zu entfernen und diesen etwa ein Meter weiter im Grundstück wieder aufzubauen, damit ein Randstreifen angelegt wird. Von dem aus können Pflegearbeiten mit schwerer Technik ausgeführt werden.

„Wir sind für solches Entgegenkommen sehr dankbar“, so Günter Höroldt und betont, dass die Fläche den Blödtners auch weiterhin gehört. Die Familie hat sie gern bereitgestellt. „Was nützt mir der eine Meter Garten, wenn er auch bloß überschwemmt werden würde“, meint Hartmut Blödtner. Er erinnert sich noch gut ans Hochwasser 1971 in Liederstädt, wo sein Grundstück arg betroffen war. (mz/Anke Losack)