Kunstraub 1990 in Dresden Kunstraub 1990 in Dresden: Die vermissten Gemälde aus Querfurt

Querfurt/Dresden - Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) haben die Hoffnung nicht aufgegeben, die drei Gemälde, die an das Kreismuseum der Burg Querfurt ausgeliehen und dort 1990 von unbekannten Tätern gestohlen wurden, wiederzubekommen. „Werke, die zum Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehören, werden wir immer versuchen zurückzugewinnen“, sagt Sprecherin Carolin Baer auf eine MZ-Anfrage. Ob es sich dabei um Diebstahl oder Kriegsverluste handelt, sei unerheblich.
„Dauerleihgaben üblich“
Aus dem Burgmuseum in Querfurt waren am 14. Juni 1990 drei Gemälde im Wert von insgesamt 500.000 D-Mark gestohlen worden. Der oder die Täter seilten sich und die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bilder niederländischer Maler aus beachtlicher Höhe aus dem Bildersaal ab. Anhand von Spuren konnte die Polizei damals ermitteln, dass sich wohl ein Täter in das Museum hatte einschließen lassen und dort in einem Schrank versteckte bis die Luft rein war. Die Täter konnten nicht ermittelt werden und die Bilder gelten bis heute als vermisst, wie in der Online Collection der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geschrieben steht. Es handelt sich im Einzelnen um die Werke „Windmühle am Flussufer“ von Klaes Molenaer, „Flußtal“ von Herman Saftleven und „Landweg mit Holzverschlag“ von Pieter de Molijn. Sie werden in der Online Collection gezeigt.
Die drei Gemälde gelangten nach dem 8. Mai 1945 zu den Dresdener Sammlungen. Die Deutsche Fotothek hat 1954 und 1957 Abzüge von den Werken angefertigt. Im Jahr 1964 wurden die Gemälde selbst als Leihgaben an das Kreismuseum der Burg Querfurt gegeben. „Dauerleihgaben der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden an andere Museen waren nicht nur zu DDR-Zeiten sehr üblich, diese Praxis wird auch seit der Wende weitergeführt“, erklärt Sprecherin Baer. So seien Dauerleihgaben der Gemäldegalerie Alte Meister natürlich im Dresdner Residenzschloss zu finden, aber unter anderem auch - „und zum Teil seit vielen Jahrzehnten“, fügt die Sprecherin an, - im Dresdner Stadtmuseum, im Schloss Moritzburg, im Schloss Weißenfels, im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg und sogar im Arbeitszimmer des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue.
Ölbilder auf Holz
Wie Johanna Rudolph, die von 1973 bis 2003 im Museum arbeitete und einige Zeit die Direktorin war, im Gespräch mit der MZ sagt, hingen noch mehr als diese drei Leihgaben zur Zeit des Diebstahl im Bildersaal. Doch die Täter schienen es nur auf die Werke der niederländischen Künstler abgesehen zu haben. Molenaer, Saftleven und Molijn werden der Landschafts- und Genremalerei zugeschrieben. Letzterer gilt als einer der Hauptvertreter der tonalen Landschaftsmalerei. Sein in Öl auf Eichenholz gemaltes Werk „Landweg mit Holzverschlag“ war mit 47,5 mal 63,5 Zentimetern das größte der aus dem Querfurter Bildersaal gestohlenen Gemälde. Molenaers „Windmühle am Flussufer“, ein Ölbild auf Holz gemalt, hat Abmessungen von 42 mal 36 Zentimetern. Das in gleicher Technik gefertigte Gemälde „Flusstal“ von Saftleven ist 42 mal 54 Zentimeter groß. Nicht die Beschreibung der Bilder, sondern die eines möglichen Täters hatte die Polizei wenige Tage nach dem Diebstahl herausgegeben und bat in der MZ vom 22. Juni 1990 um Mithilfe. Gesucht wurde eine männliche Person, scheinbar 30 Jahre alt, zwischen 165 und 170 Zentimeter groß mit mittelblondem, langem Haar und Oberlippenbart. Besonders angesprochen wurden die Besucher, die sich am 14. Juni zwischen 13 und 17 Uhr im Museum aufhielten.
Doch alle Versuche, Täter oder die drei Gemälde zu finden, blieben ohne Erfolg. Die damalige Museumsleiterin Rudolph erzählt, dass die Angelegenheit auch an Interpol weitergegeben worden sei. Und die SKD? „Im konkreten Fall wurde die Eintragung in das Art Loss Register veranlasst, um einen Handel mit diesen Gemälden und einen damit verbundenen gutgläubigen Erwerb zu erschweren“, erklärt Sprecherin Baer. Dieses Register ist die weltweit größte Datenbank verlorener und gestohlener Kunstwerke. (mz)

