1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Querfurt
  6. >
  7. "Ich lasse mich nicht veralbern": "Ich lasse mich nicht veralbern": Musikfans erstatten Anzeige gegen Konzertveranstalter

"Ich lasse mich nicht veralbern" "Ich lasse mich nicht veralbern": Musikfans erstatten Anzeige gegen Konzertveranstalter

Von Anke Losack 19.11.2019, 06:00
Die Schlagerkonzerte vom Veranstalter Arndt waren beliebt: 2016 feierten rund 800 Leute in der Halle.
Die Schlagerkonzerte vom Veranstalter Arndt waren beliebt: 2016 feierten rund 800 Leute in der Halle. Salzmann

Querfurt - Anneliese Meyer (Name geändert) ist sauer. „Ich lasse mich nicht veralbern“, schimpft die 72-Jährige aus dem Raum Querfurt, die sich an die MZ gewandt hat. Denn seit gut dreieinhalb Monaten wird sie vom Konzert-Veranstaltungsservice Arndt aus Querfurt vertröstet, ihr Geld für Tickets einer im Juli ausgefallenen Schlagerparty wiederzubekommen.

Sie ist nicht die einzige, die sich bei der MZ gemeldet hat, um ihren Unmut über den Konzertveranstalter zu äußern. Antje Schneider (Name geändert) aus Wiehe in Thüringen wartet ebenfalls auf eine Rückerstattung. Sie hatte Karten für ein Oldie-Konzert gekauft, das Ende Juli abgesagt wurde.

Erfolglose Gespräche

„Es ist eine Sauerei“, sagt Schneider. Zwei Karten á 50 Euro hat sie für „Die 4. Nacht der Oldie-Stars“ gekauft. Am 26. Juli sollte das Konzert in der Mehrzweckhalle Querfurt stattfinden. Einen Tag davor sei sie angerufen worden, dass es ausfällt. „Ich habe gedacht, ich bekomme das Geld wieder“, so Schneider.

Doch es tat sich nichts. Mitte September hakte sie nach, rief im Veranstaltungsbüro an. Dort sei sie von einer Mitarbeiterin vertröstet worden - bei weiteren Nachfragen ebenso. Schließlich schrieb sie dem Veranstalter einen Brief, forderte darin die Rückzahlung der 100 Euro und setzte eine Frist bis 25. Oktober. „Es kam nichts“, erzählt Schneider.

Absage 14 Tage vor der Veranstaltung

Anneliese Meyer wollte sich am 28. Juli einen schönen Nachmittag mit ihrem Mann und Bekannten bei Schlagermusik in der Mehrzweckhalle machen. Schon in den Jahren zuvor habe sie dort von demselben angebotene Schlagerkonzerte besucht. „Direkt nach der Veranstaltung im letzten Jahr haben wir wieder Tickets gekauft, zwei Stück für zusammen 99 Euro“, sagt sie. Eigentlich hätte eine 55 Euro gekostet, die Karten für das Konzert hat Meyer noch.

Etwa 14 Tage vor der Veranstaltung habe sie erfahren, dass „Das 6. Sommer-Sonntags-Schlagerkonzert“ am 28. Juli nicht stattfindet. Der Veranstalter hatte auch in einer Pressemitteilung darüber informiert. Darin hieß es, dass zwei Hauptkünstler wegen Live-Fernsehauftritten nicht zur Verfügung stünden. Das Konzert sollte am 3. November in Nebra (Burgenlandkreis) nachgeholt werden. Es fiel aber ebenfalls aus, weil offenbar ein Hauptkünstler wieder abgesagt hatte.

„Die Mitarbeiterin war nett“

Unabhängig davon: Das Ehepaar Meyer hatte davor schon entschieden, dass ihnen Ort und Zeit nicht passen, weshalb sie im Büro des Veranstalters die Tickets abgeben wollten und ihr Geld zurück verlangten. „Die Mitarbeiterin war nett“, betont Meyer, wenngleich sie von dieser vertröstet worden sei. Weitere Anrufe und persönlichen Gespräche seien bislang ebenfalls erfolglos gewesen.

Die 72-Jährige ist enttäuscht und verärgert. Sie war bei der Polizei und hat Anzeige erstattet. Auch eine ihr bekannte Familie habe das getan. „Insgesamt zwei Anzeigen wurden bei der Polizei gegen den genannten Veranstalter aufgenommen“, teilt Monika Lehmann, Sprecherin des Polizeireviers Saalekreis, auf MZ-Anfrage mit. Als Tatbestand sei Betrug gemäß Strafgesetzbuch aufgenommen worden, da der Veranstalter die bereits gezahlten Beträge der Eintrittskarte an den Bürger nicht zurückzahlte.

„Uns ist natürlich auch bewusst, dass wir privat dafür haften werden.“

Die MZ hat beim Konzert-Veranstaltungsservice nachgefragt. Dessen Inhaber ist Günter Arndt aus Querfurt, der Schwiegervater von Silvan Arndt, alias DJ Silvan, der für die Organisation verantwortlich ist. Dass Anzeigen bei der Polizei vorliegen, sei bekannt, heißt es auf Anfrage. „Wenn die Rückabwicklung des Schlager-Konzertes erledigt ist, bekommen alle Gäste hundertprozentig ihr Geld zurück“, wird versichert.

Das könne allerdings bis zu einem halben Jahr dauern, weil noch Klärungsbedarf mit Künstlern bestehe. Unter anderem seien nämlich mit den Eintrittsgeldern Künstler im Vorfeld schon bezahlt beziehungsweise angezahlt worden. Es wird nun offenbar versucht, dieses Geld oder zumindest einen Teil zurückzubekommen. „So wie wir Geld in der Eintrittskasse haben, werden wir die Gäste anrufen und das Geld auszahlen“, heißt es in einer Stellungnahme des Veranstalters.

„Uns ist natürlich auch bewusst, dass wir privat dafür haften werden.“ Doch damit nicht genug: Der Veranstalter erklärt, nach der Rückabwicklung seinen Geschäftsbetrieb einstellen zu wollen. Der Imageverlust sei zu groß. „Es würde für weitere Konzerte keiner mehr Karten bei uns kaufen.“ (mz)

Die Eintrittskarte für das Oldie-Konzert in Querfurt kostete 50 Euro.
Die Eintrittskarte für das Oldie-Konzert in Querfurt kostete 50 Euro.
Katrin Sieler