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Genetischer Zwilling gesucht Hilfe für leukämiekranken Patrick: Große Resonanz bei Typisierungsaktion in Querfurt

Von Melain van Alst 18.03.2016, 11:25
Norman Winker (2.v.l.) lässt sich gemeinsam mit seinen Mitarbeitern im Klinikum registrieren.
Norman Winker (2.v.l.) lässt sich gemeinsam mit seinen Mitarbeitern im Klinikum registrieren. Peter Wölk

Querfurt - Zehnmal links, zehnmal rechts entlang der Mundschleimhaut. Dann wird das Stäbchen in eine Hülle gepackt und mit einem Code versehen. Diesen Weg, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen, haben gestern 172 Menschen im Carl-von-Basedow-Klinikum in Querfurt genutzt. Viele waren gekommen, weil sie erfahren haben, dass sie damit vielleicht dem 19-jährigen Patrick Mauf aus Ziegelroda helfen können. Er braucht dringend eine Stammzellspende. Die Schwierigkeit dabei - den genetischen Zwilling von Patrick zu finden.

Vier Hirntumore hat er überlebt, bevor er im vergangenen Jahr an Leukämie erkrankte. Dabei handelt es sich um eine Krebserkrankung des blutbildenden Systems, die sich in der Regel durch eine stark erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen auszeichnet. Seit der Diagnose zum Jahreswechsel wird er in Halle-Kröllwitz behandelt und hat sich gerade wieder einer Chemotherapie unterzogen. „Eigentlich wollte er selbst nach Querfurt kommen, aber er hat Fieber bekommen und da ist es besser, wenn er im Krankenhaus bleibt“, sagt Mutter Yvonne Mauf. Sie und ihr Mann haben es sich an diesem Nachmittag nicht nehmen lassen, den potenziellen Spendern für ihre Registrierung zu danken. „Das ist wirklich unglaublich“, sagt sie.

Derweil kommen immer wieder Menschen, die bereit sind zu helfen. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern ist Norman Winker im Klinikum erschienen. „Wir sind quasi Nachbarn“, sagt er. Denn er wohnt und hat sein Unternehmen in Ziegelroda. Erfahren hat er von der Aktion über Facebook. Kurzerhand ist die Männergruppe vorbeigekommen. Eine junge Frau aus Querfurt ist samt ihrer Kinder gekommen und füllt gerade die Einverständniserklärung aus. „Wenn ich krank wäre, würde ich mir genau das auch wünschen“, sagt sie. „Ich will ein bisschen helfen.“ Auch viele Bekannte der Familie Mauf haben sich für diesen Nachmittag angekündigt. Die Kollegen von Dirk Mauf hätten auch gern geholfen, erzählt er. „Aber die sind leider auf Montage. Da kann man nicht einfach weg.“

Oftmals bedarf es solcher Typisierungsaktionen, die mit einem Schicksal verbunden sind, damit so viele Freiwillige zusammenkommen. „Man muss darüber stolpern“, so formuliert es Ilka Paeslack. Die Zöschenerin ist quasi selbst darüber gestolpert, als es galt, einen Spender für eine Arbeitskollegin zu finden. Zwar waren die beiden Frauen keine genetischen Zwillinge, dafür konnte Paeslack dann zwei Jahre später einem Mann helfen. Genauer gesagt war es gestern auf den Tag zwei Jahre her, dass sie ihre Stammzellen in Dessau gespendet hat. „Und ich würde es jederzeit wieder tun“, sagt sie. Tags darauf erhielt der Empfänger die so dringend benötigte Spende in Hamburg. Denn die Stammzellen müssen innerhalb kürzester Zeit vom Spender zum Empfänger gebracht werden.

„Wir haben uns auch kennengelernt und daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden“, sagt Paeslack über den Mann, dem sie das Leben gerettet hat. Nun ist sie als Ehrenamtliche für die Deutsche Stammzellspender Datei (DSD) tätig. Gemeinsam mit dem Klinikum hat die Organisation die Aktion gestern veranstaltet.

„Das ist wirklich eine tolle Sache. 172 Leute in drei Stunden ist sehr gut“, sagt DSD-Sprecherin Grit Gröbel im Anschluss an die Typisierungsaktion. „Jeder Freiwillige zählt. Denn auch wenn man Patrick nicht helfen kann, fließen die Daten in das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland ZKRD in Ulm ein und werden anonymisiert national und international zur Verfügung gestellt“, sagt die Sprecherin in Querfurt. Patricks Familie hofft nun, dass unter den vielen Freiwilligen jemand dabei ist, der ihrem Sohn helfen kann. Denn die Chemotherapie macht dem 19-Jährigen immer mehr zu schaffen. Sie hoffen allerdings, dass er über Ostern das Krankenhaus für ein paar Tage verlassen kann und vielleicht kann er am 31. März dann auch in Bad Dürrenberg sein.

Denn in der Salinestadt ist eine weitere Typisierungsaktion geplant. Die DSD wird gemeinsam mit dem Bildungszentrum von 13 bis 17 Uhr Freiwillige als Stammzellspender registrieren. (mz)

Mit Stäbchen werden Zellen abgestrichen.
Mit Stäbchen werden Zellen abgestrichen.
Peter Wölk
Ilka Paeslack (v.l.) hilft Nadine Hoppe und Desiree Hartung bei dem Abstrich.
Ilka Paeslack (v.l.) hilft Nadine Hoppe und Desiree Hartung bei dem Abstrich.
Peter Wölk