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Angriffe auf Geldautomaten in Querfurt Explosion von Geldautomaten in Querfurt: "Gegen diese Brutalität ist man machtlos"

Von Dirk Skrzypczak 22.03.2016, 07:54
Hao Tran Cong kann seinen Asia-Imbiss nur provisorisch führen. Nach einem Angriff auf einen Geldautomaten ist ein Teil des Gebäudes weiter gesperrt.
Hao Tran Cong kann seinen Asia-Imbiss nur provisorisch führen. Nach einem Angriff auf einen Geldautomaten ist ein Teil des Gebäudes weiter gesperrt. Dirk Skrzypczak

Querfurt/Merseburg - Hao Tran Cong steht hinter einem Absperrband in seinem Asia-Imbiss im Einkaufscenter in Querfurt in der Straße „Vor dem Nebraer Tor“. Am 3. Januar hatten Kriminelle bei einem spektakulären Raubzug mit einem Radlader die Außenwand in dem Markt niedergewalzt. Ziel der Täter war ein Geldautomat der Volksbank Eisleben, den sie mit der Maschine aus der Verankerung rissen und schließlich abtransportierten.

Die Erinnerungen sind in Querfurt wieder allgegenwärtig, seit Einbrecher am Freitag in Kretzschau bei Zeitz (Burgenlandkreis) einen Geldautomaten mit einem Gasgemisch zur Explosion brachten. Zumal im Markt in Querfurt die Schäden nur provisorisch behoben wurden.

In Querfurt betrug der Schaden alleine am Geldautomaten etwa 20.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für Reparatur und Sanierung des betroffenen Bereiches im Real-Markt, die nicht beziffert sind. Die Volksbank Eisleben zeigt sich wenig auskunftsfreudig. „Wir werden nichts sagen“, hieß es am Montag aus dem Vorstandssekretariat. Ob das Kreditinstitut in dem Center einen neuen Automaten installieren wird, ist offen.

Die Angriffe auf Geldautomaten sorgen für eine zwiespältige Bilanz bei Banken wie der Polizei. Einerseits ist die Technik deutlich sicherer geworden. Das liegt vor allem an den Chips in den Geldkarten, die die personalisierten Daten des jeweiligen Inhabers gespeichert haben. Dieser Chip lässt sich deutlich schwerer auslesen als etwa der alte Magnetstreifen. Die Folge: Skimming-Fälle, also das Auslesen der PIN, sind sehr selten geworden. Andererseits ist es die rohe Gewalt auf Automaten wie in Querfurt oder Kretzschau, die erschreckt. „Gegen diese Brutalität ist man machtlos. Ansonsten wird der Sicherheitsstandard der Automaten natürlich ständig erhöht. Das ist ein laufender Prozess“, sagt Christian Germer, Sprecher der Saalesparkasse.

Standortabhängige Sicherheitskonzepte

122 Geldautomaten betreibt das größte Kreditinstitut der Region in Halle und dem Saalekreis. Vor allem konzentrieren sich die Sicherheitsexperten mit Technologien zur Verschlüsselung darauf, dass die geräteinterne Software nicht manipuliert werden kann. Zudem setzt die Saalesparkasse an einigen Filial- oder SB-Standorten die Einfärbetechnik ein. Vergreift sich hier jemand am Automaten, werden die Geldscheine auffällig markiert. „Unser Sicherheitskonzept passen wir individuell den jeweiligen Örtlichkeiten an. Dort, wo wir ein höheres Gefährdungspotenzial sehen, etwa in einer einsamen Gegend, werden auch die Maßnahmen verschärft“, sagt Germer. Auf Vorfälle wie in Langenbogen, hier war 2015 ein Automat angegriffen worden, reagiert die Saalesparkasse zudem mit der zeitweisen Schließung von Filialen zwischen Mitternacht und 5 Uhr früh. Sechs Standorte betrifft das im Landkreis, dazu gehören Ziegelroda und Zöschen.

Laut Landeskriminalamt (LKA) hatte es 2015 insgesamt 19 Angriffe auf Geldautomaten in Sachsen-Anhalt gegeben, zehn weniger als 2014. Sechs der 19 Attacken waren erfolgreich, dreimal wurden die Automaten aufgesprengt. In zwei Fällen gelang es, Verdächtige zu ermitteln. Es handelte sich demnach um Beschuldigte aus Deutschland, Russland und Polen.

Unterdessen ist unklar, wann der ramponierte Teil des Marktes in Querfurt repariert wird - und Hao Tran Cong den eigentlichen Sitzbereich für seinen Imbiss wieder einrichten kann. „Ich hoffe, dass es bald losgeht“, sagt er. (mz)