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Besonderes Naturschauspiel Besonderes Naturschauspiel: Märzenbecher begeistern Besucher

Von Grit Pommer 19.03.2017, 15:13
So schön sieht es derzeit im Märzenbechertal aus.
So schön sieht es derzeit im Märzenbechertal aus. Grit Pommer

Landgrafroda - Seine zarten Glockenblüten mit den grünen Pünktchen am Rand wirken wie aus Porzellan - der Märzenbecher gehört zu den bezauberndsten Frühblühern. Wer die Pflanze im Garten stehen hat, freut sich jedes Jahr aufs Neue, wenn sie wieder ihre Blüten entfaltet.

Im Ziegelrodaer Forst indes gibt es einen Ort, an dem der Frühblüher gleich millionenfach den Boden bedeckt. Das Märzenbechertal bei Landgrafroda hat sich längst vom Geheimtipp zu einer regelrechten Pilgerstätte entwickelt.

An den Wochenenden während der Hauptblütezeit setzen sich von Allstedt, Heygendorf und Landgrafroda aus wahre Völkerwanderungen in das idyllische Tal in Bewegung.

Märzenbecher in Landgrafroda: Holzeinschlag hat Frühblühern nicht geschadet

Und selbst unter der Woche trifft man hier ständig Spaziergänger, die durch das Tal wandern und immer wieder stehen bleiben, um den dichten weißen Blütenteppich zu bewundern und die Pflanzen zu fotografieren.

Für Holger Koth, den Leiter des Landesforstbetriebs Süd, ist das Meer aus Millionen von Märzenbecherblüten, das in jedem Frühjahr den Waldboden bedeckt, auch ein Beweis dafür, dass der Holzeinschlag im Jahr 2012 dem Bestand der Frühblüher nicht geschadet hat. Im Gegenteil.

„Als ich vor zehn Jahren den Forstbetrieb übernommen habe, war die Fläche, auf denen die Märzenbecher blühten, nur einige hundert Quadratmeter groß“, erzählt Koth. Das entspricht in etwa der Fläche, mit der das Märzenbechertal in den 60er Jahren als flächenhaftes Naturdenkmal unter Schutz gestellt wurde.

Als der Forst im Jahr 2012 im Tal Holz einschlug und abtransportierte, brach in der Region ein Sturm der Entrüstung los. Viele fürchteten, dass die schwere Technik zusammen mit dem Waldboden auch die Zwiebeln der Märzenbecher zermalmen würde.

Märzenbecher in Landgrafroda: Naturschauspiel und Wirtschaftsfaktor

Doch die blühten in jenem Jahr so schön und zahlreich wie immer. Und seitdem haben sie sich sogar noch weiter ausgebreitet. Inzwischen ist nicht nur der ebene Waldboden links und rechts des eineinhalb Kilometer langen Wanderweges durch das Tal mit einem weißen Blütenteppich bedeckt.

Die Märzenbecher sind auch die Hänge hinauf gewandert und beginnen, das Arternsche Tal zu erobern. Möglicherweise hat ja das Auslichten durch den Holzeinschlag die Bedingungen für die geschützten Frühblüher sogar verbessert, meint Koth.

In jedem Fall ist das Märzenbechertal bei Landgrafroda aber nicht nur ein einzigartiges Naturschauspiel, sondern auch ein echter Wirtschaftsfaktor. Aus Niedersachsen kommen sogar organisierte Busreisegruppen zu den Frühblühern nach Sachsen-Anhalt, weiß Koth.

Märzenbecher in Landgrafroda: Ausnahmezustand zur Hauptblütezeit

Und auch im kleinen Landgrafroda herrscht während der Hauptblütezeit im März der Ausnahmezustand. In den malerischen Ortsteil von Ziegelroda, ein Sackdorf mit knapp 180 Einwohnern, verirrt sich übers Jahr kaum mal ein Besucher. Zur Märzenbecherblüte aber wird er regelrecht überrannt.

An der Bäckerei Koch direkt am kleinen Dorfteich stehen rustikale Holzbänke und Tische vor der Tür in der Sonne. Drinnen gibt eine Einwohnerin ihre Kuchenbestellung für den nächsten Tag auf.

„Sonst kann es passieren, dass man nichts mehr abbekommt“, meint sie. Denn viele Besucher starten ihre Wanderung ins Märzenbechertal direkt in Landgrafroda, kehren davor oder danach auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen beim Bäcker ein und nehmen auch gleich Brot und Brötchen mit.

Märzenbecher in Landgrafroda: Teilweise mehr Gäste als Einheimische

Während der Hauptblüte wird deutlich mehr gebacken als sonst, bestätigt Bäckersfrau Heike Koch. „Manchmal reicht es trotzdem nicht“, sagt sie und lacht.

Vor allem wenn am Wochenende das Wetter schön ist, gibt es in Landgrafroda mehr Gäste als Einheimische. Letzten Sonntag spielte spontan die Schalmeienkapelle auf, in der Bäckerei wirbelten sieben Leute.

Der Landesforstbetrieb indes hat dem Andrang auf die Märzenbecher Rechnung getragen und einen befestigten Weg durchs Tal gebaut. (mz)