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Adelsgeschlecht kehrt zurück Adelsgeschlecht kehrt zurück: Baron von Münchhausen kämpft um Schlossberg in Vitzenburg

Von Dirk Skrzypczak 23.11.2016, 12:30
Georg Freiherr von Münchhausen gehört der historische Schlossberg in Vitzenburg. Er will dem Ensemble zu neuer Blüte verhelfen.
Georg Freiherr von Münchhausen gehört der historische Schlossberg in Vitzenburg. Er will dem Ensemble zu neuer Blüte verhelfen. Wolfgang Kubak

Vitzenburg - Der diesige Herbsttag kann den faszinierenden Blick vom Vitzenburger Schlossberg über das Unstruttal bis nach Nebra nicht vermiesen. Georg Freiherr von Münchhausen steht im dicken Mantel auf der kleinen Terrasse seines Pavillons. Der Reiz der Landschaft beflügelt die Gedanken. „Es ist die Kombination aus diesem wunderschönen Ort, gepaart mit der Geschichte, weil meine Großmutter als Kind hier gespielt hat“, sagt der 31 Jahre alte Baron. „Da muss man sich doch darum kümmern. Ich fühle mich diesem Erbe verpflichtet“, sagt der junge, hochgewachsene Mann.

Mit Rembert von Münchhausen und seinem Sohn Georg kehrt ein altes deutsches Adelsgeschlecht in seine Heimat zurück. Nicht als Schlossherren, das schmucke Kleinod - bekannt als Kulisse für die Bibi-Blocksberg-Filme - gehört mittlerweile einem Investor aus Berlin. Rembert von Münchhausen hatte 2001 530 Hektar Wald im Ziegelrodaer Forst zurückgekauft, die einst seine Familie besaß. Sohn Georg erwarb den 2.500 Quadratmeter großen Weinberg, den er an einen Winzer aus Berlin sowie einen lokalen Winzer verpachtet hat. Und der 31-Jährige hat ein ehrgeiziges Ziel.

Teehaus für gesellschaftliche Anlässe

Er will den alten und bröckelnden Mauern und Denkmäler wie dem Pavillon mit seiner wunderschönen aber leider schwer beschädigten bemalten Decke, zu herrschaftlichen Zeiten wohl ab dem 18. Jahrhundert als Teehaus für gesellschaftliche Anlässe genutzt, zu neuer Blüte verhelfen. Dafür hat er im Sommer mit sechs Mitstreitern einen Förderverein gegründet. „Alleine mit den Pachteinnahmen lässt sich dieses Vorhaben nicht stemmen“, erzählt er.

Der Baron war zehn Jahre alt, als ihn sein Vater das erste Mal mit nach Vitzenburg nahm. 1803 hatten die Grafen von der Schulenburg das Schloss in ihren Besitz vererbt bekommen. Georgs Urgroßvater, der wie sein Vater Rembert heißt, heiratete die Gräfin Auguste, der das Schloss gehörte. Und so wurden auch die Münchhausens im Ziegelrodaer Forst verwurzelt. Doch der Großvater zahlte einen hohen Preis. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er auf dem Schloss festgenommen und durch die sowjetische Besetzungsmacht im Speziallager Buchenwald inhaftiert, wo er qualvoll starb. „Als Kind kann man diese Dimensionen nicht einordnen. Heute ist das anders“, sagt der junge Freiherr.

Jagdhütte ohne Strom und Wasser

Dafür erinnert er sich an die vielen Stunden mit seinem Vater im Wald. Dort wohnten sie in einer kleinen Jagdhütte ohne Strom und Wasser. „Das war für mich eine schöne Zeit. Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein.“ Er ist bescheiden, der künftige Erbe des Ritterguts im niedersächsischen Vahlberg, dem Stammsitz seiner Familie. Im Rhythmus von zwei, drei Wochen ist Georg von Münchhausen in Vitzenburg. Dort gehört der Familie auch das ehemalige Gasthaus „Unstrutblick“.

Und hier wohnt er auch. „Ich habe ein Bett, einen Kühlschrank und Wasser. Das ist doch der pure Luxus“, sagt er. Landwirtschaft hat er studiert, danach für einen großen Agrarkonzern in Österreich gearbeitet. Die 800 Kilometer in die Heimat waren ihm zu weit. Seit Anfang 2016 ist er an der EEX, der Strombörse in Leipzig beschäftigt. In der Stadt wohnt er auch.

Konzerte und Veranstaltungen aller Art denkbar

Mit seinem Weinberg, weiteren 1.000 Quadratmetern Park und dem Gasthaus hat er Pläne. Der Pavillon könnte nach seiner Renovierung den Winzern für eine Straußenwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. In der Kombination mit dem Park und dem Gasthaus sind auch Konzerte und Veranstaltungen aller Art denkbar. Georg von Münchhausen will dafür mit dem Förderverein der Kirche zusammenarbeiten. Auch das Schloss könnte einbezogen werden, nur hat er den Besitzer aus Berlin noch nie getroffen. „Ich glaube, dass wir eine gute Chance haben, wenn wir hier zusammenrücken“, findet er.

Und dann streift er durch den Steilhang, vorbei an den Weinreben (zum großen Teil wird hier der Riesling angebaut) hin zu den großen Weinkellern. Die Gewölbe waren im 18. Jahrhundert in eine Senke gebaut und mit Erdreich abgedeckt worden. Früher soll es hier oben sogar einen Tennisplatz gegeben haben. Georg von Münchhausen wäre froh, wenn sich der Verfall des historischen Ensembles stoppen ließe. „Dafür benötigen wir noch Mitstreiter.“ (mz)

Kontakt zum Förderverein und zu Georg von Münchhausen: www.vitzenburger-schlossberg.de