Achtung Knöllchen! Achtung Knöllchen!: Ärger um Parkscheibe für Netto in Querfurt

Querfurt - Sie wollte auf dem Heimweg nur etwas zum Grillen kaufen. Auf dem Parkplatz des Querfurter Netto-Marktes am Roßplatz aber wartete bei der Rückkehr die böse Überraschung: 30 Euro Vertragsstrafe von „Park & Control“. Lila Kober hatte keine Parkscheibe im Auto. Die verlangt das Unternehmen, das nach eigenen Angaben seit August den Parkplatz „bewirtschaftet“.
Immer mehr Supermarkt-Parkplätze werden - weil Privatgelände - von Firmen überwacht. Auch in Halle oder Merseburg war das zuletzt Thema, nachdem Kunden vor Einkaufsmärkten mehrfach von Knöllchen überrascht wurden. Es komme immer wieder vor, dass Parkflächen missbräuchlich genutzt werden, wodurch Kunden deutlich weniger Parkplätze zur Verfügung stünden, heißt es bei Netto.
Parkschein bei Netto: Unternehmen spricht von einem „branchenüblichem Vorgehen“
Der Einsatz von Parkscheiben oder die Parkplatzüberwachung durch externe Dienstleister sei daher „nicht immer zu vermeiden“. Organisiert werde das vom Vermieter der Immobilien, wenn es als notwendig erachtet wird - in Querfurt sei Netto nur Mieter. Das Unternehmen spricht von einem „branchenüblichem Vorgehen“, das garantiere, dass Kunden stets freie Parkplätze für den Einkauf zur Verfügung stehen.
Lila Kober war davon überrascht. In Allstedt oder Sangerhausen kenne sie das nicht, sagt sie. Und wer guckt schon auf Schilder, wenn er auf Parkplatzsuche und in Gedanken beim Einkauf ist? In Querfurt wird zwar auf Schildern auf die Parkscheibenpflicht und eine Höchstparkdauer von 60 Minuten hingewiesen. Die habe sie aber nicht wahrgenommen, so Kober.
Kundin hat Hinweis an der Eingangstür nicht wahrgenommen
Eines der Schilder steht an der Einfahrt und listet die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ auf. Sie sei zuvor Linksabbieger gewesen - „da konzentriert man sich darauf, ob von vorn was kommt“, sagt sie. Auch einen Hinweis an der Eingangstür habe sie nicht wahrgenommen.
Was bei ihr dazukommt: Als sie das erste Mal aus dem Supermarkt kam, habe noch kein Zettel am Auto gehangen, erzählt die Allstedterin. Weil sie auf dem Kassenzettel bemerkte, dass ihr 60 Cent zu viel abgezogen wurden, sei sie aber noch einmal zurück - und habe zehn Minuten warten müssen. Wieder am Auto, sah sie den Strafzettel.
Kundin will „auf keinen Fall“ wieder bei Netto einkaufen
Während bei Netto von einem „häufig positiven Feedback“ von Kunden die Rede ist, sagt sie, sie werde in dem Markt „auf keinen Fall“ wieder einkaufen. Was ihrem Mann Mario bei allem Verständnis dafür, Kunden Parkplätze anbieten zu wollen, vor allem aufstößt, ist die Höhe der Strafe. „Da geht es nicht darum, den Parkplatz freizuhalten, sondern Geld zu machen“, sagt er.
„Es würden auch zehn Euro tun.“ Zum Vergleich: Auf städtischem Grund werden bei Parkscheiben-Verstößen zehn Euro fällig, erst mit zunehmender Parkdauer mehr. „Park & Control“ verweist auf Anfrage darauf, dass städtische Gebührenkataloge auf Privatgelände nicht anwendbar sind. Die Höhe der Strafe errechne sich unter anderem durch „die Qualität des Services“ - Mitarbeiter würden geschult und erhielten zum Beispiel Arbeitsausrüstung.
Laut Netto wird im Übrigen kein Unterschied gemacht zwischen Kunden und Nicht-Kunden. Wie viele in Querfurt schon eine Zahlungsaufforderung erhielten, bleibt unterdessen offen. Unternehmensinterne und vertrauliche Informationen würden nicht veröffentlicht, so „Park & Control“. (mz)