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Enge Schmutz alte Möbel Zwischen den Städten 4a in Quedlinburg: Massive Kritik von Gästen wegen Schmutz und Mängeln

Von Benjamin Richter 16.01.2019, 07:55
Melanie B. erklimmt die steile Treppe, die in die Ferienwohnung unterm Dach führt.
Melanie B. erklimmt die steile Treppe, die in die Ferienwohnung unterm Dach führt. Volkmar B.

Quedlinburg - Vermieter einer Ferienwohnung in Quedlinburg - das klingt erst einmal nach einem angenehmen Job. Wer die Pension kennt, die Aaron Grün aus Leipzig am 1. Januar übernommen hat, ahnt jedoch, dass er sich keine leichte Aufgabe ausgesucht hat.

Als „Horror-Pension“ bezeichnen Facebook-Nutzer die Unterkunft mit der Adresse Zwischen den Städten 4a, die bei Google unter drei verschiedenen Namen zu finden ist. „Ich war vor Kurzem selbst zum ersten Mal da“, berichtet Grün - und gibt zu: „Es war schlimm.“ Vor sechs Jahren hätten die früheren Betreiber die Pension eingerichtet, seitdem sei nichts mehr gemacht worden.

„Waschbecken und Spiegel waren total verdreckt“

Das spiegelt sich in den Beschreibungen wider, die Gäste in sozialen Medien und E-Mails an die Mitteldeutsche Zeitung formuliert haben. Melanie und Volkmar B. aus Kemberg bei Wittenberg etwa verbrachten ihren Hochzeitstag in der Ferienwohnung.

„Im Waschbecken hing der Waschmaschinenschlauch, Becken und Spiegel waren total verdreckt“, schildert Volkmar B. seinen ersten Blick ins Badezimmer in einer E-Mail. Der Receiver des Fernsehers war nicht an die Antenne angeschlossen - B. wollte das ändern. „Dabei bekam ich einen fürchterlichen Stromschlag.“

Zimmer unterm Dach sei eher eine Rumpelkammer

Eine Angestellte habe den Receiver danach ersatzlos mitgenommen. „Dann war der Gang auf die Toilette die Krönung“, fährt der Gast fort. „Beim Spülen kam heißes Wasser heraus und lief auch aus dem Abfluss ins Bad. Man hatte dann keine kalten Füße mehr.“

Ein Gast aus Goslar, der sich bei Facebook Soeren Hansen nennt, erklärt, dass die Unterkunft mit Fotos von Zimmern werbe, die es nicht gebe. „Angeblich ist komplett überbucht und man kann nur ein Zimmer unterm Dach kriegen, was eher einer Rumpelkammer mit Sperrmüll gleicht“, schreibt er.

Bauordnungsamt verbot schon 2015 Pensionsbetrieb

Stadtsprecherin Sabine Bahß teilt mit, dass das Bauordnungsamt des Landkreises zuständig ist. „Wir können in dieser Sache nichts machen“, ergänzt sie. Aus Brandschutzgründen habe das Bauordnungsamt bereits 2015 in fünf Appartements und im Mai 2016 im Rest des Hauses die Nutzung als Pension untersagt, erklärt Franziska Banse, Pressesprecherin des Landkreises.

„Dies gilt nach wie vor.“ Zwischenzeitlich habe der Eigentümer einen Bauantrag gestellt, der im September 2017 unter Auflagen genehmigt worden sei. „Seit Januar 2018 laufen Bauarbeiten“, berichtet Banse. Die Versiegelung des Gebäudes habe die Behörde für die Arbeiten aufgehoben.

Kreis-Sprecherin: „Seit Januar 2018 laufen Bauarbeiten“

Außer den Regeln zum Brandschutz müssen private Vermieter von Pensionen in Quedlinburg keine weiteren Auflagen erfüllen, erläutert Alexandra Handau von der Quedlinburg Tourismus Marketing GmbH (QTM). „Hygienekontrollen gibt es erst im gewerblichen Bereich. Der einzige Einfluss, den wir als QTM haben, ist, mit bestimmten Unterkünften bei der Zimmervermittlung nicht zusammenzuarbeiten.“

Nico Lachmuth betont: „Wir haben dem Bauamt bereits mehrmals mitgeteilt, dass wir eine neue Brandschutzanlage installiert haben.“ Lachmuth zog sich zum Jahresbeginn aus dem Betrieb der Pension zurück. Viel Geld hätten er und seine Mutter Christa, die die Unterkunft mitbetrieb, in die nagelneue Anlage investiert. „Bislang haben wir aber immer noch nur für einen Teil des Hauses die Abnahme.“

Frühere Betreiber zogen sich nach Streit zurück

Die Lachmuths hätten sich entschlossen, bei der Pension auszusteigen, weil ein Bewohner des Hauses Zwischen den Städten 4 Gäste angestiftet habe, schlechte Rezensionen bei Buchungsportalen im Internet zu hinterlassen.

„Wir haben aufgegeben“, sagt Nico Lachmuth. Gegen den Nachbarn habe er eine Strafanzeige gestellt. „Der wollte uns rausmobben.“ Kritik am Zustand der Pension weist Lachmuth zurück: „Die Wohnung ist einwandfrei.“

Aaron Grün kann verstehen, warum die Unterkunft einen schlechten Ruf hat. „Zurzeit kann ich daran aber nichts ändern“, merkt er an. Von der Online-Plattform Booking.com werde er erst als Besitzer anerkannt, wenn ausstehende Kommissionsbeträge vom Dezember gezahlt seien. Dann will Grün in der Pension aufräumen: „Ich will, dass dieses ganze Durcheinander aufhört.“

Es könne nicht sein, dass Spinnweben an den Wänden hingen und Möbel fast auseinanderfielen. „Hier wird Personal gebraucht, das ordentlich saubermacht.“ Der Leipziger hofft zudem, dass das Bauordnungsamt den Rest des Hauses bald für die Nutzung als Pension freigibt. (mz)