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Erneut Abgeordneter Wie Eberhard Brecht als Abgeordneter im Bundestag mitarbeiten will: Ex-OB von Quedlinburg rückt für Lischka nach

Von Petra Korn 28.09.2019, 14:55
Eberhard Brecht - hier im Sommer 2017 mit der damaligen Bundesfamilienministerin Katarina Barley in Berlin - wird erneut Bundestagsabgeordneter.
Eberhard Brecht - hier im Sommer 2017 mit der damaligen Bundesfamilienministerin Katarina Barley in Berlin - wird erneut Bundestagsabgeordneter. Brecht

Quedlinburg - Als die Nachricht ihn erreicht, arbeitet Eberhard Brecht gerade am Computer: Er pflegt neue Informationen, die er zur Geschichte der Quedlinburger Juden erhalten hat, in seine Unterlagen ein.

Dass er für den ausscheidenden Abgeordneten Burkhard Lischka in den Bundestag nachrücken werde, das „ist mir noch nicht offiziell vom Wahlleiter mitgeteilt worden“, sagt Brecht. „Ich habe nur die Nachricht von Marina Kermer bekommen, dass sie das Mandat nicht antritt.“

Weil Marina Kermer das Mandat nicht annahm, rückte Eberhard Brecht nach

Doch damit würde ein Automatismus eintreten - und Eberhard Brecht als nächster von der SPD-Landesliste Sachsen-Anhalt nachrücken. Er, sagt der 69-Jährige, werde das Mandat annehmen. „Ich fühle mich fit, sowohl körperlich als auch geistig. Ich fühle mich fachlich fit. Es ist für mich noch einmal eine neue Herausforderung. Ich freue mich darauf.“

Der Quedlinburger, der Physik studiert, dann zunächst am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin und danach bis 1990 im Institut Gatersleben gearbeitet hat, hat viel politische Erfahrung:

Eberhard Brecht gehörte 1990 der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR an, arbeitete von 1990 bis 2001 im Deutschen Bundestag mit und war dann von 2001 bis 2015 Oberbürgermeister von Quedlinburg. 2017 trat er noch einmal als Direktkandidat für die SPD zur Bundestagswahl an.

Aus dem Kreistag des Landkreises Harz wird Eberhard Brecht nun ausscheiden

Jetzt mit dem Thema Nachrücken konfrontiert, habe er überlegt, sagt Eberhard Brecht. 2017 habe er bedingungslos zu seiner Kandidatur gestanden. Nachdem er den Einzug in den Bundestag nicht geschafft habe, habe er sich „ein neues Leben mit sehr vielen ehrenamtlichen Funktionen ausgesucht.

Dieses neue Leben muss ich jetzt wieder aufgeben. Das tut erst mal weh“, erklärt der Quedlinburger mit Blick darauf, dass er nun beispielsweise wieder aus dem Harzer Kreistag ausscheiden werde und auch viele andere Dinge, denen er sich jetzt gewidmet habe, dann nicht mehr gehen würden.

„Auf der anderen Seite reizt mich die wichtige Tätigkeit im Bundestag. Ich freue mich darauf und werde meine ganze Kraft dafür geben, möglichst viel zu erreichen.“ Die dazu noch verbleibenden zwei Jahre in der Legislaturperiode seien nicht viel Zeit.

Eberhard Brecht würde gerne im auswärtigen Ausschuss mitarbeiten

„Und es gibt so viele Themen, die mir auf der Seele brennen“, nennt er beispielsweise die gleichmäßige Entwicklung von Regionen, die Stärkung sogenannter abgehängter Regionen oder die Demokratiebewahrung.

Doch in welchen Ausschüssen des Bundestages er mitarbeiten dürfe, das sei noch ungeklärt; er sei da gerade im Gespräch mit der SPD-Bundestagsfraktion. Eberhard Brecht hat sich Listen gemacht: Gern mitarbeiten würde er beispielsweise in den Ausschüssen für Auswärtiges - „da habe ich Erfahrung“ -, für Tourismus oder für Wissenschaft und Forschung.

Nicht akzeptabel seien für ihn beispielsweise der Petitionsausschuss oder der Ausschuss für Arbeit und Soziales. „Da muss man sehr viel Ahnung und langjährige Erfahrung haben. Ich möchte mich nicht erst eineinhalb Jahre einarbeiten müssen, sondern meine fachlichen Kompetenzen einbringen können und etwas erreichen in den zwei Jahren.“

Brechts erster Arbeitstag in Berlin wird der 14. Oktober 2019 sein

Eberhard Brechts erster offizieller Arbeitstag als Bundestagsabgeordneter wird der 14. Oktober sein. Er wird weiterhin in Quedlinburg wohnen und in den sitzungsfreien Zeiten vor Ort tätig sein. „Mein Betreuungsbereich wird sehr, sehr groß sein“, er also auch in den sitzungsfreien Wochen sehr viel unterwegs sein.

Dafür wie die Arbeit im Bundestag habe er Rückhalt in der Familie, sagt Eberhard Brecht. Anders als bei seiner früheren Mitarbeit im Bundestag, als die drei Kinder der Familie noch klein gewesen seien, sei die Zumutung für seine Frau nun nicht mehr so groß. Dafür würden nun die sieben Enkelkinder ein bisschen zu kurz kommen. „Das ist der Preis“, so Eberhard Brecht. (mz)