Mittelalter trifft DIN-Vorschrift Weil sie zu steil ist: Rampe für Rollstuhlfahrer im Quedlinburger Schlossgarten gesperrt

Quedlinburg - Eine Beobachtung, die Klaus Mansfeldt unlängst auf dem Quedlinburger Schlossberg gemacht hat, wirft für ihn Fragen auf. Eine ältere Frau hatte ihren im Rollstuhl sitzenden Mann den Schlossberg hinaufgeschoben und dort weiter mit ihm in den Schlossgarten mit Aussichtsterrasse gewollt, berichtet Klaus Mansfeldt.
Warum wird keine Abhilfe geschaffen?
Doch der Weg über die Rampe neben der Treppe sei mit Bügeln versperrt. Wenn die Rampe zu steil sei, hätte sie nicht provisorisch gesperrt und so schnell wie möglich Abhilfe geschaffen werden können, fragt Klaus Mansfeldt. Stattdessen sei „viel Geld“ investiert worden, um Edelstahlbügel einzuzementieren und die Rampe dauerhaft zu sperren.
Schon Anfang der 1990er Jahre, als die Treppe geteilt und die geneigte Ebene angelegt wurde, entsprach diese nicht den DIN-Vorschriften, sagt Sabine Bahß, Pressesprecherin der Stadt Quedlinburg, auf Anfrage der MZ. Damit es nicht noch zu Unfällen kommt, seien an der viel zu steilen Rampe bereits vor einigen Jahren Bügel gesetzt worden.
Rampe ist zu steil und entspricht nicht DIN-Vorschriften
Geprüft worden sei, die Rampe so zu verändern, dass sie den Vorschriften entspricht. Doch um den Höhenunterschied von einem Meter mit maximal sechs Prozent Steigung zu überwinden, müsste die Rampe mehr als 16 Meter lang sein. Das lasse sich nicht umsetzen, erklärt die Stadtsprecherin.
Wie sie weiter sagt, soll zunächst versucht werden, noch in diesem Jahr Bügel und Rampe wegzunehmen und die alte Treppenanlage wiederherzustellen. Das sei natürlich im Hinblick auf eine Barrierefreiheit keine Lösung, räumt die Stadtsprecherin ein. Das Thema bleibe aber im Blick; es gebe in der Stadt auch eine sehr aktive Arbeitsgruppe, die sich hier engagiere.
Sabine Bahß verweist aber auch darauf, dass man sich mit manchen Dingen arrangieren müsse „in einer mittelalterlichen Stadt, wo zur Zeit der Erbauung niemand über Barrierefreiheit nachgedacht hat. Das Thema gab es damals nicht“. (mz)