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Wasserwerk Wienrode Wasserwerk Wienrode: Hüter des kühlen Nass'

Von petra korn 12.08.2013, 18:53
Laborleiter Marco Matthes gibt Erläuterungen zur Wasseraufbereitung und -versorgung.
Laborleiter Marco Matthes gibt Erläuterungen zur Wasseraufbereitung und -versorgung. Jürgen Meusel Lizenz

Wienrode/MZ - So mancher wird es noch wissen: War es vor mehr als zwei Jahrzehnten eine längere Zeit anhaltend heiß und trocken, wurde untersagt, Trinkwasser für das Sprengen von Gartenbeeten zu verwenden. Dem folgte oft kurz darauf die Mahnung, sparsam mit dem kühlen Nass umzugehen. Und heute? Heute gibt es keinerlei Reglementierung mehr, was den Verbrauch von Trinkwasser angeht, sagt Marco Matthes, Leiter des Fachbereiches Labor im Wasserwerk Wienrode der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH.

120 000 Kubikmeter Wasser pro Tag

Allerdings wurde hier Ende der 1980er auch fast doppelt so viel Wasser aufbereitet wie heute: Waren es damals bis zu 220 000 Kubikmeter pro Tag, die in die Leitungen im freien Gefälle bis in den Raum Halle geschickt wurden, sind es heute im Mittel 120 000 Kubikmeter pro Tag. In Tagen wie diesen, wo der Sommer zu immer neuer Höchstform aufläuft, sind es freilich deutlich mehr: „Derzeit liegen wir bei einer Größenordnung von 145 000 Kubikmetern pro Tag“, so der Fachbereichsleiter.

„Spitze“ war bislang der 23. Juli, an dem 146 798 Kubikmeter Wasser das Wasserwerk Wienrode verlassen haben, weiß Jana Arnold, die bei der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnet. Das sei ein Plus von rund 25 000 Kubikmetern, also 25 Millionen Litern. Sorgen, dass es doch eng werden könnte, muss sich niemand machen: Zum einen ist die Rappbodetalsperre, aus der das Wasser entnommen wird und die bei Vollstau ein Fassungsvermögen von rund 110 Millionen Kubikmetern hat, mit aktuell rund 90 Millionen Kubikmetern immer noch sehr voll. Zum anderen können im Wasserwerk bis zu 180 000 Kubikmeter Wasser pro Tag aufbereitet werden. „Bis dahin haben wir noch eine ganze Menge Luft“, so Marco Matthes.

Mengen sind am Trinkwasserverbrauch ausgerichtet

Die Mengen, die im Wasserwerk aufbereitet werden, sind genau nach dem Trinkwasserverbrauch ausgerichtet. Die Daten dafür laufen in der Überwachungszentrale des Wasserwerkes auf, die rund um die Uhr besetzt ist. „Das ist unser Gehirn“, sagt Marco Matthes und erläutert: Das Wasserwerk sei Vorversorger, beliefere Wasserzweckverbände und Eigenbetriebe. Diese nähmen das Wasser an definierten, an der Fernleitung liegenden Übergabestellen ab. Hier befänden sich auch Hochbehälter, um Verbrauchsspitzen abzufangen. „Die Wasserstandssituation in diesen Behältern überwachen wir sehr genau“, so der Fachbereichsleiter. Falle der Stand, werde also mehr Wasser abgenommen, könne auch die Aufbereitungsleistung im Wasserwerk angepasst werden, um den Füllstand wieder anzuheben. Dabei geht es aber nicht um Riesensprünge, nennt der Abteilungsleiter Größenordnungen von 100 bis 200 Kubikmetern je Stunde. Denn im Wasserwerk wird versucht, möglichst kontinuierlich Wasser aufzubereiten. Als „Zwischenspeicher“ wird dabei ein Hochbehälter direkt am Wasserwerk genutzt, der ein verfügbares Volumen von rund 25 000 Kubikmetern hat.

Die aktuelle Wetterlage hat übrigens auf die Qualität des Wassers keinen Einfluss, sagt Marco Matthes. Dieses wird derzeit aus etwa 50 Metern Tiefe am tiefsten Entnahmepunkt der Talsperre bei 360 Metern über NN - das sind etwa 20 Meter über dem Gewässergrund - „abgezapft“. Es hat eine Temperatur von knapp über fünf Grad und „ist genau so gut wie zu allen anderen Zeiten im Jahr“. Werde Wasser aus so großer Tiefe entnommen, „ist es ohne schädliche Bakterien“. Chlor werde im Wasserwerk zwar verwendet, aber nur „in homöopathischer Dosis, damit das Wasser auf dem Weg zum Kunden mikrobiologisch stabil bleibt“.

110 Meter lange Filterhalle

Übrigens: Den wohl imposantesten Teil des 1964 in Betrieb genommenen Wasserwerks durchläuft das kühle Nass direkt nach der Entnahme aus der Talsperre: die 110 Meter lange Filterhalle, in der es nur blaues Licht gibt. Hier befinden sich insgesamt 48 Filter mit je zwei Meter hohen Sandschichten, durch die das Wasser ganz langsam hindurchfließt. Dabei werden alle Partikel, wie beispielsweise Algen, die in der Talsperre wachsen, zurückgehalten, erläutert Marco Matthes. Und blaues Licht deshalb, weil dieses nichts enthält, was Pflanzen zur Photosynthese nutzen können.