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Was wird aus der Meisdorfer Schule?

Von PETRA KORN 02.02.2010, 16:03

MEISDORF/MZ. - Diese Bilanz zog Ralf Bianga am Ende des Informations- und Diskussionsabends zum Erhalt der Grundschule in Meisdorf (Stadt Falkenstein / Harz), zu welchem die Fraktion Alternative Junges Forum und Robin Hood eingeladen hatte und damit sehr großen Zuspruch bei den Bürgern aus Meisdorf und Umgebung fand.

Hintergrund ist ein Beschluss des Falkensteiner Stadtrates im Zusammenhang mit einer beantragten Schulbauförderung für die Grund- und Sekundarschule Ermsleben. Laut diesem Beschluss sollen im Jahr 2014 die Grundschulen Meisdorf und Ermsleben zusammengelegt und der Standort Meisdorf geschlossen werden (die MZ berichtete).

Großer Investitionsstau

Im Dialog mit ihren Podiumsgästen - Vertreter aus Politik, Schule und Verwaltung - beleuchteten Ralf Bianga, Annett Zachäus und Frank Behrendt zunächst die Situation. Falkensteins Bürgermeister Klaus Wycisk verwies dabei noch einmal auf die demographische Entwicklung - und sinkende Schülerzahlen - sowie auf den in den beiden Grundschulen in Meisdorf und Ermsleben vorhandenen "Investitionsstau von rund 2,5 Millionen Euro". Die Kommune sei auf Fördermittel angewiesen. Die für den Standort Ermsleben - wegen der Anforderungen aus den Förderrichtlinien prädestiniert, weil sich Grund- und Sekundarschule unter einem Dach befänden - beantragte Schulbauförderung sei zunächst abgelehnt worden. Zum einen habe das inhaltliche Konzept nachgebessert und zum anderen nachgewiesen werden müssen, dass die Grundschülerzahl von 120 gesichert sei.

"Der Stadtrat konnte nur entscheiden, den Förderantrag zurückzunehmen und alles so zu lassen, wie es ist, oder alles auf eine Karte zu setzen, um eine Förderung zu erreichen", machte der Bürgermeister deutlich und verwies noch einmal darauf, dass es ohne eine Förderung der Grundschule Ermsleben auch keine Förderung der Sekundarschule geben wird.

"Im Stadtrat hat keiner leichtfertig gesagt, die Schule Meisdorf muss geschlossen werden", unterstrich Meisdorfs Ortsbürgermeister Gernot Scheinpflug. Er bekräftigte zugleich, dass der Ortschaftsrat Meisdorf, der die Schließung einstimmig abgelehnt hatte, "im Rahmen seiner Möglichkeiten alles tun" werde, um die Schule zu erhalten.

Die Grundschule Meisdorf, erinnerte der CDU-Landtagsabgeordnete Detlef Gürth aus Aschersleben, sollte wegen zu geringer Schülerzahlen schon 1994 geschlossen werden; das konnte abgewendet werden. Die Mindestzahlen für Schülerstandorte, ist er überzeugt, werden in Zukunft nicht noch weiter heruntergesetzt werden. Schon jetzt habe Sachsen-Anhalt im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr geringe Klassenstärken.

Mit einer Gesamtmindestschülerzahl von 40 wird die Schule Meisdorf schon seit einiger Zeit mit einer Ausnahmegenehmigung geführt, machte Detlef Brozio, Sachgebietsleiter beim Schulverwaltungsamt des Landkreises Harz, deutlich. Sinke die Schülerzahl unter 40, was laut Prognose zu Beginn des Schuljahres 2014 / 15 passieren würde, müsse eingegriffen werden, weil dann kein qualitativ ausreichender Unterricht mehr zu gewährleisten sei.

Bezüglich der Schülerzahlen in der Schule Meisdorf, in welcher derzeit 49 Kinder aus Meisdorf, Pansfelde und Radisleben lernen, kommt eine weitere Entwicklung hinzu: Die Erstklässler aus Radisleben, das seit Januar zur Stadt Ballenstedt gehört, sollen künftig in Ballenstedt eingeschult werden. "Für uns in Ballenstedt stand es nie zur Debatte, dass es anderes laufen würde", unterstrich Bürgermeister Michael Knoppik auch mit Blick auf freie Kapazitäten in Ballenstedt. Natürlich könnten die Ballenstedter, die jetzt schon in Meisdorf zu Schule gehen, hier bleiben, und es werde auch Ausnahmen, wie zum Beispiel bei Geschwisterkindern, geben - "aber es wird die Ausnahme bleiben".

Die Meisdorfer, so wurde in der Diskussion deutlich, wollen ihre Schule nicht aufgeben. "Dass so viele Menschen hier sitzen, ist kein Zufall. Sie wollen ihre Schule und sie wollen dafür auch etwas tun", warb zum Beispiel Ulrich Küsters "um eine Idee. Wir machen auf jeden Fall mit. Wir sind bereit, den Karren mit zu ziehen."

Ein neues Profil suchen

Rosemarie Wendenburg, die selbst 40 Jahre als Lehrerin gearbeitet hat, regte an, dass die Schule sich ein neues Profil suchen müsse, um attraktiv - auch für Kinder aus anderen Orten - zu sein. Über andere Unterrichtsformen könne ebenso nachgedacht werden wie über das Setzen besonderer Schwerpunkte und das Bilden von Integrationsklassen. "Wir sollen es nicht aufgeben, wir sollen weiter kämpfen", betonte Rosemarie Wendenburg.

Stadtrat Michael Knippertz aus Reinstedt meinte, dass dem "Stadtrat praktisch die Pistole auf die Brust gesetzt" wurde und verwies auf eine Protokollnotiz: Laut dieser solle, flössen die Fördermittel nicht, Meisdorf nicht geschlossen werden - es sei denn, die Schülerzahlen würden nicht mehr ausreichen.

Eine Meisdorferin regte schließlich an, sich der von den Grundschülern mit einem gebastelten Transparent "Unsere Schule soll bleiben" begonnenen Unterschriftensammlung gegen eine Schließung anzuschließen.