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  7. Walpurgisnacht im Harz: Hexen-Kontrollgang in Siptenfelde als Brauchtums-Pflege mit Video

Im Harz sind wieder die Hexen los Mit Video: Warum die Hexen schon vor der Walpurgisnacht durch Siptenfelde ziehen

Mit Bollerwagen und Besen in hexlicher Mission: In Siptenfelde fliegen die Hexen schon vor der Walpurgisnacht aus – zum Hexenkontrollrundgang. Was es damit auf sich hat.

Von Susanne Thon Aktualisiert: 25.04.2023, 11:39
Der Hexenkontrollrundgang vor der Walpurgisnacht hat in Siptenfelde eine lange Tradition.
Der Hexenkontrollrundgang vor der Walpurgisnacht hat in Siptenfelde eine lange Tradition. Foto: S. Thon

Siptenfelde/MZ - Die Siptenfelder Hexen sind wieder los. Mit Bollerwagen und Besen ziehen sie am Sonnabend durch den Ort. Nein, nein, im Datum haben sich Conny alias Arabella Himmelblau, Atze Schlumperstein und wie sie alle heißen nicht geirrt. Sie sind unterwegs in hexlicher Mission.

Weil Vertrauen gut, Kontrolle aber besser ist, begibt sich die selbst ernannte Kontrollorganisation immer kurz vor der Walpurgisnacht auf Hexenkontrollrundgang. Um zu überprüfen, wer ihrem Aufruf zum Hexen-Bauen gefolgt ist.

Im Video:  Walpurgisnacht im Harz - Hexenkontrollrundgang durch Siptenfelde

 
In Siptenfelde fliegen die Hexen schon vor der Walpurgisnacht aus – zum Hexenkontrollrundgang. (Bericht: Susanne Thon)

„Und das sind immer einige“, sagt Hexe Diana, zwischen 40 und 50 Hexen seien immer zu begutachten. Letztes Jahr waren es 47; in Spitzenzeiten an die 60. In diesem Jahr werden es 41 Figuren sein, die Hauseingänge, Vorgärten und Höfe zieren. Doch das wird sich erst Stunden später herausstellen.

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Straße um Straße laufen die Hexen ab, verweilen auch hier und da. Mal gibt’s was zu trinken – im Hexenjargon „Flugbenzin“ –, mal einen Imbiss; an einer Stelle wird länger geplauscht, an anderer ein Geburtstagskind besungen. „Das Ende ist nie abzusehen“, sagt dann auch Diana.

Walpurgisnacht in Siptenfelde mit großer Tombola

Von der Kreativität, die die Siptenfelder beim Hexen-Bau an den Tag gelegt haben, sind sie und ihre Mitstreiterinnen einmal mehr begeistert. Was in diesem Jahr auffällt: Der Besen als Fortbewegungsmittel bekommt Konkurrenz – von Fahrrad, Seifenkiste und Motorrad. Eine Hexe kommt den Kontrolleurinnen sogar zu Fuß entgegen – sehr zu aller Erheiterung.

Warum denn eine bauen, wenn man sich auch verkleiden kann? Für die Teilnehmer gibt’s wie immer kleine Präsente als Belohnung – Emailletassen sind es diesmal. Und ihre Namen kommen am 30. April in den Lostopf. Der Zufall entscheidet, wer gewinnt. Die Walpurgissause in Siptenfelde beginnt dann um 19 Uhr mit einem Umzug, der vom Anger zum Festplatz führt.

Mit dem Bollerwagen geht’s durch den Ort. Straße für Straße laufen die Hexen ab. Mehrere Stunden sind sie unterwegs.
Mit dem Bollerwagen geht’s durch den Ort. Straße für Straße laufen die Hexen ab. Mehrere Stunden sind sie unterwegs.
Foto: S. Thon

Brauchtum zur Walpurgisnacht: Hexen im Kulturverein organisiert

Der Hexenkontrollrundgang hat in Siptenfelde Tradition, ist fast so alt wie die Hexen selbst – also ihr Zusammenschluss. Schon seit 1995 befeuern sie den Hexenkult, frönen Hexentanz und Teufels Spuk und laden seither zur Walpurgisnacht ein. Aber die vielen Jahre, sie hinterlassen Spuren. „Wir sind alt, sehr, sehr alt – 210 bestimmt. Es wird von Jahr zu Jahr mühseliger“, sagt Diana, zwar mit einem Augenzwinkern, aber ihre Aussage enthält auch einen wahren Kern.

Denn den Siptenfelder Hexen, die unterm Dach des Kulturvereins organisiert sind, ergeht es nicht anders als anderen Vereinen. Neue Hexen herbeizuhexen, das vermögen auch sie nicht, darum sind sie auf weltliche Mitgliederwerbung angewiesen. Von sich aus sind zuletzt einige Neu-Hexen dazugestoßen. Nicht nur Hexe Conny freut das. „Es gab Zeiten, da haben wir mit sechs Leuten getanzt. Jetzt sind wir 13“, sagt sie. „Das fühlt sich gut an“, bestätigt Diana.

Was man braucht, um eine Siptenfelder Hexe zu werden? „Du musst Bock aufs Tanzen und Mitmachen haben. Die Geselligkeit muss stimmen“, erklärt Conny. Das vorausgesetzt, kann die Hexe gern auch aus Dankerode, Harzgerode oder sonst woher einfliegen.