Videoprojekt Videoprojekt: Verein dreht "Napola"-Film

BallenstedT/MZ - Ein Aufruf zu einem Videowettbewerb, ein Verein, der offen für Neues ist, und ein Thema, das alles andere als einfach ist. Das sind die Eckpunkte für ein Projekt, dessen Ergebnis jetzt öffentlich vorgestellt wird. 36 Minuten lang ist der Film „Unsere Fahne flattert uns voran. . . -Dokumentation über die Nationalpolitische Bildungsanstalt Ballenstedt“, der am Freitag, 12. April, um 18 Uhr im Kino des Cinema-Museums in Ballenstedt präsentiert wird. 36 Minuten, mit denen die Filmemacher den kurz „Napola“ genannten Bau vorstellen und zeigen wollen, was dort in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen ist, „wie Menschen durch diese Ideologie beeinflusst wurden“, sagt Bettina Fügemann von „Akzente - Verein für Jugend, Kultur und Soziales Ballenstedt“.
Bettina Fügemann war es auch, die die Ausschreibung für den Wettbewerb „Video der Generationen“ unter dem Thema „Letzte Reise“ in einer Zeitschrift entdeckt hatte. „Akzente“ hat beispielsweise mit jungen Leuten ein Papiertheater entwickelt, gebastelt und aufgeführt oder als Herausgeber für zwei historische Biografien fungiert. Warum sich also nicht auch an ein neues Medium Film heranwagen? Dieser im Verein entwickelten Idee folgte die Suche nach Mitstreitern wie einem Thema. Das lieferten schließlich Pierre Beykirch, der eine Ausbildung zum Erzieher absolviert, und Tobias Reilecke, Azubi bei der Stadtverwaltung in Ballenstedt. Sie schlugen vor, den Gebäudekomplex auf dem Großen Ziegenberg in den Mittelpunkt zu stellen. Angesichts der Fülle der historischen Daten fiel die Entscheidung, den zu beleuchtenden Zeitraum auf den Nationalsozialismus zu beschränken.
Für das Projekt konnten viele Mitstreiter gewonnen werden: Bettina Fügemann übernahm das Schreiben eines Drehbuches und die Regie, Joachim Löwe Kamera und Schnitt, Pierre Beykirch und Tobias Reilecke, die zudem auch Spielszenen gestalteten, die Produktionsassistenz. Matthias Marx zeichnete für die Tonmischung verantwortlich, Uwe Severin für das Licht, und Andreas Janzen, der für die anhaltische Landeskirche die Morgenandacht im Radio spricht, die Aufgabe des Sprechers. Als ein Gesprächspartner wurde Karl-Heinz Meyer vom „Forum Großer Ziegenberg“, einem Verein, der sich um die Geschichte des Großen Ziegenberges kümmert und Material sammelt, gewonnen. Partner waren ebenso Klaus Kleinau, ein ehemaliger Schüler der Einrichtung und Zeitzeuge, sowie Historiker Andreas Stahl.
Ab März vergangenen Jahres wurde am Drehbuch gearbeitet, wurden Passagen geschrieben, wieder verworfen und neu ausgearbeitet, bis es passte. Von September bis November wurde auf dem Ziegenberg und an anderen Stellen in der Stadt gedreht, danach erfolgte die Nachbearbeitung. „Der Schnitt war am 6. Januar fertig“, sagt Löwe.
Entstanden ist in der Gemeinschaftsarbeit ein Film, der den Bogen spannt von den Plänen für den Bau einer „Nationalpolitischen Bildungsanstalt“ bis zu deren Umwandlung in die „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“. Ein Film, der den strengen Tagesablauf zeigt; der zeigt, mit welchen Methoden den Jungen vermittelt wurde, zu Privilegierten zu gehören, unter denen der Einzelne dennoch nichts bedeutete - und der nicht zuletzt durch die Zeitzeugengespräche und historische Aufnahmen zeigt, wie die Kinder dem System verfielen. „Wir wollten darstellen, wie Ideologie auf junge Menschen wirkt“, sagt Bettina Fügemann. Bewusst haben die Filme-Macher sich daher auch für das Einspielen von Sequenzen aus jener Zeit entschieden - bis hin zum „Unsere Fahne flattert uns voran...“, dem Lied der Hitler-Jugend.
„Es steckt schon ganz schön viel Arbeit drin“, sagt Joachim Löwe über das Filmprojekt. Und eigentlich war die Zeit zu knapp, um es für den Video-Wettbewerb fit zu machen, berichten Fügemann und Löwe. Eingereicht haben es die Macher dennoch. Die Auswertung des Wettbewerbs ist noch offen, die besten Videos sollen im Juni in Halle gezeigt werden. Zunächst aber präsentiert das Ballenstedter Team seinen Beitrag am Freitag. Das Interesse, weiß Bettina Fügemann, ist groß.