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Verwunschenes im Wald

Von FRANK RUPRECHT 12.11.2008, 18:27

BALLENSTEDT/MZ. - Es ist das Grab der Wilhelmine von Buttlar (1767 - 1810) - Hofdame auf Schloss Ballenstedt. Nur wenig ist über diese Frau aus hessischem Adelsgeschlecht bekannt, doch wie sie nach Ballenstedt kam, kann noch nachgewiesen werden.

Wilhelmine von Buttlar war die Jugendfreundin der Herzogin Maria Friederika von Anhalt-Bernburg (1768-1839). Sie konnte sich aber nur schwer von ihrer Heimat trennen und reiste erst nach langem Drängen der Familie im April 1795 nach Ballenstedt.

Sie nahm ihre Freundin Wilhelmine als Hofdame mit, zu der sie ein sehr enges, freundschaftliches Verhältnis hatte. Beide empfanden das Leben in Ballenstedt als langweilig, und zu allem Unglück zerfiel die Ehe der Herzogin langsam. Wilhelmine war ihr ein Stück Heimat und eine treue Stütze in den nun folgenden schwierigen Zeiten. So nennt sie die Gefährtin in einem Brief an ihren Vater "meine treue Freundin, die meine Einsamkeit teilt". Die Stelle, an der sie später beerdigt wurde, war für Wilhelmine von Buttlar ein Ort der stillen Trauer und Nachdenklichkeit. So habe sie, "nachdem die tödliche Kugel den Liebsten getroffen hatte, oft einsam im Wald gesessen, um von ihm und ihrem verlorenen Glück zu träumen. Der Kummer um den Gefallenen zerstörte ihre Lebenskraft."

Nun hatte es sich der Arbeitskreis Bürger für Ballenstedt zur Aufgabe gemacht, jenes Grab wieder liebevoll herzurichten, nachdem vor über 15 Jahren das letzte Mal dort Hand angelegt wurde. "Mit der Zeit wurde das Grab zunehmend vernachlässigt. Es war richtig verwildert und in einem verwahrlosten Zustand. Es war eigentlich nie sehr hochwertig gepflegt", erzählten Hans-Henning von Hartrott und Ingo Henschel vom Arbeitskreis, die sich neben anderen Mitgliedern beide seit Anfang April sehr intensiv in vielen Arbeitsstunden um die Grabstelle kümmerten. Da wurde dann auch schon mal in die eigene Tasche gegriffen, um den Sprit für die eigens angeschafften Kettensägen zum Ausästen oder andere notwendige Technik bezahlen zu können.

So wurde das Grab mit seiner kreisrunden, nun vervollständigten Natursteinmauer nach und nach wieder verschönert. Pflanzen, die einst von ABM-Kräften dort gesetzt wurden und eigentlich nicht mitten in den Wald passten, hatte man aussortiert - nur die Taglilien blieben stehen. Da laut von Hartrott "das Grab etwas Verwunschenes" darstellt, ist es nicht in einem Top-Zustand, eher "die Balance zwischen Perfektion und Altehrwürdigem". Und, "ein bisschen Kultur gehört hier her", sind sich von Hartrott und Henschel einig.