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Es geht nach Thüringen! Versteigerung in Quedlinburg: Auktionshaus Breitschuh verkaufte Reisewaschset von Königin Marie von Bayern

Von Sigrid Dillge 25.10.2018, 13:30
Teile des Reisewaschsets vor der Versteigerung.
Teile des Reisewaschsets vor der Versteigerung. Ray Behringer

Quedlinburg - Ganz schnell und unspektakulär wechselte am Samstag in Quedlinburg ein Reisewaschset der Königin Marie von Bayern den Besitzer. Bieter 408 erhielt im Kunst- und Auktionshaus Breitschuh bei einer Versteigerung den Zuschlag.

Das Startgebot von 13.000 Euro wurde nicht erhöht, der Deal war schnell gemacht. Hinter dem Bieter mit der Nummer 408 standen „Privatleute aus dem Wartburgkreis in Thüringen”, sagte Auktionshausinhaber Henry Thurisch. Seinen Namen möchte der Käufer der wertvollen Gegenstände nicht in der Öffentlichkeit verbreiten, bedauerte Thurisch auf Nachfrage der MZ.

Reisewaschset war ein Höhepunkt der 63. Auktion

Das Reisewaschset war die Besonderheit der 63. Auktion des Quedlinburger Kunsthauses. Es umfasst insgesamt 16 Teile - vom Tisch- und Handspiegel über Döschen und Krug bis hin zum eigens angefertigten Koffer. Alle sind mit einem gekrönten „M“ graviert sowie mit der Punzierung, der Prägung „13“ - für den Feingehalt des Silbers - und „Fleischmann“ versehen - dem Zeichen dafür, dass die Stücke durch den Gold- und Silberschmied C. Julius W. Fleischmann aus Nürnberg gefertigt wurden.

Über Verkäufe – dafür gibt es schriftliche Belege – muss das Set in den Besitz jener Niedersachsen gelangt sein, die es schließlich an Henry Thurisch veräußerten. Jetzt geht der Koffer samt Inhalt - beides stammt aus der Zeit um 1850 - nach Thüringen. Kenner der Szene hatten zuvor spekuliert, dass ein Museum aus Bayern das Set gekauft haben könnte.

Neben Reisewachset wurden Bilder und Porzellan versteigert

Der königliche Waschkoffer war die Nummer 803 auf einer breit gefächerten Angebotsliste. Bilder, Porzellan, Möbel, Lampen, Bücher, Schmuck, Gläser und diverse andere Dinge stießen auf großes Interesse bei den potenziellen Käufern.

Zu denen gehörte auch ein Chinese, dem es das Mokkaservice „1001 Nacht“ aus Meissener Porzellan angetan hatte. „Er war am Vormittag hier und hat 6.000 Euro dafür geboten“, erzählt Thurisch.

500 Euro waren das Startgebot gewesen. Doch Tässchen, Tellerchen und Kännchen gehen nicht nach China. Ein Bieter aus dem Internet legte 6.500 Euro für die kleine Kostbarkeit auf den Tisch.

Großer Nachfrage nach Meissener Porzellan

Auch per Telefon wurden Gebote für die einzelnen Stücke abgegeben. Von 10 bis gegen 17.30 Uhr waren Thurisch und seine Mitarbeiter hoch konzentriert bei der Sache. Für Außenstehende seltsam anmutende Wortfetzen wie „60 für die 25“ oder „im Internet tut sich auch nichts“, „zum ersten, zum zweite, zum ...“ schwirrten durch den Raum, der früher einmal Tenne war.

Auktionator Eberhard Nemitz hatte mehr als einmal trotz aller Anspannung einen lockeren Spruch auf den Lippen, wie beispielsweise: „Wenn Sie kaufen, gibt es eben mal heute Abend ne trockene Stulle“. Mehr als einmal fruchtete sein Anpreisen.

Gemälde „Burg Falkenstein“ wurde für 500 Euro versteigert

Das Gemälde „Burg Falkenstein“ von Prof. Carl Irmer (1834 - 1900) erbrachte schließlich 500 Euro. Am Start waren es noch 370 gewesen. Auch das Bild vom Hexentanzplatz Thale fand einen Käufer. 50 Euro legte dieser auf den Tisch.

Wer vor Ort war, konnte die meisten seiner Neuerrungenschaften gleich mitnehmen. Alles andere wird verpackt und geliefert oder bei dem so genannten Nachverkauf an den Mann gebracht. Die Auktionshausmitarbeiter hatten damit am Sonntag jede Menge zu tun. (mz)