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Ursula Preuß ist im Theater seit Jahrzehnten der gute Geist

Von Elfi Schurtzmann 18.04.2007, 14:48

Ballenstedt/MZ. - Im Schlosstheater Ballenstedt möchte man auf die nette Dame keineswegs verzichten. "Sie gehört doch schon zum Inventar, ist der gute Geist des Hauses", scherzt Bühnenmeister Uwe Severin. Ihre Karriere begann vor über 50 Jahren. Bis heute hat sie keinen Tag bereut. Im Gegenteil.

1956 fing die 72-Jährige in der Stadtinformation in Ballenstedt an. Die gelernte Verkäuferin übernahm dann Mitte der 70er Jahre die Stadtinformation. So ganz genau weiß sie es heute nicht mehr. Aber sie erinnert sich noch sehr genau daran, dass es nur ein kleiner Raum, einfach eingerichtet, war. Für wohlige Wärme in der kalten Jahreszeit sorgte ein Kanonenofen.

Sie denkt noch gern an diese Zeit zurück, verbindet sie doch damit auch viele unvergessliche Stunden. Alles, was Rang und Namen hatte, lernte Ursula Preuß im Theater kennen. Herbert Köfer. Angelika Milster. Peter Schreier, Reiner Süß, Lippi, Stumphi und, und, und. "Und man lernt so die Menschen auch außerhalb des Scheinwerferlichtes kennen. Oft war ich auch enttäuscht von ihnen. Die ganz Großen aber waren immer nett und freundlich. So wie du und ich eben", beschreibt sie ihre Erfahrungen.

Während des Gesprächs holt sie ein kleines Büchlein aus ihrer Tasche. "Mein Theater-Tagebuch", sagt sie. Beim Durchblättern findet sie einen Eintrag, der ein trauriges Ereignis beschreibt. Es war 1992. Reihe vier, Parkett rechts, kurz vor Konzertbeginn. Eine Besucherin verliert das Bewusstsein. Bühnenmeister Uwe Severin und ein Feuerwehrmann tragen die Frau ins Foyer, der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Es hat auch mehrmals gebrannt. Nichts großes, aber es war ein Eintrag im Tagebuch wert. Das Schlimmste, was Ursula Preuß erlebte, war ein Einbruch. "Als ich ins Theater kam, sah ich schon die Bescherung. Alles war durchwühlt. Die Täter waren damals durch den Seiteneingang ins Haus eingedrungen, stahlen Scheinwerfer und Geld", berichtet die 72-Jährige.

1991 ging Ursula Preuß dann in den Ruhestand. Seitdem arbeitet sie noch ehrenamtlich und auf Honorarbasis im Theater. Ans Aufhören denkt sie dabei noch nicht. Das freut ganz besonders Bettina Fügemann, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Ballenstedt. "Für die Ballenstedter ist sie die Verkörperung des Theaters", sagt Bettina Fügemann, die das Wissen der 72-Jährigen zu schätzen weiß. Und wenn Ursula Preuß gebraucht wird, dann ist sie zur Stelle. Weihnachten und Silvester möchte niemand so gern Dienst machen. Für die Ballenstedterin ist das überhaupt kein Problem.

Das Theater ist ihr Leben. Ohne Theater geht gar nichts und solange sie gesund ist, wird man sie im Theater antreffen. Und wenn Sie mal eine Frage haben, einfach nur Ursula Preuß fragen.