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Tourismus im Harz Tourismus im Harz: Corona leert die Gästebetten

Von Benjamin Richter 19.03.2020, 07:57
Mitarbeiterin Birgit Sacher steht im leeren Restaurant des Hotels Zum Bär in Quedlinburg. In der Unterkunft sind nur noch zwei Betten belegt.
Mitarbeiterin Birgit Sacher steht im leeren Restaurant des Hotels Zum Bär in Quedlinburg. In der Unterkunft sind nur noch zwei Betten belegt. Dominique Leppin

Quedlinburg - Die Corona-Krise bringt die Hotels und Ferienwohnungen im Land in eine außergewöhnliche Situation: Sie dürfen weiter wie gehabt öffnen, während das öffentliche Leben ringsum immer mehr brachliegt. „Es gibt kein touristisches Angebot mehr“, stellt René Maksimcev klar. Er ist Inhaber des Harz-Hotels in Güntersberge und sitzt im Vorstand des Harzer Kreisverbands des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). „Das ganze Umfeld ist geschlossen.“

Tourismus im Harz: 90 Prozent der Buchungen wurden storniert

Die Verordnung der Regierung Sachsen-Anhalts, die in der Nacht zum Mittwoch in Kraft getreten ist, verbietet Veranstaltungen mit über 50 Teilnehmern und das Öffnen von - unter anderem - Theatern, Museen, Schwimmbädern, Saunen, Kinos, Spielplätzen, Planetarien und Tierparks.

„Es gibt noch Gäste“, legt Maksimcev für sein Hotel dar. Der Inhaber fügt hinzu, dass das für viele Unterkünfte in der Region nicht mehr selbstverständlich sei. Doch auch im Harz-Hotel stornierten die Gäste und Reiseveranstalter in den vergangenen Wochen etwa 90 Prozent aller Buchungen. Die meisten Unterkünfte würden deshalb zurzeit die Arbeit herunterfahren und auf Kurzarbeit umstellen, viele dächten auch über eine zeitweilige Schließung nach.

Wobei das mit dem Zeitweiligen so eine Sache ist. „Es ist möglich, dass einige Häuser nach der Krise nicht mehr öffnen“, stellt Maksimcev in Aussicht. Wie viele das letztlich betreffe, hänge davon ab, wie schnell das versprochene Fördergeld von Bund und Land fließe.

Im Harz, ergänzt der Inhaber, gebe es im Gastgewerbe besonders viele Klein- und Kleinstbetriebe. Diese treffe es besonders hart, wenn die Gäste ausblieben. „Kurzarbeit hilft da nicht viel“, betont Maksimcev. „Es fehlen ganz einfach die Einnahmen.“

In vielen Fällen könnten die Betriebe nicht monatelang im Ausnahmezustand durchhalten. Einige, besonders in den Grenzgebieten zu anderen Bundesländern, wo Hotels jetzt geschlossen bleiben müssen, hätten schon vor der Landesverfügung zugemacht.

Tourismus im Harz: Keine konkrete Aussage dazu gebe, ob und inwieweit das Infektionsschutzgesetz greift

Dass auch nach der kurzfristigen Regelung aus Magdeburg für Hotelbetreiber viele Fragen offen bleiben, geht aus einer Mitteilung des Dehoga-Verbands Sachsen-Anhalt vom Mittwoch hervor. Beunruhigt zeigt sich der Landesvorstand vor allem darüber, dass es noch keine konkrete Aussage dazu gebe, ob und inwieweit das Infektionsschutzgesetz greift. Es bildet die Grundlage für den Versicherungsschutz vieler Hotels bei Schließungen, falls diese vom Land angeordnet würden.

Angesichts der Verunsicherung - vereinzelt seien verängstigte Mitarbeiter nicht zum Dienst in geöffneten Unterkünften erschienen - fordert der Verband einheitliche Anordnungen.

„Des Weiteren müssen für geschlossene und noch offene Betriebe sofort finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und die Zusage einer unbürokratischen Zuteilung von Kurzarbeitergeld zugesagt werden.“ Auszubildende sollten der Forderung zufolge Kurzarbeitergeld in vollem Umfang erhalten.

Tourismus im Harz: 80 Prozent der Mitarbeiter nach Hause geschickt

Geschäftsführerin Doreen Severin-Heiroth vom Hotel „Zum Bär“ in Quedlinburg hat bereits 80 Prozent ihrer Mitarbeiter nach Hause geschickt. Besetzt, schildert sie auf MZ-Anfrage, sei nur noch die Rezeption. Irgendjemand müsse ja die Stornierungen entgegennehmen. „Da können wir nicht einfach einen Anrufbeantworter hinstellen“, unterstreicht sie, „das wird dem Qualitätsanspruch nicht gerecht.“

Severin-Heiroth hofft, dass sie ihre Mitarbeiter alle über die Krise hinaus behalten kann. Die letzten beiden Gäste im Hotel sind übrigens Geschäftsreisende. „Aber da erteilen die Unternehmen ja jetzt auch immer mehr Reiseverbote.“

Kulturreisende kämen wiederum nicht, weil sie Angst hätten oder gar nicht wüssten, dass die Hotels im Land derzeit noch offen sind. „Und sie können hier ja auch gar nichts mehr unternehmen.“

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Informationen zur Corona-Krise gibt es auch hier:

https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html

https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html

https://www.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Virologe-Drosten-im-NDR-Info-Podcast,podcastcoronavirus100.html (mz)