Tolle Gospelsongs öffnen die Herzen und Geldbörsen
GÜNTERSBERGE/MZ. - Allerdings hatte sich kein Weltstar im kleinen Saal eingefunden, sondern "nur" die Harzgospel aus dem benachbarten Harzdorf Neudorf.
Die große Sympathie galt auch weniger den Chormitgliedern, sondern viel mehr der abwesenden Dagmar Pomplun aus Güntersberge und einem traurigen Anlass. Der dreifachen Mutter von inzwischen zwei erwachsenen Söhnen und einer Tochter wurde vor knapp drei Jahren Eierstockkrebs diagnostiziert, eine heimtückische Erkrankung, die meist erst viel zu spät erkannt wird und deshalb eine Therapie äußerst schwierig macht.
"Seit dieser Zeit kämpft Dagmar mit aller Kraft gegen die schwere Erkrankung an und ist fest entschlossen sie zu besiegen", weiß Birgit Otte. Seitens der Schulmedizin gelte sie allerdings als "austherapiert", "was bedeutet, dass ihr Kampf eigentlich verloren ist. Doch damit kann und will sie sich nicht abfinden."
Die lebensbejahende, dreifache Großmutter machte mit Unterstützung der Familie eine alternative Therapie ausfindig, die so genannte "Hyperthermie". Dabei werden Krebszellen durch Überhitzung des Körpers zerstört, ein Verfahren, mit dem sich bereits in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Dresdner Forscher Manfred von Ardenne beschäftigte. "Diese Behandlung kann aber nur in Bochum durchgeführt werden und würde etwa drei Monate dauern", erklärte Otte.
Das Problem bestehe aber darin, dass dafür die Krankenkassen noch nicht die Kosten übernehmen können, weil das Verfahren schulmedizinisch nicht anerkannt sei. Doch allein könnten die Sangesschwester und ihre Familie die mehrere Zehntausend Euro teure Behandlung nicht finanzieren. "Deshalb kamen wir auf die Idee, mit einem Benefiz-Konzert nicht nur auf die Situation aufmerksam zu machen", so Otte, "sondern mit unserem Gesang zugleich auch für diese Behandlung zu sammeln."
Auch wenn der musikalische Leiter Peter Strahlendorf vor dem Auftritt noch mächtig aufgeregt schien, "weil wir doch mit einigen Liedern lange nicht öffentlich aufgetreten sind und zudem seit Januar an neuen üben", wurde das Konzert zu einem besonderen Erlebnis.
Immer wieder wurden die Titel in Verbindung zur Erkrankten gebracht, ob bei "Power" mit ihrer trotz der Krankheit nicht enden wollenden Kraft oder mit "Happy Day", dem glücklichen Tag, an dem sie dank der Hilfe der Besucher und erfolgreicher Therapie wieder in den Kreis der knapp 30 Mitglieder, darunter mit Strahlendorf und Jörg Büchel nur zwei Männern, des 2003 in Neudorf gegründeten Gospelchors zurückkehren kann.
In diesem fand Dagmar Pomplun von Beginn an ein neues Hobby und sang nicht nur, sondern arbeitete auch im Vorstand mit.
Gemeinsam mit Sabine Wagner am Piano meisterten die Sängerinnen auch schwierigste Stellen und sangen sich in die Herzen der Besucher, die dafür statt eines Eintritts bereitwillig ihre Geldbörsen für Spenden öffneten.
"Knapp tausend Euro sind es", staunte nicht nur Edda Miericke, eine der Organisatoren, über so viel Unterstützung. "Auch vom Schieloer Frauenchor ,Anima Musica' (100 Euro) und der Krebsselbsthilfegruppe Harzgerode (50 Euro) gingen schon Spenden ein." Sie dankte aber auch Roswitha Pleschka, die kurzfristig für den warmen Raum gesorgt hatte.
In der eigentlich geplanten Kirche wäre zwar mehr Platz gewesen, doch trotz "heißer" Songs sowie Mitklatschen hätte die Temperatur wohl doch manchen vom Konzert abgehalten.
Für weitere Spenden mit dem Verwendungszweck "Spendenkonto Dagmar Pomplun" richtete Birgit Otte (Inhaber) bei der Harzsparkasse (BLZ 81052000) das Treuhänderkonto 339803843 ein.