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Tipps zu Weihnachten Tipps zu Weihnachten: Ein Geschenk für Uhrmenschen

Von Ingo Kugenbuch 20.12.2016, 06:45
Daniel Malchert in seiner Werkstatt. Die „Schlossberg“ mit der Nummer 1 trägt er selbst. Sie ist im Juni 2013 entstanden.
Daniel Malchert in seiner Werkstatt. Die „Schlossberg“ mit der Nummer 1 trägt er selbst. Sie ist im Juni 2013 entstanden. Urheber: Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Weihnachten steht vor der Tür - und Sie haben noch kein Geschenk für Ihre Liebsten? Dieses Problem kann gelöst werden. Wenn Sie jemandem eine Freude mit Quedlinburg-Bezug machen wollen, dann schenken Sie ihm doch die Uhr „Schlossberg“, die der Quedlinburger Uhrmacher Daniel Malchert auf Bestellung fertigt.

Diese Idee hat nur zwei kleine Haken: Wenn Sie die Uhr jetzt ordern, wird sie frühestens Ende Januar fertig sein. Sie müssten also erst mal einen Gutschein unter den Weihnachtsbaum legen. Der zweite Haken: Die Malchert-Uhr kostet 3.400 Euro.

3.400 Euro. Dafür bekommt der Käufer zunächst einmal eine schlichte Uhr mit einem hellen Zifferblatt aus versilbertem Messing in einem Edelstahlgehäuse mit Saphirglas und zwei Zeigern aus Stahl an einem Armband aus englischem Rindsleder im Farbton „Schokolade“. Keine drehbare Lünette, kein Tachymeter, keine Stoppfunktion, kein Wecker. Nicht mal das Datum wird angezeigt. Die „Schlossberg“ läuft weniger genau als eine 15-Euro-Quarz-Uhr, und man muss sie darüber hinaus noch jeden Tag per Hand aufziehen.

Die Kunst eines leidenschaftlichen Urmachers

Für 3.400 Euro bekommt der Käufer aber auch die ganze handwerkliche Kunst eines leidenschaftlichen Uhrmachers. „Ich bekomme die Rohteile so, wie sie aus der Maschine fallen, dann werden sie von mir vollendet“, sagt Malchert.

Das Werk ist kein 08/15-Produkt - beispielsweise der Schweizer Massenmarke Eta -, sondern ein Manufakturwerk des renommierten Uhrenherstellers Nomos in Glashütte. Das Gehäuse kommt aus Pforzheim. Den Minutenzeiger hat Malchert  selber entworfen. Das Besondere ist der Ring an seinem verlängerten Ende. Die Gravur auf dem Rücken der Uhr entsteht in Dresden. Die Schmuckschatulle wird von einem Westerhäuser Tischler gefertigt.

Das Nomos-Werk würde auch ohne Veränderungen laufen. Aber der „Schlossberg“-Käufer soll ja seine Endorphine spüren, wenn er durch den Boden der Uhr aus Saphirglas schaut. Dann sieht er das matt golden schimmernde Werk, das Daniel Malchert per Hand angeraut hat. Die Ausfräsungen werden mit dem Diamantfräser mattiert und alle Kanten in einem 45-Grad-Winkel gebrochen.

Ein Produkt, in dem viel Erfahrung steckt

Die sichtbaren Schrauben poliert Malchert auf einer Zinnplatte. Sperrrad und Kronrad bekommen einen so genannten Sonnenschliff, der ein bisschen wie ein Hologramm wirkt. Darunter sieht man das Uhrwerk seine Arbeit erledigen - tick-tack, tick-tack, tick-tack. Wie ein menschliches Herz, jedoch in einem ganz anderen Rhythmus: mit 21.600 Halbschwingungen pro Stunde.

„Man kauft mit der ‚Schlossberg‘ keine genauere Zeit“, sagt der 36-Jährige, „man erwirbt vielmehr ein Produkt, in dem meine ganze Erfahrung steckt.“ Wenn Malchert jeden Tag acht Stunden lang das Uhrwerk nach seinen Vorstellungen bearbeiten würde, so würde er wohl zwei Wochen ununterbrochen daran sitzen.

Da er aber noch andere Arbeiten in seiner Werkstatt erledigen muss, dauert es bis zur Auslieferung des Chronometers eben mindestens sechs Wochen.

„Den kann man mit Schuss trinken und ohne“, sagt Christa Schmidt (Foto) über die Quedlinburger Glühkirsche, einen Früchtetee. Und der schmecke nicht nur ausgezeichnet, sondern rieche auch unheimlich gut. Er gehört zu den Top-Mitbringseln aus Quedlinburg. Und wem der Tee nicht reicht, kann die Tasse gleich mit dazu kaufen - mit Schlossmotiv natürlich.

Ob Tee oder Tassen, Bildbände und Sagenbücher,  Broschüren oder Kalender, die einen wahlweise mit Fotos oder aber Zeichnungen durch das Jahr begleiten: In der Quedlinburg-Information, Markt 4, bekommt man viele Geschenke mit Ortsbezug;  da gibt es zum Beispiel den  Quedlinburger Stiftswein,  Gläser, auf denen sich auch die Ortsteile Bad Suderode und Gernrode wiederfinden, und  Harzer Schirme. 

Sehr beliebt, so Christa Schmidt, seien auch die Schmuckstücke aus Quedlinburg: die mit Holzanhängern aus der Bunten Stube - „alles handgefertigte Unikate“. Wie auch die   Arbeiten aus der Werkstatt des Quedlinburger Glasbläsers Thomas Koch, darunter eine Kette, auf der  ebenfalls  der Schlossberg abgebildet ist. Den gibt’s auch zum  Zusammensetzen - als 1.000-Teile-Puzzle von Ravensburger.

Und wo wir gerade bei Spielen sind: Vom Bürgermeisterspiel, einem Brettspiel, das ganz individuell auf verschiedene Städte angepasst werden kann,   gibt es eine Quedlinburg-Version. Spieler können Quedlinburger  Unternehmen kaufen und verkaufen und müssen   Wissensfragen beantworten. 

Dabei gilt es, Stimmen zu sammeln, um schließlich Bürgermeister zu werden. In die Kategorie des Sammelns fällt indes der Harz-Truck,  ein originalgetreuer Nachbau des 40-Tonners, der  seit  einem guten Jahr  durch die Lande fährt,  im Maßstab 1:87.  

20 gehören bereits zum erlauchten Kreis

Wer eine „Schlossberg“ trägt, gehört zu einem erlauchten Kreis von nicht einmal zwei Dutzend Menschen weltweit. Die Uhren wurden von Liebhabern in Japan, Hongkong, Belgien oder den USA geordert. Bestellung Nummer 20 kam gerade aus Kalifornien. „Zwei Brüder wollen  sie ihrem Vater zum Ruhestand schenken“, sagt Malchert. Dieser habe ein Faible für „mechanische Uhren und zeitloses, klassisches Design“.

Dass dann zum Uhrenpreis noch der Zoll und zwischen 150 und 200 Euro für den versicherten Versand mit Fedex hinzukommen - das nehmen die Kalifornier gern in Kauf. Wer nicht so weit weg wohnt, bekommt zur Uhr auch eine Führung durch die Malchert’sche Werkstatt in der Bockstraße angeboten.

Zu manchen „Schlossberg“-Trägern hält Malchert noch heute Kontakt. Sie schicken ihm Bilder von sich und ihrer Uhr. Wie sie sie tragen - etwa an der Ostsee oder in Hongkong. Ein typischer „Schlossberg“-Träger ist für Malchert ein Käufer aus Seattle. Der Mann hat einen grauen Vollbart, eine rote Brille mit grünen Bügeln - und ganz offensichtlich eine Leidenschaft für Handarbeit made in Germany. Er wirkt wie eine Mischung aus Peter Lustig und Udo Walz.

Die Nummer eins trägt Daniel Malchert selbst

Die „Schlossberg“ mit der Nummer 1 hat Daniel Malchert selbst am Handgelenk. Sie ist im Juni 2013 entstanden -  da war der Uhrmacher gerade seit zwei Jahren wieder zurück in Quedlinburg.

Die Malcherts sind hier ein Begriff. Schon der Uropa hat den Beruf des Uhrmachers gelernt und 1919 ein Geschäft in der Bockstraße eröffnet. Die Uhrmachertradition setzte sich mit dem Sohn des Gründers, Georg, fort.

Die dritte Generation, der Vater von Daniel Malchert, verfolgte zunächst andere Pläne und lernte den Beruf des  Garten- und Landschaftsgestalters. Doch nach der Wende starteten Malcherts Eltern wieder mit einem Uhren- und Schmuckladen durch.

Daniel Malchert ließ sich von seinem Opa vom Uhren-Virus infizieren und lernte den  Beruf in der Manufaktur Nomos in Glashütte - von der er heute auch seine Werke bezieht. 2019 wird 100-jähriges Bestehen der Malchert’schen Uhrmacherei in Quedlinburg gefeiert.

Ob es bald weitere Quedlinburg-Uhren - mit Namen wie „Münzenberg“ oder „Finkenherd“ - geben wird? Malchert hat schon darüber nachgedacht: „Ich sage nicht Nein...“

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Daniel Malchert hat von 1997 bis 2000 in der Uhrenmanufaktur Nomos in Glashütte gelernt und dort auch seinen Meisterabschluss gemacht.  Bis 2011 war er bei Nomos beschäftigt, dann kam er zurück nach Quedlinburg und hat sich hier selbstständig gemacht.  

Bei Nomos hat Malchert von 2006 bis 2009 gemeinsam mit einem französischen Konstrukteur  und seinem Bruder, einem Goldschmied, 25 exklusive Uhren für den Juwelier Wempe hergestellt. Sie sind mit einem Tourbillon ausgerüstet - einem winzig kleinen Käfig, in dem das gesamte Schwing- und Hemmungssystem untergebracht ist und das dafür sorgt, dass Fehler in der Ganggenauigkeit durch die Schwerkraft ausgeglichen werden. Preis einer Uhr: 79 500 Euro.