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Thalenser rettet Hasenbabys Thalenser rettet Hasenbabys: Tierpfleger wird Leihmutter für Langohren

Von Petra Korn 07.08.2015, 11:39
Jens Rennecke kümmert sich derzeit um kleine Hasen.
Jens Rennecke kümmert sich derzeit um kleine Hasen. Chris Wohlfeld Lizenz

Thale - Vorsichtig hebt Jens Rennecke den Deckel der luftigen Kisten an und raschelt mit der Hand im Heu. Blitzschnell kommt ein kleines braun-grau-meliertes Fellknäuel angerannt, gefolgt von einem zweiten. „Na?“, sagt Rennecke und guckt angespannt fragend in das Innere der Kiste, um gleich darauf aufatmen zu können. Auch der dritte Schützling ist nun da. Die drei winzigen, nur wenige Zentimeter großen Feldhasen sind die jüngsten Zöglinge des gelernten Tierpflegers.

Hasenwaisen

Als der Thalenser das Trio in seine Obhut nahm, war es nur wenige Stunden alt. In der Nähe von Sangerhausen hatte eine Seniorin bei einem Spaziergang auf einem Feldweg lautes Hasengeschrei gehört und schließlich eine am Boden liegende, zappelnde Häsin entdeckt, die gerade ein Jungtier zur Welt bringen wollte, erzählt Jens Rennecke. Am Ende der Blutspur, welche die Häsin hinter sich hergezogen hatte, entdeckte die Frau drei neugeborene Hasen, noch mit Nabelschnur. Sie alarmierte ihren Sohn, der versuchte, Hilfe für die Kleinen zu finden. Er landete schließlich bei Rennecke, der sich sofort auf den Weg machte. Der Häsin konnte nicht mehr geholfen werden. Sie war bei der Geburt des Jungen gestorben. Die drei Kleinen nahm Rennecke mit nach Thale.

„Solche kleinen Portionen hatte ich auch noch nie in der Hand“, so der Thalenser, der vor zwei Jahren die wenige Tage alte Feldhäsin „Ostara“ aufgepäppelt und ausgewildert hatte (die MZ berichtete). Mit Anfangsgewichten von 100 bis 150 Gramm waren die drei in guter Verfassung. Und wie „Ostara“ bekommen sie nun eine spezielle Aufzugsmilch und haben an Gewicht und Größe deutlich zugelegt. „Das ist wie Weihnachten“, freut sich Rennecke, der versucht hat, einen „Präzedenzfall zu finden, wo jemand neugeborene Hasenkinder aufgezogen hat“. „Ich habe keinen gefunden“, sagt er.

An die Natur halten

Wie in der Natur werden die Kleinen nur einmal am Tag gefüttert, erklärt der Thalenser, während er sich ein kleines Heubett auf dem Schoss zurechtzupft und eines der Hasenkinder hineinsetzt. Es beginnt sofort, emsig an der Spritze zu nuckeln, aus der Rennecke Tropfen für Tropfen herausdrückt. „Sie nehmen alle drei um die 50 Milliliter.“ Die Ohren der Winzlinge sind mit verschiedenen Farben gekennzeichnet, „damit ich nicht einen doppelt füttere und einen gar nicht“, begründet Rennecke. Von einem täglichen Ausflug ins Heu in einer Voliere - „damit sie Sonnenlicht spüren“ - abgesehen, verbringen die drei die Zeit in ihrem Zuhause in der speziell gebauten großen Holzkiste, die sie vor natürlichen Feinden schützt. „Sie wärmen sich gegenseitig, sie putzen sich gegenseitig, sie massieren sich gegenseitig die Bäuche. Ich mache nichts weiter, als mich an die Natur zu halten.“

Ab in die Freiheit

Wie es weitergeht? „Ostara“, sagt Rennecke, habe das schön vorgemacht. Etwa ab der vierten Lebenswoche werden die Kleinen beginnen, feste Nahrung zu sich zu nehmen; der Übergang ist fließend. Das Futter wird von jenem Standort geholt, an dem die Jungtiere dann ausgewildert werden sollen. Frühestens im Alter von sechs Wochen - „sie müssen erst zuverlässig von der Milch weg sein“ - beginnt dann die Standortgewöhnung, bei welcher die Feldhasen ihr künftiges Zuhause kennenlernen werden. „Feldhasen setze ich gern in Gebiete“, sagt Rennecke, „die bekannt dafür waren, dass dort viele Hasen gelebt haben.“ (mz)

Die kleinen Hasen werden im Heubett mit der Spritze aufgepäppelt.
Die kleinen Hasen werden im Heubett mit der Spritze aufgepäppelt.
Chris Wohlfeld Lizenz