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SV Germania Gernrode SV Germania Gernrode: Fast ein Zweitjob

Von Andreas Bürkner 10.04.2018, 13:55
Joachim Götze und Jürgen John (v.l.) blättern in einem Hefter mit Noten für die Gernröder Spielleute.
Joachim Götze und Jürgen John (v.l.) blättern in einem Hefter mit Noten für die Gernröder Spielleute. Andreas Bürkner

Gernrode - Mit der Weltmeisterschaft in den USA erlebten die Gernröder Spielleute im Dezember 2017 den bisherigen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte.

Doch den hätte es ohne Joachim Götze und Jürgen John gar nicht gegeben. Beide prägten Jahrzehnte lang die Entwicklung der Musiker und wurden dafür kürzlich zu Ehrenmitgliedern von Germania Gernrode ernannt.

Vor 61 Jahren den Spielmannszug gegründet

1957 erfolgte die Gründung eines Spielmannszuges. „Ab Anfang 1958 wurde fleißig geübt“, erinnert sich der 80-jährige Joachim Götze an den Beginn, den er als Aktiver miterlebte.

„Den ersten Auftritt hatten wir am 1. Mai 1958 mit drei Titeln.“ Das hatte Folgen. „Da habe ich die Spielleute erstmals erlebt und war sofort begeistert“, blickt der 75-jährige Jürgen John auf seinen Einstieg nur wenige Monate nach der Gründung zurück.

Nach 20 Jahren und beginnender Überalterung wurden 1978 Nachfolger gesucht - unter Regie von Neu-Nachwuchsleiter Joachim Götze.

Einst eine reine Männersache

„Wir haben in der Schule geworben und 50 Interessenten gefunden“, weiß er noch. Er blieb bis nach der Wende Chef des Nachwuchses.

Anfangs war der Spielmannszug Gernrode übrigens nicht nur eine Erwachsenen-Angelegenheit, sondern auch noch reine Männersache. „Wir müssen aber unseren Frauen danken, dass sie uns den Freiraum ermöglicht haben“, betont John.

Den ersten Wettbewerb erlebten die jüngsten Spielleute bei den Meisterschaften des Bezirkes Halle ein Jahr später in Gernrode - außer Konkurrenz.

„Die Jury fand aber, dass wir den anderen ebenbürtig waren“, weiß Götze, dessen Kinder sich wie Johns Sohn für das Hobby der Väter begeistern ließen.

Leipzigtermine waren die Höhepunkte

Höhepunkte für die Spielleute waren zu DDR-Zeiten die Turn- und Sportfeste in Leipzig. „1959 hatten wir Premiere, ab da waren wir immer dabei, 1983 sowie 1987 sogar gemeinsam mit den Erwachsenen und dem Nachwuchs“, sagt John.

„Wir spielten schon damals in der ersten und zweiten Liga“, sagt er, „was zu DDR-Zeiten Sonder- bzw. Leistungsklasse 1 hieß - und unser Verein dafür sogar eigentlich zu klein war.“

Er muss es am besten wissen, schließlich hatte er 1983 die Leitung der Spielleute übernommen.

Erst 2001 gab er sie an Thomas Graßmann ab. „Vorher war ich schon Kassierer und habe ab 1969 im Vorstand der BSG beziehungsweise bis 1995 des Vereins mitgearbeitet“, beschreibt er seine ehrenamtliche Karriere, die fast „ein Zweitjob war“.

Auch heute gibt es kein Loslassen mehr

Und loslassen können beide bis heute nicht. „Einmal Spielmann - immer Spielmann“, erklärt John dazu. Die Senioren gründeten 2003 ihre eigene Gruppe mit 18 Ehemaligen und treffen sich einmal im Monat zum Üben.

Geblieben sind elf Enthusiasten zwischen 55 und 85 Jahren. Götze: „Höhepunkt ist für uns jedes Jahr die Landesmeisterschaft, wenn wir mit älteren Kollegen aus rund einem Dutzend anderer Vereine als Traditionszug aufspielen. Götze und John sind sich einig: „Das machen wir, so lange es geht.“ (mz)