Für 500.000 Euro Stillgelegtes Flussspat-Bergwerk bei Gernrode: Hagentalbach wird von Eisen und Salz befreit

Gernrode - Der leuchtend ockerfarbene Niederschlag in den Kaskaden macht es sichtbar: Das aus dem Hagentalstollen bei Gernrode kommende Wasser enthält viel Eisen. Das kann hier mit dem Luftsauerstoff reagieren, der entstehende Schlamm sich im Mensingteich absetzen, ehe das Wasser weiter in den Hagentalbach fließt.
Was aber gar nicht zu sehen ist: Das Wasser aus dem Stollen enthält auch Salz. Und an diesem Salzgehalt - vergleichbar dem Salzgehalt des Ostseewassers im Finnischen Meerbusen - ändert sich mit der Ableitungskonstruktin - gar nichts. „Damit war schon klar, das ist nur eine Zwischenlösung“, sagt Geologe Thomas Schwengfelder. Denn das aus dem Stollen kommende Wasser beeinflusse den Hagentalbach auf eine lange Strecke und auch das nächste Gewässer.
Stollen soll wieder zugänglich gemacht werden
„Das kann man nicht hinnehmen, vor allem wegen der Salzlast“, unterstreicht der Geologe von der Merseburger HPC AG. Thomas Schwengfelder wird ein Konzept für die Sanierung des Stollens erstellen. Dafür werden jetzt Arbeiten an dem Stollen beginnen, mit denen dieser zugänglich gemacht werden soll, erklärt Denny Sander vom Umweltamt des Landkreises Harz.
Der Hintergrund: Es gibt eine Lösung für eine Sanierung. Im Stollen soll ein Damm errichtet werden, der das Wasser im Inneren des Berges zurückhält. Nur: Wo genau dieses Bauwerk entstehen soll, das ist noch unklar. „Wir haben noch nicht genügend Informationen“, sagt Denny Sander. „Deshalb wollen wir den Stollen zugänglich machen, um den bestmöglichen Punkt für den Damm zu finden“, so Sander, Koordinator für das Projekt beim Umweltamt.
Diese Arbeiten würden selbst für Bergleute ein besonderer Fall sein, meint Thomas Schwengfelder. „In jeden anderen Stollen geht man einfach hinein. Man muss ihn vielleicht bewettern“ - also für eine Frischluftzufuhr sorgen. Der Hagentalstollen aber sei auf der Sohle - also am Boden - mit einer etwa einem halben Meter hohen Schlammschicht bedeckt. Deshalb soll hier ein Laufsteg gebaut werden, über den man sich in dem Stollen bewegen kann, ohne die Sohle berühren zu müssen, ergänzt Denny Sander.
Landkreis Harz investiert eine halbe Million Euro
Klar ist: Im Bereich des Eingangs des Stollens wird der Damm nicht errichtet werden können. Hier hält derzeit hinter einer Mauer eine Stahlwand das Wasser vom unkontrollierten Weiterfließen ab; es wird über eine Rohrleitung nach außen geleitet. Der Fels in diesem Bereich sei brüchig, sagt Thomas Schwengfelder und weist auf die hier eingebauten Stahlbögen. Diese gebe es auch noch hinter der Mauer. „Weiter hinten ist dann sehr festes Gestein, Ramberggranit. Da sind die Bögen nicht mehr nötig“, so der Geologe. „Wenigstens bis dorthin wollen wir mit dem Steg kommen.“
Auftraggeber für die das Begehbarmachen des Stollens wie die Konzepterarbeitung ist der Landkreis Harz. Rund eine halbe Million Euro werde dafür investiert, zu 100 Prozent gefördert durch das Land. „Hier besteht ein Risikopotential. Wir sehen uns auch in der Verantwortung“, sagt Denny Sander.
Sobald das Konzept vorliege - das soll Mitte kommenden Jahres sein - sollen die weitere Planung und die Umsetzung folgen. „Der Landkreis macht das freiwillig“, unterstreicht Denny Sander. Denn der Stollen ist eigentlich ein „Altbergbau ohne Rechtsnachfolger“. (mz)
