Steffen Höbbel erreicht die zweitbeste Zeit
Badeborn/MZ. - "Nur Sieger und Rekorde zählen, als Zweiter ist man Verlierer", war sein erster Kommentar nach Bekanntgabe der Zeit durch den Chef des Fassrollvereins, Frank Damm. Dieser hatte im Gegenteil zu Radlern oder Mitfahrern auf den fünf Pferdekutschen auch die gesamte Strecke zu Fuß zurückgelegt. Trotz intensiver Bewegung wirkte das T-Shirt an seinem Körper aber wie zu heiß gewaschen.
Einmal mehr hatte das auf einer Wette von 1983 beruhende Spektakel, bei dem jeweils ein Einheimischer ein Fünfzig-Liter-Bierfass von Hoym nach Badeborn zu rollen hat, nicht nur die Einwohner, sondern auch viele Schaulustige aus der Region angelockt. Schon beim Start vor dem "Schwarzen Bär" in Hoym verabschiedeten Hunderte von Zuschauern den Athleten auf die Strecke. Allein etwa achtzig Gäste von zwei Feiern in der Gaststätte legten zu diesem Zweck kurz vor der Schlacht am kalten Büfett eine Pause an der frischen Luft ein. Wie es der Zufall wollte, handelte es sich bei den Jubilaren, einem Goldenen Hochzeitsbräutigam und einer siebzig Jahre gewordenen Dame auch noch um gebürtige Badeborner.
Viele erwarteten einen neuen Rekord. Auch der Inhaber Dirk Hilgenfeld (48,33 Minuten) befürchtete dies, gab es doch im Gegensatz zu den Vorjahren diesmal ideales Wetter mit Trockenheit und angenehmen Temperaturen. Zudem gilt der achtzehnjährige Steffen Höbbel als Konditionswunder. Als Verbandsliga-Fußballer der A-Jugend von Germania Halberstadt ist er nicht nur durchtrainiert, er hatte auch seit zehn Jahren auf diesen Tag gewartet. Bereits als Achtjähriger hatte er beim Fassrollen in aller Öffentlichkeit angekündigt, "das einmal selbst machen zu wollen."
Bereits im vergangenen Jahr hatte er sich deshalb für dieses Mal beworben, denn erst nach dem 18. Geburtstag ist laut Reglement ein Start möglich. Dafür bereitete er sich seit Wochen speziell vor. Am Start war er zwar etwas nervös, aber viel weniger als die stolzen Eltern Bettina und Manfred, die ihn bis zur letzten Sekunde betreuten und auf der Strecke begleiteten. Schwester Daniela bannte das einmalige Geschehen derweil zur Erinnerung auf Video.
Während dessen versuchten sich die Einheimischen am Ziel in Badeborn beim traditionellen Bürgerfassrollen über 400 Meter. Andere genossen leckere Bratwürste. Die 12 00 Stück wurden traditionell am Himmelfahrtsvormittag von den Vereinsmitgliedern persönlich in der Fleischerei Hulsch per Hand gestopft, sie waren allerdings in wenigen Stunden verzehrt. Mitglieder anderer Vereine, wie Fußballer, Feuerwehr, Reit- und Fahrverein sowie Schützen, unterstützten die Fassroller. "Das machen die Vereine ganz allein, ohne Anweisungen", freute sich Bürgermeister Hans-Joachim Hosang über die Kooperation.
Das Publikum feuerte Höbbel, im zweiten Jahr in der Ausbildung zum Metallbauer, auf den letzten Metern noch einmal kräftig an, doch mit dem Rekord wurde es nichts. "An den Anstiegen hatte ich ein paar Probleme", wusste er sofort, wo er Zeit verschenkt hatte. Ein zweites Mal aber wolle er sich das nicht mehr antun, war er um eine Erfahrung reicher.