Stahl, Silber und Gold verschmelzen
Schielo/MZ. - Im Hausflur und auch in der guten Stube sind vornehmlich die Arbeiten des Metallkünstlers Felix Müller zu sehen.
So zum Beispiel Lampen - Wand- und Stehlampen - oder auch andere Accessoires aus Metall. Will man allerdings die mit viel Liebe zum Detail geschaffenen Schmuckstücke von Schmuckkünstlerin Sabine Müller sehen, muss man schon die Werkstatt gehen. Und hier kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ihre Art, Schmuck zu entwerfen und herzustellen, ist schon ungewöhnlich und die Träger dieser Kollektion müssen schon auch etwas Mut beweisen. Denn damit fällt man garantiert auf. Aber warum auch nicht.
Die aus Molmerswende (Landkreis Mansfeld-Südharz) stammende 44-jährige Künstlerin lernte Goldschmiedin, nahm danach ein Praktikum an der Hochschule für Kunst und Design "Burg Giebichenstein" in Halle auf. Nahtlos schloss sich das Studium an. Hier lernte sie Felix kennen. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagen beide übereinstimmend. Mit Erfolg schlossen beide in der Wendezeit ihr Studium ab. Von heute auf morgen änderte sich alles, sagen die beiden Künstler. Hinzu kam, dass Sabine Müller schwanger war und man auf der Suche nach Haus und Werkstatt war. "In Halle konnten wir nicht bleiben", erinnert sich der 44-Jährige. Es gab schon zu viele Künstler, die sich bereits etabliert hatten. Dass sie nun aufs Land gezogen sind, haben die beiden der Schwester von Sabine Müller zu verdanken. Die habe den entscheidenden Tipp für das Haus gegeben. Hier war auch Platz für eine Werkstatt, die neu gebaut werden musste, und auch im Haus selbst war einiges zu tun. Inzwischen haben die Müllers drei Kinder und alle fühlen sich wohl auf dem Land, haben diese Entscheidung bisher nicht bereut.
Allerdings musste Sabine in den ersten Jahren ihre künstlerische Arbeit ein wenig vernachlässigen. Es gab viel zu tun am Haus und auch die Kinder forderten ihre Aufmerksamkeit. Hilfreich stand den Müllers immer wieder auch die Familie zur Seite, die nur wenige Kilometer weit weg wohnt. Felix Müller hatte in den Jahren viel zu tun. Restaurierungsarbeiten waren an der Tagesordnung, erinnern sich die beiden. "Davon haben wir gelebt", gibt Sabine Müller offen zu. Sie hat währenddessen Kontakte zu Galerien geknüpft, um ihre Schmuckkollektion an die Frau und den Mann zu bringen, um somit auch ein kontinuierliches Einkommen zu haben.
Denn Mitte der 1990er Jahre hatte Felix Müller immer weniger zu tun, die Aufträge brachen weg. Heute beliefert Sabine Müller Galerien in Deutschland und Europa.
In ihrer Werkstatt fertigt die Künstlerin Schmuckstücke unter dem Thema "Becherlinge" an. Ein Thema mit vielen Gesichtern. Geformt in Wachs, gegossen in Silber und Gold, mit Acryl beschichtet, entstehen immer neue Variationen einer Idee. Eine schützende Hülle, die den Blick lockt in den farbigen Innenraum, der das Licht gebündelt zurück wirft. Diese Hülle wird in Wachs geformt, jedes Mal neu.
Dem Schutz des Bechers sind nicht nur Acryl, sondern auch Perlen und Steine anvertraut. Sie schimmern durch die transparente Farbschicht oder sind in Kappen gefasst. Ohrhänger und Ringe in den verschiedensten Farben und Formen entstehen so. "Die Fingerabdrücke auf der Rückseite der Becher sind Spuren der Arbeit und zeugen besser als jeder Stempel vom Unikatcharakter des Stückes. Die Idee entwickelt sich weiter - Muscheln, Schneebecherlinge, und Kästchen", so die Künstlerin.
Auch Felix Müller fertigt Schmuck an, vorwiegend Ringe, die sehr auffällig sind. Aber in erster Linie ist der in Halle geborene 44-Jährige Metallkünstler. Er arbeitet hauptsächlich im privaten Bereich und somit im Kundenauftrag. Der Kundenkreis besteht zu 90 Prozent aus Privatleuten. Er fertigt Einrichtungsgegenstände an. Die Palette reicht vom Möbelstück bis hin zu kleinen freistehenden Objekten.
Für seinen Feuertisch aus Stahl in den Abmessungen ein Meter mal ein Meter wurde er 2004 mit dem Bochumer Designerpreis auf der Designmesse FormArt ausgezeichnet. Etwas traurig stimmt den Künstler, dass seine Arbeiten als freie Kunst nicht so akzeptiert werden. So wollte er diesen Feuertisch über Katalog vertreiben, doch das kam einfach nicht an, bedauert es Müller. Dafür funktioniere aber die Mund-zu-Mund-Propaganda, schmunzelt er ein wenig. Felix Müller macht alles selbst, vom Entwurf bis hin zum fertigen Objekt. Eine Stehlampe ziert seine gute Stube. Er benutzt die Mechanik als Gestaltungselement und als Funktionsteil gleichermaßen.
Bei dem Männerschmuck aus den Händen von Felix Müller handelt es sich immer um Einzelstücke. Er habe versucht, etwas zu machen, das einen seriellen Charakter trägt. Doch vergebens. Kein Grund für ihn, den Kopf in den Sand zu stecken. Immer wieder kommen zu den Müllers nach Schielo auch junge Leute, die ganz besondere Eheringe suchen. "Die lassen sich Ringe anfertigen, die für sie so etwas wie ein Stück Lebensgefühl bedeuten", sagen die beiden übereinstimmend.
Sabine und Felix Müller, Konradsgraben 22, Schielo,. Tel. ß30484 / 8346.