1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. St.-Wiperti-Kirche : St.-Wiperti-Kirche : Eine Million für das Gotteshaus vom Land

St.-Wiperti-Kirche  St.-Wiperti-Kirche : Eine Million für das Gotteshaus vom Land

Von Petra Korn 09.06.2017, 13:55
Detlef Fiedler arbeitet in den Werkstätten für Denkmalpflege  die Eichenfenster der Wipertikirche auf.
Detlef Fiedler arbeitet in den Werkstätten für Denkmalpflege  die Eichenfenster der Wipertikirche auf. Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Baugerüste stehen innen wie außen, das Gotteshaus selbst ist für den Besucherverkehr geschlossen, Gottesdienste finden momentan nicht statt: An der romanischen St.-Wiperti-Kirche in Quedlinburg erfolgen derzeit umfangreiche Arbeiten. Auftraggeber ist das Land Sachsen-Anhalt, das dafür rund eine Million Euro investiert.

Damit setzt das Land Sachsen-Anhalt, das sich vor rund eineinhalb Jahren zu seiner Verantwortung für St. Wiperti bekannt hat, fort, was im vergangenen Jahr unter anderem mit dem Stabilisieren des Westgiebels und dem Errichten einer Wasserableitung vom Gebäude begonnen wurde.

Insgesamt 27 Fenster werden aufgearbeitet und wieder eingebaut

So werden jetzt insgesamt 27 Fenster in den Werkstätten für Denkmalpflege aufgearbeitet und dann wieder in die Kirche eingebaut.

Die aus den 1950er Jahren stammenden Eichen-Sprossenfenster mit sogenanntem Antikglas - Glas mit welliger Oberfläche und teilweisen Lufteinschlüssen - seien noch recht gut erhalten gewesen, hätten aber konstruktive Mängel gehabt, die den Wasserabfluss behinderten, sagt Projektleiterin Gudrun Fischer vom Bau- und Liegenschaftsmanagement des Finanzministeriums.

Zugleich sollen auch die Fenstergitter aufgearbeitet werden, die sich teils innen, teils außen befinden. Diese Arbeiten sollen bis Juli abgeschlossen sein.

Das Gerüst im Inneren - der Grund, warum die Kirche derzeit aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich ist - soll dann wieder abgebaut werden.

Arbeiten von Martin Straka werden präsentiert

Wie Rolf Langhammer, Vorsitzender des Fördervereins St. Wiperti, sagt, wird die Kirche dann wieder geöffnet sein. Der Förderverein, der sich in den vergangenen 20 Jahren für die Sanierung der Kirche engagiert hat, sich weiterhin um den Unterhalt kümmert und das Denkmal für Besucher geöffnet hält, wird hier bis zum 15. September eine Ausstellung mit Arbeiten von Martin Straka präsentieren.

Der nächste Brocken folgt: Innenputz wird saniert

Danach wird St. Wiperti wieder geschlossen - für den „nächsten Brocken Arbeit“, wie Gudrun Fischer sagt. „Dann wollen wir den Innenputz sanieren, der an einigen Stellen total versalzen ist.“ Dafür soll der Putz in den betroffenen Bereichen der Pfeiler und Außenwände abgenommen und erneuert werden.

Allerdings werde ein Versalzen immer wieder auftreten. „Das Salz bekommt man aus so einem dicken Mauerwerk nicht heraus“, erklärt die Projektleiterin.

Und Rolf Langhammer ergänzt: „Der Putz ist auch ein einfacher Opferputz. Er wurde nur aufgetragen, um so das Salz aus dem Mauerwerk herauszuziehen.“

Drei Epitaphe könnten eventuell einen Platz bekommen

Vorgesehen ist ebenso, die insgesamt drei Epitaphe der Kirche gemeinsam im nordwestlichen Seitenbereich des Schiffes anzuordnen und dem steinernen Kopfgrab, das bei Arbeiten in den 1990er Jahren auf dem Außengelände gefunden wurde, eventuell einen neuen Platz im Vorraum zu geben.

Zudem möchte der Förderverein in den Seitenbereichen der Kirche eine neue Beleuchtung anbringen lassen. „Diese Bereiche nutzen wir als Ausstellungsfläche“, sagt Rolf Langhammer.

Geplant ist auch, die drei Bleiglasfenster in der Apsis genauer zu untersuchen, deren Farbigkeit sich aus bislang unbekannter Ursache verändert - und hier eine Lösung zu finden. Das wird die Firma Schneemelcher übernehmen, die die Fenster auch gefertigt hatte.

Fassade wurde wurde fotogrammetrisch erfasst

Die Arbeiten im Inneren von St. Wiperti sollen ebenso in diesem Jahr abgeschlossen werden wie die Arbeiten an der Fassade. Diese soll auf der Süd-, wie auf der Ost- und der Nordseite „steinmetzmäßig überarbeitet“ werden, beschreibt Gudrun Fischer.

„Die Fassade wurde fotogrammetrisch erfasst, jeder Stein so dargestellt, wie er ist“, sagt die Projektleiterin. Zusätzlich habe ein Restaurator die Fassade im ältesten Bereich auf der Nordseite zeichnerisch dargestellt. Für die Sanierungsarbeiten am Mauerwerk sei genau festgelegt worden, wo beispielsweise vernadelt, wo ein Stein ersetzt werden solle.

Zudem werde das Mauerwerk neu verfugt. Auch mit diesen Arbeiten wurden die Werkstätten für Denkmalpflege beauftragt.

Baumaßnahmen erfolgen zudem an einem ehemaligen Klostergebäude, das ursprünglich mit der Kirche verbunden war.

Pläne für weitere Arbeiten gibt es bereits für das nächste Jahr. „Dann wollen wir einen behindertengerechten Zugang zur Kirche bauen“, kündigt Gudrun Fischer an.

********************************************

Die Wipertikirche entspricht in ihrem heutigen Erscheinungsbild der Kirche der Prämonstratensermönche aus dem 12. Jahrhundert mit den gotischen Erweiterungen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, heißt es in einem vom Förderverein herausgegebenen Kirchenführer. Die Krypta wurde um das Jahr 1000 zur Zeit Otto III. in den Vorgängerbau der heutigen Kirche - eine aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts stammende kreuzförmige Basilika der Kanoniker - eingefügt.

Das Gotteshaus wird heute in den Sommermonaten als katholische Pfarrkirche genutzt. Sachsen-Anhalt hat sich zu einem Staatsvertrag von 1954 mit dem Vatikan bekannt; dieser legt fest, dass alle von der katholischen Kirche genutzten Gotteshäuser, die im Besitz des Staates sind, von ihm instand gesetzt werden. (mz)