SPD-Kandidat Mario Hennig SPD-Kandidat Mario Hennig: Bläst "Harzer Septemberwind" in den Bundestag?

Quedlinburg - Es soll nach Party und guter Laune klingen - mit einem „Wahlkampfsong“ wirbt Mario Hennig für seine Kandidatur zur Bundestagswahl im September. Der Titel „Harzer Septemberwind“, der von dem ehemaligen Musiklehrer Rainer Günther komponiert, produziert und eingesungen wurde, soll dem SPD-Kandidaten für den Harz und Aschersleben aus Siptenfelde vor allem ältere Menschen an die Wahlkampfstände locken - und Rückenwind geben für die Wahl. „Der Song ist auf Schlager ausgelegt, er soll keine politischen Inhalte vermitteln“, sagt Hennig. „Ich will in erster Linie mit den Menschen ins Gespräch kommen.“
Und so startet der „Septemberwind“ denn auch mit den nicht allzu intellektuellen Zeilen: „Es wird ein irres Jahr, wie es schon lang’ nicht war, der Sommer, der wird heiß, wir ziehen mit viel Fleiß mit dem Septemberwind, der uns die Zukunft bringt. Wir haben die Idee, das ist die SPD.“ Garniert wird das Ganze mit Synthesizer-Beats, die Günther laut Hennig in seinem eigenen Tonstudio eingespielt hat.
Wer mag, kann zum Refrain mitschunkeln: „Hier im Harz bis Aschersleben können alle Hennig wählen. Mario ist ein Garant für ein sozial gerechtes Land.“ Mit Betonung auf dem „o“. „Er ist unser Kandidat für den deutschen Bundestags. Er ist wie wir - und kommt von hier.“ Fast schon ein wenig entschuldigend räumt Hennig ein: „Es geht nicht um tiefgreifende Inhalte, der Song soll ins Ohr gehen.“
Tut er das? Die MZ hat dazu einen Musikwissenschaftler und eine Band aus der Region befragt. Aus Angst vor dem Zorn der SPD hat sich aber keiner von beiden getraut, offen seine Meinung zu sagen. Dabei ist die Kritik nicht durchweg vernichtend: „Durchaus positiv ist zu bewerten, dass sich da jemand traut, ans Mikrofon zu treten und zu singen. Abgesehen von ein paar nicht ganz getroffenen Tönen - aber das haben die Stones auch nicht immer geschafft - ist die Melodie immerhin zu erkennen“, urteilt der Musikwissenschaftler. „Allerdings legt man sich mit der Stilistik eines Songs schnell fest: Es wird Gruppen geben, die sich mit der Partystimmung anfreunden können, es wird Leute geben, die der ernsten Themen wegen, die anzugehen sind, genau das ablehnen werden, andere würden - was ja auch SPD-Profil sein kann - den ambitionierten Rock erwarten, oder kreativen, anhörbaren Jazz.“ Fachlich gesehen, habe der „Septemberwind“-Song „zwar ein durchaus simples Rhythmus-Muster (das haben Party-Songs so an sich...), aber was das Harmonieschema angeht (also sozusagen die Seele), da geht’s schon über simple Muster hinaus.“
Da die - anonyme - Kritik der Band kaum ein gutes Haar an dem Lied lässt, verzichten wir darauf. Und lassen stattdessen zwei Musiker aus einiger Entfernung zu Wort kommen: André Mühl und Adri Polewka von der Salzgitteraner Punkband „nullbock“ stehen zu dem, was sie sagen. Die „Böcke“ haben schon mehr als ein halbes Dutzend Platten herausgebracht, besitzen also durchaus eine veritable Erfahrung im Musikgeschäft. „Ich finde es cool, dass das jemand macht“, sagt Mühl. Musikalisch gesehen hält er das Stück aber eher für peinlich, sagt der „nullbock“-Frontmann. „Das ist halt so Synthie-Kram.“ Andererseits: „Wenn der Mann das ein bisschen euphorischer singen würde, wäre es ein echter Ballermann-Song.“
So sieht es auch Polewka: „Das kommt ein wenig tranig rüber. Musikalisch ein bisschen Marianne Rosenberg trifft Alleinunterhalter mit leichtem Ballermann-Touch.“ Aber Musik, gibt Adri Polewka zu, sei eben Geschmackssache. Und zumindest den Geschmack seines vierjährigen Sohns Marcel hat Mario Hennig mit dem „Septemberwind“-Song getroffen. „Der hat das dreimal gehört“, sagt der SPD-Politiker. „Und er brummt jetzt schon mit.“
Die Live-Uraufführung des „Septemberwinds“ soll am Samstag beim Brunnenfest in Halberstadt stattfinden. (mz)