Sine-Cura-Schule Gernrode Sine-Cura-Schule Gernrode: Der Neubau ist ein Unikat

Gernrode - Schulleiterin Birgit Schröder ist etwa alle zwei Wochen einmal in Gernrode. Sie schaut sich dann die Baufortschritte an der neuen Sine-Cura-Schule für Geistigbehinderte am Hagenberg an, und ob alles so entsteht, wie es geplant wurde. „Unsere Lehrer, pädagogische Mitarbeiter und Schüler, alle fiebern dem neuen Schuljahr entgegen, wenn sie das neue Haus in Besitz nehmen können“, sagt Birgit Schröder bei einem Vor-Ort-Termin mit der MZ. Dies umso mehr, da die Bedingungen in Quedlinburg nicht die besten sind. So muss derzeit der Unterricht an vier Orten in der Stadt erfolgen.
Der Neubau am Hagenberg in Gernrode, wo sich bereits eine Grund- und eine Sekundarschule befinden, ist nicht irgendein Ersatz, kein typischer Funktionsbau. Michael Leja, Amtsleiter Gebäude- und Schulverwaltung beim Landkreis Harz, fasst das Besondere in dem Satz zusammen: „Das ist ein Unikat.“
Die Klassenzimmer ragen in ihrer Kubatur aus dem Bau heraus - ungewöhnlich und zugleich ein Hingucker. Die Funktionalität wird aber mehr noch durch Abgänge aus jedem Klassenzimmer deutlich. Dies sind Fluchtwege, für jede Klasse einer. Die Großzügigkeit des Neubaus wiederum wird aber erst innen deutlich. Darauf verweist die Schulleiterin beim Blick in die Klassenräume, die jeder eine Küchenzeile haben. Der Tag beginnt nach dem Transport der Kinder in ihre Schule im „Morgenkreis“, einem großen zentralen Raum, von dem aus die Klassenzimmer zu erreichen sind. Dann wird das gemeinsam gekaufte Frühstück zubereitet und verzehrt, ehe der Unterricht in den meist sieben Schüler umfassenden Klassen startet.
Schulleiterin Birgit Schröder war von Anfang an in die Gestaltung des Neubaus einbezogen. Sie wiederum hat die Ideen mit ihren Kollegen beraten. „Und die Architekten sind den Vorstellungen gefolgt“, hebt Michael Leja das sich abzeichnende Ergebnis für die Umsetzung des pädagogischen Konzepts hervor. Dazu gehören zehn Räume, für jede Klasse einer. Hinzu kommen unter anderem Musikzimmer, Snoezelen- und Bewegungsraum. Für Mannschaftsspiele kann dagegen die Turnhalle der Sekundarschule mitgenutzt werden. Besonders angetan ist die Schulleiterin vom sogenannten Matschraum: Eine Rutschbahn mit Wasserzuleitung und ein Becken mit Sand und Wasser bieten die Möglichkeit, die Elemente zu erleben, Bewegung und Motorik zu entwickeln.
63 Prozent durch Fördermittel bezahlt
Da die neue Schule am Hang steht, befindet sich der Eingang sozusagen in der ersten Etage, dort, wo auch die meisten Klassenzimmer entstehen. Nur für die berufsvorbereitenden Jahrgänge sind die Klassenräume im Parterre angeordnet worden, zusammen mit den verschiedenen Spezialräumen. Amtsleiter Michael Leja betont, dass hier eine Chance genutzt wurde. Im ländlichen Raum werde so etwas wohl nicht noch einmal entstehen können. Das Land plane eine Begrenzung der Schulinvestitionen außerhalb größerer Städte.
Dann wäre die über fünf Millionen Euro teure Schule in Gernrode nicht möglich gewesen. 63 Prozent von der Gesamtsumme, die sich nach den Worten der Verantwortlichen ein Stück erhöht habe, seien Fördermittel der Europäischen Union. Bezugsfertig soll die neue Sine-Cura-Schule in Gernrode zum 31. Juli sein. „Das ist ein sportliches Ziel“, sagt Michael Leja: „Aber das müssen wir schaffen, da gibt es nichts dran zu deuteln.“
Schulleiterin Birgit Schröder bekennt angesichts des individuell und nach modernem Standard errichteten Neubaus: „Wir haben unwahrscheinliches Glück gehabt.“ Die Schule wurde entsprechend den Schülerzahlen der vergangenen Jahre konzipiert. Einzugsgebiet ist der Altlandkreis Quedlinburg. Im Durchschnitt werden 75 Schüler betreut. 75 ist für die Schulleiterin eine praktikable Größe für das neue Haus. Bei 90 wäre eine Grenze erreicht, mehr nicht möglich, denn in jeder Klasse sollten sieben, vielleicht auch acht oder neun Schüler sein, mehr aber nicht, damit die 30 Lehrerinnen und Lehrer sowie die pädagogischen Mitarbeiterinnen die Lehrziele erreichen. (mz)

