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Servatii-Friedhof in Quedlinburg Servatii-Friedhof in Quedlinburg: Urnengräber unter Bäumen

Von Gerd Alpermann 09.09.2014, 12:38
Die mit vielen Bäumen bewachsene Fläche auf dem Servatii-Friedhof wurde beräumt und soll wieder für Grablegungen bereitstehen.
Die mit vielen Bäumen bewachsene Fläche auf dem Servatii-Friedhof wurde beräumt und soll wieder für Grablegungen bereitstehen. Chris wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - Urnengräber zwischen Bäumen sind jetzt auf dem Servatii-Friedhof in Quedlinburg möglich. Die über 2 000 Quadratmeter große Fläche kurz hinter dem Eingang, der auch Brühlfriedhof genannten Anlage an der Wipertistraße, war regelrecht zugewachsen. „Beerdigungen fanden dort schon seit Jahrzehnten nicht mehr statt“, weiß Kirchmeister Frank Mente, der für die Gebäude und Liegenschaften der evangelischen Kirche Quedlinburg verantwortlich ist. Das Areal dämmerte einfach vor sich hin.

Müll fiel durch Überwucherung nicht auf

„Seit dem vergangenen Jahr waren die Friedhofsmitarbeiter damit beschäftigt, das Gelände zu beräumen“, teilt er bei einem Termin mit der MZ mit. Da die Fläche überwuchert war, fiel der viele Müll nicht auf. „Es wurde containerweise Abfall entsorgt. Von Hausmüll, Plast-Flaschen bis hin zu Autoreifen mit und ohne Felge lagen da unter dem Gestrüpp“, sagt der Kirchmeister kopfschüttelnd: „Das war richtig schlimm.“

Inzwischen macht das Areal einen ordentlichen Eindruck. Bedeutende Grabanlagen gab es dort nicht, die Steine waren schlicht, zumeist verwittert und wurden entsorgt. Nur zwei Anlagen blieben erhalten, denn dort gibt es noch Angehörige, die das Grab pflegen, wie eine Blumenbepflanzung beweist. Die Bäume stehen auf der Fläche recht eng. Deshalb sollen einige noch gefällt werden. Sie wurden nicht gepflanzt, sondern haben sich selbst ausgesamt und mit den Jahren eine stattliche Höhe erreicht.

Die evangelische Kirche betreibt in Quedlinburg sechs Friedhöfe. Neben Wiperti- und Servatii- sind es der Blasii-, Markt-, Mathilden- und der Aegidii-Friedhof. Da nicht alle Friedhöfe mehr gebraucht werden, der Unterhalt aber nicht wenig Geld kostet, soll im Jahr 2020 der Aegidii-Friedhof aufgegeben werden. Schon jetzt finden nur noch Begräbnisse statt, wenn bereits eine Grabstelle der Familie dort existiert. Wie Kirchmeister Frank Mente sagte, gibt es bereits Konzepte, wie nach 2020 der Friedhof als Park umgestaltet werden kann.

Der Kirchmeister ist bis auf weiteres Ansprechpartner und verantwortlich für den Markt- und Mathilden- sowie den Aegidii- und Blasii-Friedhof. Dies ist notwendig, da die bisherige Mitarbeiterin für die Friedhofsverwaltung auf unabsehbare Zeit aus Krankheitsgründen ihre Aufgabe nicht wahrnehmen kann. (gal)

„Wir wollen dort separate Grabflächen unter Bäumen anbietet. Dazu müssen aber noch einige Bäume weichen, damit sie sich nicht gegenseitig behindern und genug Platz für die Urnengräber entsteht“, erklärt Frank Mente. Obwohl schon viel geschafft wurde, immer dann, wenn andere Arbeiten aus Witterungsgründen nicht möglich waren, muss der Boden noch eingeebnet werden. Noch nicht abschließend festgelegt ist, wie die Wegeführung sein soll. Der Kirchmeister spricht von drei oder vier Stichpfade, die vom Hauptweg des Servatii-Friedhofs aus angelegt werden könnten.

„Für einen offiziellen Friedwald ist die Fläche zu klein“, weiß der Kirchmeister. Erdbestattung sei aufgrund der vielen Bäume nicht möglich. Die Fläche werde allein für Urnengräber bereitstehen. Dabei seien keine geordneten Reihen vorgesehen, sondern unregelmäßig unter den Bäumen werden Plätze ausgewiesen. Noch fand dort keine Grablegung statt, doch erste Interessenten haben sich bereits gemeldet. Grabflächen werden auf den kirchlichen Friedhöfen für 20 Jahre vergeben. Sie kosten 480 Euro. Auf einem Grabfeld können vier Urnen eingebracht werden.

Erscheinungsbild der Anlagen auf beiden Friedhöfen erhalten

Zu den begehbaren Grüften auf dem Wiperti- und dem gegenüber liegenden Servatii-Friedhof kann der Kirchmeister bekanntgeben, dass alle Anlagen verpachtet sind. Dies geschah mit der Auflage, die Grüfte zu sanieren, die Standsicherheit der Frontmauer zu gewährleisten sowie neue Türen, wenn die alten nicht zu restaurieren sind, anzubringen. Dabei geht vor allem es darum, das Erscheinungsbild der unter Denkmalschutz stehenden Anlagen auf beiden Friedhöfen zu erhalten.

Von den Grüften auf dem Servatii-Friedhof sind zwei als Urnengemeinschaftsanlagen ausgewiesen. Es sind Grüfte die über zwei Etagen angelegt worden sind. Oben stehen die Urnen in Regalen der gerade erst eingeäscherten Toten. Über eine Leiter kann der untere Raum betreten werden. Dort waren die Urnen bisher auf dem Boden abgestellt worden. Nun sind Regale, sogenannte Kolumbarien, angefertigt worden, auf denen nach und nach alle Urnen ordentlich aufgereiht werden sollen.