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Schlittenhunderennen in Hasselfelde Schlittenhunderennen in Hasselfelde: Kult und Kraftpakete

Von Rita Kunze 04.01.2015, 18:47
Schlittenhunderennen in der Westernstadt Pullman City Harz: Hier fährt Michelle Weissgerber die Mainstreet hinauf.
Schlittenhunderennen in der Westernstadt Pullman City Harz: Hier fährt Michelle Weissgerber die Mainstreet hinauf. Frank Drechsler Lizenz

Hasselfelde/MZ - Es ist kalt in Pullman City. Der eisige Wind treibt kleine Schneeflocken vor sich her, die sich weiß und fein wie Puderzucker übers Land legen. Den Huskies macht das nichts aus. Es ist ihr Wetter, die Hunde in den Gespannen sind kaum zurückzuhalten. Sie bellen, jaulen, tänzeln und springen; das „Go!“ des Rennleiters erscheint wie eine Befreiung - die Tiere rennen los und sind in wenigen Sekunden aus dem Blickfeld der Zuschauer verschwunden. Sie sausen, angespannt vor drei- und vierrädrigen Wagen, die Mainstreet der Westernstadt im Harz hinauf in Richtung Wald.

45 Starter mit rund 250 Hunden zählt der Sportverein Reinrassiger Schlittenhunde Deutschland e.V. am vergangenen Wochenende bei seinem 15. Internationalen Schlittenhunderennen in Hasselfelde. 28 weitere waren für die Velo-, Roller- und Läuferklasse gemeldet, die der Verein aber wegen der teilweise vereisten Strecke abgesagt hat. Weil der Schnee fehlt, wird dieser Wertungslauf für die Norddeutschen Meisterschaften auch mit Wagen statt Schlitten ausgetragen. An der Stimmung ändert das nichts. Alle sind mit Eifer dabei.

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Die Hunde in den Zweier-, Dreier- oder Vierergespannen laufen nicht so weit wie sonst üblich. „Aus Sicherheitsgründen haben wir die Strecke auf drei Kilometer verkürzt“, sagt Rennleiter Wolf-Dieter Polz. „Denn da ist zu viel Eis, und wenn es bergab geht, dann bekommen die Hunde noch mal richtig Speed. Da geht die Sicherheit vor.“ Die Gespanne können ordentlich Fahrt aufnehmen; von durchschnittlich 28 km/h kann sich das Tempo zeitweilig auf rund 40 Stundenkilometer steigern.

Dass es wenigstens am Sonntag ein „Schneerennen“ geben könnte, glaubt Polz am Samstag nicht. Aber das Wetter sei noch besser als im vergangenen Winter: „Da hat es geregnet, und die Hunde haben beim Laufen mit ihren Pfoten den Dreck nach hinten geschleudert. Die Starter sahen hinterher echt übel aus.“

Doch wer Schlittenhunderennen fährt, der ist hart im Nehmen. Der nimmt auch was auf sich, gerade auch für den Start in Pullman City: „Das ist Kult. Wir haben einen Starter aus der Schweiz, der fährt dafür gerne jedes Jahr die 1 000 Kilometer her“, sagt Polz. Wie die Akteure genießen auch die Zuschauer das Spektakel, das vor den Kulissen der Westernstadt einen Hauch von Klondike-Stimmung verbreitet. „Viele begeistert die Ursprünglichkeit dieser Hunderasse“, sagt Polz, der sich seit 30 Jahren mit Schlittenhunden beschäftigt und viele Rennen gefahren ist, bevor er das seinem Sohn überließ: Als Rennleiter bleibe ihm zu wenig Zeit, um selbst an den Start zu gehen.

Schlittenhundesportler seien ein Völkchen für sich, sagt der Berliner. „Man verabredet sich zu den Rennen und betreibt da einigen Aufwand. Man trainiert das ganze Jahr, geht dann für drei Kilometer auf die Strecke, ist nach zehn Minuten im Ziel - und das war’s.“

Auf der Strecke zeige sich dann, ob das Gespann funktioniert. „Der Leithund muss nicht unbedingt der Platzhirsch sein. Er braucht Intelligenz. Das sieht man auch. Er guckt vor dem Start nach hinten, und beim ’Go!’ muss er das Gespann lenken, denn die anderen Tiere folgen ihm.“ Dabei gehen dann wahre Kraftpakete auf die Strecke. Polz: „Ein Husky wiegt etwa 25 Kilogramm und hat eine Zugleistung von rund 250 Kilogramm. Für zwei Tiere ist es also gar kein Problem, solch einen Schlitten oder Wagen zu ziehen.“

Seine liebe Mühe hat Lukas Wittwer (28) mit seinen beiden Hunden, die im Startbereich erst noch ein paar Sachen zu klären hatten.
Seine liebe Mühe hat Lukas Wittwer (28) mit seinen beiden Hunden, die im Startbereich erst noch ein paar Sachen zu klären hatten.
Frank Drechsler Lizenz
Die Helmkamera ist bei vielen Startern immer dabei: Bertram Ihle (links) filmt seine Läufe ebenso wie Burkhard Jacobfeuerborn (rechts).
Die Helmkamera ist bei vielen Startern immer dabei: Bertram Ihle (links) filmt seine Läufe ebenso wie Burkhard Jacobfeuerborn (rechts).
Frank Drechsler Lizenz
Die Helmkamera ist bei vielen Startern immer dabei: Bertram Ihle (links) filmt seine Läufe ebenso wie Burkhard Jacobfeuerborn (rechts).
Die Helmkamera ist bei vielen Startern immer dabei: Bertram Ihle (links) filmt seine Läufe ebenso wie Burkhard Jacobfeuerborn (rechts).
Frank Drechsler Lizenz