Sanierung auf Schlossberg Sanierungkosten des Westflügels vom Residenzbau Schlossberg Quedlinburg sprengen den Rahmen: Plus 600.000 Euro

Quedlinburg - 1,8 Millionen Euro für Arbeiten zur Sanierung des Westflügels des Residenzbaus auf dem Schlossberg, zu 90 Prozent gefördert aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ - das war der Plan. Nachdem alle Arbeiten ausgeschrieben sind, steht fest: Das Vorhaben wird 600.000 Euro mehr kosten, die die Stadt aus eigener Tasche finanzieren muss.
„Damit wird aus einer ursprünglich 90-prozentigen Förderung nur noch eine 57-prozentige“, sagt Quedlinburgs Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU). Er spricht von einer „Kostenexplosion im Welterbe“.
Bis 2021 sollen insgesamt 9,5 Millionen Euro auf dem Stiftsberg verbaut werden
Denn auch beim nächsten Großprojekt auf dem Stiftsberg werden nach Einschätzung der Stadt die Baukosten das Budget sprengen: Laut Plan - und Förderantrag aus dem Jahr 2017 - sollten bis 2021 insgesamt 9,5 Millionen Euro verbaut, das Stiftsberg-Ensemble weiter saniert und die baulichen Voraussetzungen für einen geschlossen Rundgang durch Schloss und Kirche geschaffen werden.
Darunter sind 7,6 Millionen Euro Fördergeld aus dem Efre-Programm. Jetzt wurden Arbeiten ausgeschrieben, die 2017 mit einem Gesamtvolumen von 2,38 Millionen Euro in die Planung einflossen. Zum Tag der Ausschreibung müssten noch einmal die aktuellen, marktüblichen Baukosten ermittelt werden, erläutert Thomas Malnati, Fachbereichsleiter Bauen.
Das habe schon ein Volumen von 2,8 Millionen Euro für die zu erteilenden Aufträge an Architekten, Bauforscher und Restauratoren sowie Baufirmen ergeben. „Wir haben dann das ganze Paket zu Angeboten mit einem Gesamtvolumen von 3,12 Millionen Euro vergeben.“
Das heißt, gegenüber dem Plan von 2017 sind Mehrkosten in Höhe von mehr als 700.000 Euro zu stemmen - rund 25 Prozent, wie Thomas Malnati sagt. Für das gesamte Projekt würden hochgerechnet statt der 11,5 Millionen Euro am Ende etwa 15 Millionen Euro zu finanzieren sein.
„Es fällt uns ungleich schwerer, die Kostensteigerungen zu finanzieren“, sagt Amtsleiter Thomas Malnati
„Es fällt uns schon schwer, 10, 20 oder 30 Prozent Eigenanteil bereitzustellen“, sagt Frank Ruch. „Es fällt uns ungleich schwerer, die Kostensteigerungen zu finanzieren.“ Die Stadt versuche nun, alle finanz- wie bautechnischen Möglichkeiten auszuschöpfen - und parallel dazu, sich mit anderen Welterbestätten zu vernetzen.
Ruch verweist auf die unter dem Dach des Städte- und Gemeindebundes gegründete Arbeitsgruppe Welterbestätten, die am Montag wieder zusammenkam. Und er verweist auch darauf, dass der ehemalige Oberbürgermeister und jetzige Bundestagsabgeordnete Eberhard Brecht (SPD) zugesichert habe, sich im Rahmen der Haushaltsdiskussion des Bundes für die Welterbestadt einzusetzen.
Frank Ruch sieht „recht einfache Schritte“, die Land und Bund gehen könnten: Den Erhalt von Welterbestätten als „unabweisbare Pflichtaufgabe“ zu erklären würde beispielsweise bei der Kreditaufnahme helfen. Helfen und das Land ebenso nichts kosten würde auch, wenn der Zeitrahmen, in dem Fördergeld verbaut werden muss, bevor Strafzinsen erhoben werden, verlängert werde.
OB Ruch schlägt vor, den Erhalt von Welterbestätten zur „unabweisbaren Pflichtaufgabe“ zu erklären
„Was Geld kostet, wir aber zwingend brauchen“, seien über vier, fünf Jahre hinausgehende klare Förderzusagen aus Töpfen nur für Welterbestätten. Dabei müsse berücksichtigt werden, ob es sich um eine einzelne Welterbestätte handelt oder ein Flächendenkmal von 80 Hektar und einen Stiftsberg - wie eben in Quedlinburg.
Ruch hofft auch darauf, dass die Fördermittelgeber erkennen, dass sie mit dem Einsatz des Geldes nicht erreichen, was sie wollen: die Unterstützung in einer bestimmten prozentualen Höhe. Es sei nachgefragt worden. Das Signal bislang: Komme Neues hinzu, wie die Feuerlöschanlage (siehe Infobox), könne weiteres Fördergeld beantragt werden - nicht aber für Kostensteigerungen bei bereits Genehmigtem.
Gibt es hier womöglich noch einmal Bewegung? Das Efre-Fördergeld für den Stiftsberg wird über die Landesinvestitionsbank ausgereicht. Die Stadt, hieß es hier auf Anfrage der MZ, habe die Investitionsbank bereits über die Steigerung der Kosten informiert.
Der Bank liegt aber noch kein Änderungsantrag vor. Dieser müsse „zuerst gestellt werden, um weitere Schritte planen zu können“, erklärte Oliver Wiebe von der Investitionsbank. (mz)
***
Mehr als Million Euro wird eine neue Feuerlöschanlage kosten, die die Stadt im Schlossmuseum bauen muss. In den Haushalt 2020 eingestellt werden 200.000 Euro als eine erste Rate. Die Anlage ist laut Stadtsprecherin Sabine Bahß eine Voraussetzung für die Förderung der Entwicklung des Schlossbergs als Efre-Porjekt.
Wie Fachbereichsleiter Thomas Malnati im Bauausschuss auf eine Anfrage von Peter Deutschbein (QfW) erklärte, sei das eine Auswirkung nach dem Brand von Notre-Dame, „dass man sich Gedanken macht, wie man höchstes Kulturgut schützt“.