Restaurant mit Familientradition Übernachtung und Softeis: Bekanntes Waldgasthaus im Harz ist wieder am Start
Um das Sternhaus bei Gernrode ist es lange ruhig geworden. Doch das bekannte Ausflugsziel im Harz hält sein traditionelles Angebot wieder bereit: Übernachten, Restaurant, Softeis. Wer das Waldgasthaus neu belebt hat.
Gernrode/MZ - Die Gästezimmer und Bungalows werden wieder vermietet, das Restaurant mit den dunklen Holzbalken und dem markanten Kachelofen ist wieder geöffnet, auch Fahne und Wimpel, die auf den Softeisverkauf hinweisen, sind wieder da: Das Sternhaus Gernrode, das in der Region sehr bekannte Waldgasthaus direkt an der Landesstraße 243, ist mit seinem traditionellen Angebot zurück.
Und auch der Name einer der beiden neuen Betreiberinnen ist im Harz kein unbekannter: Sandra Sedlak, Tochter der Wirtsfamilie, die das Haus über Jahrzehnte prägte, führt das Sternhaus jetzt gemeinsam mit ihrer Partnerin Janka Günther.
Sternhaus-Chefin wollte die Geschichte der Gaststätte bei Gernrode bewahren
Sandra Sedlak kennt das Haus von Kindesbeinen an. „Ich bin hier aufgewachsen“, sagt sie. Wie bei vielen anderen habe sie ihr Weg nach der Ausbildung in die alten Bundesländer geführt. Dort sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt seinerzeit einfach besser gewesen. „Und es waren Zeiten, in denen meine Eltern das Sternhaus gut geführt haben und keine weitere Hand vonnöten war.“
Schon ihr Vater habe dann nach einem Nachfolger gesucht, der die Gastronomie mit Herzblut fortführe. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 2016 sei verstärkt nach einem Käufer gesucht worden.
„Es gab einige Interessenten, die aber nicht unbedingt ein Restaurant fortführen wollten“, erzählt Sandra Sedlak. „Doch unsere Familie wollte die Geschichte des Hauses wahren“, das Gelände nicht etwa zu einer Schaffarm umgewandelt wissen. Zwischenzeitlich habe es auch einen Pächter für das Waldgasthaus gegeben, doch dieser habe nach zwei Sommern aufgegeben.
In ihr sei dann der Gedanke gereift, sich selbst zu engagieren, dass das Sternhaus fortzuführen ihre Aufgabe sei. „Meine Lebensgefährtin hatte von Anfang an Gefallen an diesem Ort gefunden. Also haben wir gesagt, wir kümmern uns um das Sternhaus“, berichtet Sandra Sedlak.
„Wir wussten, dass es ein Herzensobjekt für Tausende von Menschen ist. Also haben wir uns der Aufgabe angenommen“, sagt die 44-Jährige.
Gelände mit Gasthaus, Bungalows und Gästehaus ist 7.500 Quadratmeter groß
Im Juni 2019 habe sie gemeinsam mit ihrer Mutter begonnen, wieder Übernachtungen mit Frühstück anzubieten, berichtet Sandra Sedlak. Im Sommer 2021 hätten sie und Janka Günther dann das Objekt übernommen, ein knapp 7.500 Quadratmeter großes Gelände mit Gasthaus, drei Bungalows und einem Gästehaus mit sechs Zimmern.
„Wir haben ganz viele Menschen getroffen, die im Haus schon über viele Jahre mit ihren Dienstleistungen tätig waren, ob Kühlanlagentechniker oder Heizungsanlagenbetreuer. Sie unterstützen uns weiterhin. Das ist sehr schön“, sagt Sandra Sedlak, die dafür sehr dankbar ist.
Doch nicht nur Geschäftspartner hielten dem Sternhaus die Treue: „Es standen immer wieder Menschen am Tor und haben gefragt, wann wir wieder aufmachen“, berichtet Janka Günther. „Ganz viele haben eine Verbindung von früher zu dem Haus. Einer hat einen Baum gepflanzt, ein anderer hier Hochzeit gefeiert, und für viele ist es eine Begegnungsstätte, an der man zusammenkommen konnte“, erzählt die 45-Jährige weiter.
Restaurant bei Gernrode ist im Mai 2022 wiedereröffnet worden
Im Mai 2022 sei schließlich das Restaurant wieder eröffnet worden, sagt Sandra Sedlak. Eher heimlich, still und leise, damit nicht unerwartet viele Gäste kommen, „wir hatten zu Beginn nur einen Koch und eine Servicemitarbeiterin.“
Geöffnet ist seither mittwochs und donnerstags von 17 bis 20 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 20 Uhr sowie sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Angeboten wird wieder gut bürgerliche Küche von Kohlrouladen bis Hirschbraten. „Das ist das, was die Menschen kennen vom Sternhaus, und das wollen wir auch nicht verändern“, sagt Janka Günther.
Bekannt aus früheren Zeiten ist auch das Softeis, das hier stets angeboten wurde, berichten die beiden Inhaberinnen. Produziert mit ganz alten DDR-Maschinen. „Tante Ilka“ – „Ilka“ heißen die Maschinen – „eins und zwei, die inzwischen zur Reha in Thüringen gewesen sind“, sagt Sandra Sedlak. Dort seien sie aufwendig instandgesetzt worden, so dass zu Ostern dieses Jahres der Eisverkauf wieder gestartet werden konnte.
Team im Sternhaus ist inzwischen auf zehn Mitarbeiter angewachsen
Dass das Sternhaus so wieder nach und nach in Betrieb gehe, habe sich herumgesprochen, ein Mitarbeiter einen nächsten mitgebracht, so dass inzwischen ein zehnköpfiges Team im Einsatz ist. „Jeder“, sagt Janka Günther, „hat seine Aufgaben, und jeder hilft jedem.“
Perspektivisch, so die beiden Inhaberinnen, wollen sie die Gebäude behutsam renovieren und technisch modernisieren, etwa durch Photovoltaik. „Ohne das Flair des Hauses zu zerstören. Es soll seinen Charakter, das, was das Sternhaus ausmacht, behalten“, erklärt Sandra Sedlak.
Vorsichtig herantasten wolle das Team sich auch an eine Weiterentwicklung der Speisekarte „mit Gerichten, die in die neue Zeit gehören“, denkt Sandra Sedlak beispielsweise an modern angerichtete Salate.
Sie freut sich, inzwischen viele Gäste von einst wieder begrüßen zu dürfen. „Ich habe hier früher auch schon mitgeholfen, Softeis zu verkaufen. Nach über 20 Jahren wieder die gleichen Gesichter am Eisverkaufsfenster zu sehen, das ist schon erstaunlich“, sagt sie und betont: „Jeder Gast, der in die Gaststätte kommt, jeder, der ein Eis kauft, sie alle tragen ihren Teil zum Erhalt des Sternhauses und seiner Geschichte bei. Dafür sind wir sehr dankbar.“