Regionale Produkte Regionale Produkte : Mettwurst-Oskar für den Wurstmeister

Stolberg/Quedlinburg - Läuft man durch Stolberg, ist das grün-weiße Fachwerkhaus mit dem Ritter vor der Tür kaum zu übersehen: 1996 hat der gelernte Metzger Jürgen Vogl das über 500 Jahre alte Bürgerhaus von der Stadt erworben und es Stück für Stück aus eigener Kraft saniert.
Der gebürtige Gießener hatte sich bei einem spontanen Ausflug quasi in das Fachwerkstädtchen im Südharz verliebt und es als seine neue Heimat auserkoren. Als erstes richtete er ein Rittermuseum in dem Gebäude ein.
Dort wird neben historischen Waffen und Gewändern auch die einzig komplett im Original erhaltene Holzbohlenstube in Sachsen-Anhalt gezeigt. Das Zimmer stammt immerhin aus dem Jahr 1485.
Von den Einnahmen des Museums kann man nicht leben
Allein von den Einnahmen des Rittermuseums konnte Vogl jedoch nicht leben. „Also habe ich mich auf meine alten Qualitäten besonnen“, sagt der 60-Jährige, der nach seiner Zeit als Metzger als Immobilienhändler und Makler gearbeitet hatte.
Vor zehn Jahren kehrte Vogl also zu seinen beruflichen Wurzeln zurück: Er bietet in Zusammenarbeit mit anderen Partnern unter seinem goldgelben Logo Wurst aus Wildfleisch an.
Wild sei eine gesunde Alternative zu Rind- und Schweinefleisch, sagt er. Das wolle er den Menschen nahebringen.
Gut 120 Produkte sind in Zusammenarbeit mit dem Wildhandel in Wolkramshausen bei Nordhausen in den vergangenen Jahren entstanden - von der Hirsch-Nuss-Salami bis zu Wild-Leberpastete mit gehackten Backpflaumen oder Dachschmalz.
Pokal für die luftgetrocknete Hirschblase
Seit einigen Tagen ist eines von Vogls Produkten sogar preisgekrönt.
Der Metzger hat sich auf einem länderübergreifenden Wettbewerb der Fleischerinnung im niedersächsischen Gieboldehausen gegen rund 100 Konkurrenten aus Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt durchgesetzt: Für seine luftgetrocknete Hirschblase gewann er den Mitteldeutschen Mettwurst-Pokal in Gold.
Aussehen, Brät, Schnittfestigkeit, Geschmack, Darm - alles überzeugte die Jury von Vogls Wurst. Bei der Erstauflage des Wettbewerbs vergangenes Jahr hatten dagegen die Eichsfelder mit ihren sogenannten Feldgiekern die Preise abgeräumt und den Sieg unter sich ausgemacht.
Wild stammt aus den Südharzer Wäldern
Das Wild, das Vogl verarbeitet, stammt aus den Südharzer Wäldern, darauf legt er großen Wert. „Es wird bei Bedarf so geschossen, dass es nicht leidet“, sagt der Metzger.
Treib- oder Drückjagden lehnt der Stolberger ab. „Der Geschmack leide auch, wenn das Tier unter Stress und damit unter Adrenalin gestanden hat“, sagt er. Das geschossene Wild wird dann im Stolberger Ritterhaus zerlegt und nach Wolkramshausen gebracht, wo es weiterverarbeitet wird.
Eine komplette Fleischerei in dem alten Fachwerkhaus einzurichten, sei schon aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich gewesen, sagt Vogl. Der Erfolg beim Mettwurst-Oskar hat nun seinen Ehrgeiz gepackt.
Der Traum: Produkte in Italien vorstellen
Er will auch an anderen Wettbewerben teilnehmen. Sein Traum wäre es, einmal seine Produkte in Italien international vorzustellen. Gerade sei beispielsweise ein Kochschinken aus Wildfleisch entwickelt worden. Priorität habe aber erst mal sein zweites Geschäft, das seit einem Jahr in der Hohen Straße in Quedlinburg besteht. Ein drittes ist in Goslar geplant. „Wild ist im Aufwind“, da ist sich Jürgen Vogl ganz sicher. (mz)