Quedlinburger Landpartie Quedlinburger Landpartie : "Ein bisschen verrückt"

Quedlinburg - Tuchkleider, Knickerbocker, Stofftaschentücher - vom Scheitel bis zur Sohle sind die Teilnehmer der 5. Quedlinburger Landpartie zwischen 1910 und 1960 gefangen. „Die Szene boomt“, sagt Thomas Fischer aus Köln und meint nostalgische Fahrradausfahrten in zeitgenössischer Montur. Gemeinsam mit Ehefrau Silke und den Vereinskameraden vom „Newhouse Bicycle Club“ ist er zum zweiten Mal dabei.
„Der Tweed-Run Oldenburg ist eine große Nummer, Köln steckt noch in den Kinderschuhen“, so Fischer. In Quedlinburg sieht das anders aus: rund 60 Räder aus alten Zeiten oder in alter Optik sind Samstag während des Denkmalfrühstücks der Hingucker. Erst recht, wenn die dazugehörigen Fahrer scheinbar in der Zeitmaschine oder wenigstens in Omas Kleiderschrank waren. Sie kommen aus Hildesheim, Tangermünde, Leipzig und natürlich von hier.
Unter Jubel verlässt die Gruppe den Markt Richtung Felsenkeller Bad Suderode. Für Jens Jürgens, der die Strecke geplant hat, war das Ziel eine Herzensangelegenheit, ist es doch „das einzig verbliebene Ausflugslokal in der Region“. Willkommen ist jeder, der Gefallen an der nostalgischen Sache findet. Mitorganisator David Seidlitz zum Beispiel hat ein Faible für alte Dinge: „Mich fasziniert ihre Einfachheit.“
Seine Meinung, dass „wir ein bisschen verrückt sind“, teilt Silke Hilker aus Hildesheim. Ihr gefällt außerdem der Gedanke, ihr Leben etwas zu entschleunigen. Einige Radler sprechen mit Blick auf ihre Fahrradleidenschaft sogar von Sucht - nicht wenige besitzen ein Dutzend oder mehr Drahtesel.
Raum für Fachsimpelei gibt es abends beim Radlerball im Quartier 7 mit Musik und einem Bühnenprogramm zu Galgenliedern Christian Morgensterns. Was fehlt der Landpartie? „Eigentlich nur ein Tandem“, sagt Fischer und lässt offen, ob er 2017 eines an den Start bringt. (mz)
