Quedlinburg Quedlinburg: Wasser kommt vom Berg
QUEDLINBURG/MZ. - Das Naturschutzgebiet der Altenburg bei Quedlinburg dient einerseits als Erholungsgebiet für die Städter. Es birgt aber noch eine andere wichtige Funktion. "Die Altenburg garantiert die Sicherheit der Trinkwasserversorgung für etwa 23 000 Einwohner in Quedlinburg sowie für Ditfurt, Morgenrot und Quarmbeck. Dort werden zugleich die tageszeitabhängigen Verbrauchsschwanken ausgeglichen", erklärt Beate Lierath, Fachingenieur Trinkwasser beim Zweckverband Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung Ostharz Quedlinburg.
Genauer gesagt, ist es die unscheinbar mitten im Wald befindliche und ins Erdreich eingelassene Hochbehälteranlage. Sie besteht aus zwei Behältern. Mit 195 Metern über den Meeresspiegel sorgt die Anlage zudem für stabile Wasserdruckverhältnisse im etwa 40 bis 75 Meter tiefer liegenden Stadtgebiet.
Eigentlich bietet der Blick in den Hochbehälter nichts Spektakuläres. Dort ist es stockdunkel. "Wo Licht ist, würden auch Algen wachsen", begründet sie dies. Durch einen weiß gefliesten Vorraum gelangt man jeweils in einen der Behälter. Der Zugang ist dabei nur über eine ein mal 1,75 Meter große stählerne Drucktür mit Bullauge möglich. Vorarbeiter Siegfried Gaede hat dabei alle Mühe, die acht Hebel, die die Tür mit der Kammer verschließen, aufzubekommen. "Die Gummidichtung hat sich wohl festgesaugt, denn der Zugang steht im Normalfall unter Wasser", sagt er. Normalerweise ist der Zutritt zu den Kammern nur einmal im Jahr nötig. Nämlich dann, wenn diese vollständig für die Reinigung und Desinfektion entleert werden. Dann kann natürlich auch die Innenbeleuchtung zugeschaltet werden. 36 Meter im Durchmesser und sechs Meter hoch ist solch eine kreisrunde Kammer aus wasserdichtem Stahlbeton. Getragen wird die Decke durch 18 Säulen. Der Wasserfüllerstand liegt bei 5,20 Meter, die Temperatur schwankt ganzjährig um die zehn Grad Celsius.
Die Hochbehälteranlage, die 1993 zur Stabilisierung der Wasserversorgung auf der Altenburg errichtet wurde, sollte besonders in den höher gelegenen Stadtgebieten den Druck gewährleisten. 2009 wurde die Anlage umgebaut. Sie funktionierte bis dahin als Gegenbehälter. Das Grundwasser aus dem knapp zwei Kilometer entfernten Trinkwassergewinnungsgebiet Brühl, wo sich elf Brunnen befinden, ist bisher durch ein Rohr hinaufgepumpt und dann durch das selbe Rohr ins Netz eingespeist worden. Jetzt werden die beiden je 5 000 Kubikmeter fassenden Behälter durch eine Leitung, die sich vor den Behältern verzweigt, durch leicht mit Chlor desinfiziertem Wasser gefüllt und durch eine zweite das Trinkwasser für die Stadt bereitgestellt. Damit kann ein kontinuierlicher und stabiler Betrieb gewährleistet werden, wie Andreas Bongort, ZVO-Wassermeister, erläuterte. Bis dahin musste der Wasserspiegel in den Behältern nämlich ständig abgesenkt und aufgefüllt werden. Dies war notwendig, damit die Wasserqualität erhalten blieb, weil früher nur das im Stadtgebiet nicht benötigtes Wasser den Behälter erreichte.
Der Wasserstand in den Hochbehältern wird übrigens über die Leitwarte des Zweckverbands in der Quedlinburger Lindenstraße überwacht und gesteuert. Rund 3 000 Kubikmeter Trinkwasser werden in der Stadt Quedlinburg am Tag verbraucht.