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Quedlinburg Quedlinburg: Nightfire auf Sparflamme

Von FRANK RUPRECHT 21.10.2010, 13:43

QUEDLINBURG/MZ. - Die meisten haben es wohl gar nicht richtig bemerkt. Zum ersten Mal in der Geschichte der im Jahr 2001 ins Leben gerufenen und auf den Namen "Nightfire" getauften Quedlinburger Kneipennacht gab es Anfang des Monats einen Totalausfall. "Es waren dieses Mal zu wenig Kneipen, die sich beteiligen wollten. Und das macht wenig Sinn, wenn wir uns als größte Kneipennacht im Harz bezeichnen wollen", sagte Veranstalter Wilhelm Fries von der Quedel-Agentur. So wurde die 16. Auflage auf nächstes Jahr Anfang April verschoben, wie Fries versprach. Und es könnte dann vorerst auch nur bei einer Veranstaltung im Jahr bleiben. Ob im Frühjahr oder Herbst, das steht allerdings noch in den Sternen.

Wie seit all den Jahren plante Wilhelm Fries das Nightfire. Anfang August standen die Zeichen für die Oktoberveranstaltung noch gut. Mit zehn Kneipen sollte das musikalische Fest in der Welterbestadt, früher waren es sogar 15 bis 22 Kneipen, stattfinden. Doch der Kneipenriese "Lüddebräu" in der Blasiistraße als größter Mitwirkender, zog kurzfristig die Handbremse und stieg aus. "Frau Clair wollte wieder eine ganz bestimmte Band, die aber zu diesem Zeitpunkt wegen eines Auslandtermins nicht verfügbar ist und es sich daher für das Haus nicht lohnen würde", weiß Fries von der Chefin selbst. Denn Lüdde habe in der Vergangenheit die meisten Bändchen, die seit Jahren mit einem Preis von sechs Euro als Eintrittsmarke und für den kostenlosen Shuttle-Verkehr mit Taxis gelten, unter die Leute gebracht. Immerhin bis zu 600 Bändchen waren es mitunter. Ein Absatz, der laut Fries von anderen Kneipen auch aufgrund ihrer geringeren Größe nicht zu toppen war.

Was aber hat der Bändchenabsatz mit dem Leben oder Sterben der Kneipennacht zu tun? Fries versuchte dies zu erklären. Verkauft ein Kneipe 100 Bändchen, werden damit die eigenen Kosten teilweise gedeckt. Der Erlös vom 101. Bändchen aufwärts kommt in den so genannten "großen Topf", der wiederum unter den beteiligten Kneipen aufgeteilt wird, gemäß dem Solidaritätsprinzip. Fries weiß auch, dass mit der Absage von Lüddebräu sich andere, sonst beteiligten Gastronomen aus dem Nightfire-Geschäft zurückgezogen hatten. Unter anderem das Restaurant "Word-Haus", dessen Besitzer aber trotz intensiver Bemühungen nicht erreichbar war.

Warum sich Lüddebräu entschied, im Oktober auszusteigen, sagte die Chefin Christin Clair Kirchhoff ganz unverhohlen. "Ich bin hier nicht der Buh-Mann. Es gab ein ständiges Hüh und Hott um die Kneipennacht. Erst hieß es bei einer Versammlung, wir machen nur noch einmal im Jahr, dann wieder, wir machen es doch zweimal." Im Prinzip seien sich die Kneiper dann doch nicht so richtig einig gewesen. Und weil plötzlich der Oktober wieder als kurzfristiger Termin stand, habe sie abgesagt. Vor allem, weil ihre Stamm-Band, die sie haben wollte, schon ausgebucht war - die Round up Boys aus Berlin. "Eine andere will ich aber nicht haben. Entweder die oder keine. Ich will nicht so eine doofe Band haben. Ich will den Leuten etwas bieten", erklärte die Geschäftsfrau. Zweimal habe sie bereits die Erfahrung gemacht, dass es mit anderen Bands nicht funktioniert und die Leute weg bleiben. Sie habe auch zugesichert, im April nächsten Jahres wieder dabei zu sein und ihren "Kollegen" erklärt, dass man das Nightfire vielleicht auch mal in einem kleineren Kreis machen könnte.

Das Hüh und Hott kennt auch Brigitte Roy vom Wispel-Pub am Mathildenbrunnen. "Vor zwei Jahren hatten wir beschlossen, nur noch einmal im Jahr Nightfire zu machen. Und weil es im vergangenen Frühjahr so gut für uns alle lief, wollten wir jetzt im Herbst weiter machen", so Frau Roy. Doch am Ende blieben nur noch fünf Kneipen im Boot. "Damit kann man nichts anfangen. Wir machen im Frühjahr weiter und dann nur noch einmal im Jahr", ist ihre Meinung.

Genauso sieht es auch Nadine Lange vom Restaurant "Prinz Heinrich" Ecke Pölle / Bockstraße, das all die Jahre zur Kneipennacht gerade in diesem Bereich eine gute Adresse war. Doch: "Einmal im Jahr reicht völlig. Wenn so viele abspringen, macht das ja auch wenig Sinn", so die Chefin des Hauses. Man könne es auch mit weniger Kneipen probieren. "Mit Lüdde fällt und steht aber das Nightfire", schätzt sie ein.

So bleibt den eingefleischten Nightfire-Fans nur, bis zum April zu warten, wenn wieder Live-Musik in den Kneipen der Stadt die Gäste anlockt. Und dann soll es auch eine Neuerung geben, wie Wilhelm Fries versprach. "Dann wird zu jeder halben und vollen Stunde Musik gemacht, damit die Leute nicht unnütz von einer Kneipe zur nächsten irren und es ist dann gerade nichts los und Pause", so der Plan der Veranstalter.

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