Quedlinburg Quedlinburg: Das Ende eines Nervenkriegs
QUEDLINBURG/MZ. - Nach langem Hin und Her ist es jetzt amtlich: Die Außenstelle der Kfz-Zulassungsbehörde in Quedlinburg macht am Freitag, 5. August, punkt 12.30 Uhr dicht. Wer sein Auto an- oder abmelden will, muss ab dem 8. August nach Halberstadt oder Wernigerode fahren. Das gab die Pressestelle des Landkreises Harz in Halberstadt bekannt.
In die Quedlinburger Räume zieht dann die Regionalstelle der Kommunalen Beschäftigungsagentur (Koba). Diese sollte bereits seit 1. Januar den Standort in der Heiligegeiststraße bezogen haben.
Enttäuschung, aber auch Erleichterung spiegelt sich in den Gesichtern der Mitarbeiterinnen vom Kennzeichendienst Jüngst in der Heiligegeiststraße 20 wider. Seit 1990 prägen sie Nummernschilder für die Fahrzeuge. Natürlich ist auch ihr Geschäft von der Schließung der Zulassungsstelle betroffen. Wer hier kein Auto zulässt, wird auch das Kennzeichen hier nicht herstellen lassen. Zum "Inventar" des Ladens gehört Geschäftsstellenleiterin Siglinde Albrecht: "Wir hatten die Hoffnung, dass es doch weitergeht und sind jetzt enttäuscht. Nun hat der Nervenkrieg aber ein Ende." Außerdem sei ein "Ende mit Schrecken immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende", sagt sie.
Grund für diese Einstellung war die ständige Ungewissheit. Durch Mundpropaganda hatten die Mitarbeiterinnen erfahren, dass das Aus bereits zum 30. November vergangenen Jahres kommen sollte. Albrecht: "Jede Woche kam ein anderes Datum." Trotzdem wollten die Frauen nicht kampflos das Feld räumen. Sie wollten um ihre Arbeitsplätze kämpfen und hatten eine Unterschriftenliste ausgelegt. Rund 400 Personen setzten ihre Namen unter die Forderung, die Zulassungsstelle zu erhalten. Die Liste wurde anschließend dem Landkreis übergeben.
"Es kam nie eine Reaktion", bedauert die Geschäftsstellenleiterin, die Berichte der Mitteldeutschen Zeitung über die geplante Schließung der Kennzeichenprägestelle in die Schaufenster gehängt hatte, um noch mehr Öffentlichkeit zu erreichen. Wehmütig sagt Albrecht: "Wir hatten immer ein gutes Verhältnis zu den Autohäusern und zur Kundschaft. Es ging hier sehr familiär zu."
Von der Kündigung betroffen ist auch Anke Mentze, die seit 2009 hier arbeitet: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei der Zulassung in Halberstadt schneller gehen soll. Außerdem wird es dann bei der Behörde mit den Parkplätzen knapp werden." Beide haben schon eine berufliche Alternative gefunden, möchten sich mit Details aber noch zurückhalten.
Das Aus kommt auch für Diana Rühle, die seit drei Jahren nebenan bei Autoschilder Quedlinburg die Kennzeichen prägt. Auch sie ist natürlich enttäuscht und findet es nicht in Ordnung, dass die Quedlinburger nun extra nach Halberstadt fahren müssen.
Laut Pressestelle des Landkreises soll nach der Schließung in Quedlinburg der Service in Halberstadt und Wernigerode erweitert werden. Um lange Wartezeiten für die Besucher zu vermeiden, wird das Online-Angebot ausgebaut. Im Internet können zum Beispiel Wunschkennzeichen reserviert und Termine vereinbart werden. "Darüber hinaus gibt es eine räumliche Trennung von Privatkunden und Händlern. Das trägt auch zu mehr Qualität bei", heißt es aus der Kreisbehörde.