Quedlinburg Quedlinburg: Betreuungsbehörde sucht engagierte Freiwillige
Quedlinburg/MZ. - "Frau Geidel hat ein optimistisches Naturell", sagt Ute Schinzel von der Betreuungsbehörde des Kreissozialamtes, Fachbereich Quedlinburg: "Das ist für uns ganz wichtig, um auch die weniger schönen Momente meistern zu können." Heidemarie Geidel aus Heteborn wiederum suchte vor etwas über einem Jahr eine neue Herausforderung neben ihrer beruflichen Tätigkeit beim Bauernverband Nordharz. In der Bürogemeinschaft in Halberstadt gab es auch zwei Berufsbetreuer. Deren Erzählungen weckten das Interesse. "Ich wollte mich zunächst auch beruflich selbstständig machen. Aber mit 59 noch einmal etwas völlig Neues anfangen. Das war es dann doch nicht", gesteht sie.
Doch sie bewarb sich bei der Betreuungsbehörde als Ehrenamtliche, und zwar in allen drei Fachbereichen des Landkreises Harz. Reagiert haben die Quedlinburger, weiß sie noch. Deshalb wurde sie auch hier und nicht in Halberstadt, was beruflich besser gepasst hätte, vor etwa einem Jahr ehrenamtliche Betreuerin, eine von rund 56 Betreuern im Altkreis Quedlinburg, darunter 16 Berufsbetreuer. "Die Ehrenamtlichen bilden aber das Rückgrat. So möchte es auch der Gesetzgeber, um das soziale Miteinander zu fördern", erklärt Ute Schinzel.
Für eine Frau in den 70ern hatte Heidemarie Geidel zunächst die Gesundheitssorge und Vermögensvorsorge zu gewährleisten. Vom Amtsgericht bestellt in Zusammenarbeit mit der Betreuungsbehörde. Die Frau wohnte noch in einer Wohnung. "Wir dachten, dass es da wenig Probleme gibt" sagt Ute Schinzel. Doch das Leben spielt manchmal anders. Die Quedlinburgerin wurde zu einem Problemfall, eine echte Herausforderung für Heidemarie Geidel. So musste nach wenigen Monaten der Umzug in das Awo-Pflegeheim am Kleers organisiert werden. Die Familie fühlte sich mit der Betreuung der seelisch kranken Frau überfordert, so dass nicht das Prinzip gelten konnte, zuerst Angehörige mit der Betreuung zu betrauen.
Trotz der sich ausweitenden Aufgaben und der manchmal auch sehr schwierigen Kontakte mit der Frau dachte Heidemarie Geidel nicht an das Aufhören. Sie nahm die Herausforderung nicht nur an, sondern übernahm weitere Betreuungen, zunächst zwei weitere in Quedlinburg, nun nochmals drei in Halberstadt. Das ist auch die obere Grenze, sagt sie. Meist sind es ein oder zwei Menschen, die ein ehrenamtlicher Betreuer übernimmt, weiß Ute Schinzel. Es gehe darum, dass keiner überfordert werde, selbst abschätzt, wie viel er verkraftet. Sollte es zu viel werden, könne der Betreuer jederzeit auch das Handtuch werfen.
Wegen des Geldes wird keiner ehrenamtlicher Betreuer, betont Heidemarie Geidel. 323 Euro Aufwandsentschädigung im Jahr pro Betreuungsfall gibt es. Es müssen also andere Gründe sein. Die ehemalige Bürgermeisterin von Heteborn nennt als einen Grund, mitten im Leben zu stehen, einen zweiten, neue Leute kennen zu lernen, in den Behörden aber auch im privaten Umfeld. "Das hält mich jung und fit. Die Kinder sind aus dem Haus, da ist Zeit vorhanden. Ich kann es anderen nur empfehlen, sich hier zu engagieren", bekennt sie. Schließlich werde Menschen geholfen, die allein für ihr tägliches Leben nicht mehr vorsorgen können, sei es in Beziehung zu Behörden, bei der Gesundheit oder beim Umgang mit den Finanzen. "Es geht vor allem um die Durchsetzung sozialer Leistungen", ergänzt Ute Schinzel.
Zugleich betont Heidemarie Geidel aber auch, dass jeder, der noch berufstätig ist, sich genau überlegen sollte, ob er dies leisten kann. Bis zu zehn Stunden im Monat müsse der ehrenamtliche Betreuer schon für den Betroffenen da sein. Dabei gebe es Höhen und Tiefen. Diese zu meistern, dafür biete die Betreuungsbehörde zusammen mit dem Betreuungsverein auch mindestens sieben Schulungen im Jahr, in Kooperation mit der Volkshochschule, an. Die Kontakte zwischen Betreuer und Behörde schätzt Heidemarie Geidel gerade in Quedlinburg als sehr entgegenkommend und unterstützend ein.
Wer sich als ehenamtlicher Betreuer engagieren möchte, kann sich an die Betreuungsbehörde beim Kreissozialamt in Quedlinburg, Halberstadt oder Wernigerode wenden. Ansprechpartnerinnen in Quedlinburg im Mummetal 2 sind Yvonne Heinrich, Telefon 039 41 / 5970 6629 , und Ute Schinzel, Telefon 039 41 / 5970 6630 .