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Quedlinburg Quedlinburg: Besucher «stürmen» Glaswerkstätten

Von HOLGER HADINGA 11.09.2011, 16:50

QUEDLINBURG/MZ. - Und zwar im Gernröder Weg 3. Hier befindet sich das Gelände der ehemaligen Glaswerkstätten Ferdinand Müller.

"Mit solch einem riesigen Ansturm hätte ich nun wirklich nicht gerechnet", zeigte sich Bärbel Müller, Urenkelin des einstigen Fabrikbesitzers, positiv überrascht. Sie hatte viel in die damalige Ruine investiert, so dass mittlerweile 15 Wohnungen mit einer Größe von 50 bis 95 Quadratmetern entstanden sind. Drei weitere Wohnungen werden derzeit noch fertig gestellt.

"Wir beteiligen uns zum ersten Mal beim Tag des offenen Denkmals, weil hier wirklich viel gemacht wurde, was auch gezeigt werden soll. Außerdem ist die Firma Müller für Quedlinburg ein Begriff", sagte die Urenkeltochter. Stolz verwies sie vor allem auf die neue Fassade sowie den Brunnen, der ein Nachbau des Brunnens vor der Wipertikirche ist.

Ständig wurde Müller von den Gästen befragt. Die wollten vor allem wissen, ob sie mal einen Blick in eine Wohnung werfen können. Sie erklärte sich bereit einige ihrer privaten Zimmer zu zeigen. Das sprach sich auf dem Hof in Windeseile herum, so dass sich sofort vor dem Eingang eine lange Menschenschlange bildete. Es wurden dann kleinere Gruppen zu je acht Personen hineingelassen.

Nostalgisches Treppenhaus

Als die Interessierten das Treppenhaus betraten, war zu hören: "Ist das angenehm kühl hier." Denn auf dem Hof zeigte die Sonne weiterhin, dass der Sommer noch nicht vorbei ist. Bärbel Müller verwies darauf, dass das Treppenhaus noch wie um das Jahr 1900 ist. Ehrfurchtsvoll blieben die Besucher vor einem großen, bunten Bleiglasfenster stehen, bevor Bärbel Müller ihre Wohnungstür öffnete.

Hier zeigten sich die Gäste von der Größe und Höhe, rund vier Meter, der Räume begeistert, ebenso vom Stuck an der Decke. Hauptanziehungspunkt war jedoch das riesige Atelierfenster. "Das besteht aus vielen Einzelteilen, wie die Bleiglasfenster, die heute ein Vermögen kosten", erklärte Müller.

In dieser Besuchergruppe war auch Gudrun Harnack. Sie wohnte von 1961 bis 1971 in diesem Haus, jedoch eine Wohnung unter der von Bärbel Müller. "Wir haben hier geheiratet", erzählte Harnack. Weiter sagte sie: "Ich bin heute hier, um zu sehen, was aus dem Haus in der Zwischenzeit geworden ist. Und es ist hier wirklich wunderschön, vor allem der Stuck ist ganz toll."

Hilfreich zur Seite stand bei den Führungen Ulrike Lohwasser. Sie wohnt seit 2007 hier - und zwar in der damaligen Wohnung von Gudrun Harnack und ihrem Mann. Lohwasser stand am Sonntag an der Eingangstür und passte auf, dass die Gruppen für die Führungen nicht zu groß wurden.

Bewohnerin kommt ins Schwärmen

"Ich fühle mich sehr wohl in meiner Wohnung. Mir kommen vor allem die hohen Räume zugute, weil ich große Eichenmöbel habe", sagte Lohwasser. Außerdem findet sie die Lage ruhig und abgeschottet. Zwar liege nebenan die Bahnanlage, doch die Züge höre man nicht, da alles gut gedämmt sei. Ebenso schätzt sie: "Hier ist es familiär. Man kennt sich und im Sommer grillt man manchmal draußen gemeinsam oder trinkt ein Glas Wein."

Eine weitere Besucherin war zum Beispiel Sigrun Pitschmann aus Quedlinburg: "Bei dem Gebäude fallen schon von außen die großen Fenster auf. Und nun konnte ich mich hier von dem schönen Ambiente überzeugen." Auch sie erklärte, dass für die Quedlinburger das Gelände mit der Tradition der Glaswerkstätten verbunden sei. Pitschmann und ihr Mann sind jedes Jahr zum Tag des offenen Denkmals in der Stadt unterwegs. Es gäbe immer etwas Einmaliges zu entdecken. Doch von den früheren Glaswerkstätten Ferdinand Müller war nicht nur sie begeistert: "Wir haben hier so viele Bekannte getroffen, die die Gelegenheit auch genutzt haben."

Ein weiterer Besucher aus Quedlinburg meinte: "Auch wenn die Schlange ziemlich lang ist und man Wartezeit einplanen muss, wird sich die Besichtigung lohnen. Wann hat man sonst die Chance, das hier alles mal genau anschauen zu können."

Gäste bestens versorgt

Wer sich nach dem Umschauen eine Pause gönnen wollte, hatte dazu beste Gelegenheit. Es standen auf dem Hof Kaffee und ein Kuchenbüfett bereit. Ebenfalls gab es Grillwürstchen sowie Erfrischungsgetränke. An den langen Bänken sorgten Sonnenschirme für etwas Schatten. In Quedlinburg beteiligten sich rund 70 Einrichtungen am Tag des offenen Denkmals, welcher bundesweit stattfand.